Nachdem das Thema jüngst in diversen Rats- und Ausschusssitzungen ausgiebigst diskutiert worden ist, hat der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Simmern-Rheinböllen in seiner jüngsten Sitzung überraschend beschlossen, die Stelle eines Energiemanagers zu schaffen, auszuschreiben und zu besetzen. Der Bau-, Umwelt- und Planungsausschuss hatte dies kürzlich noch abgelehnt und einen negativen Empfehlungsbeschluss gefasst.
Was bisher geschah: Im Oktober 2024 ist vorsorglich ein Antrag für eine 70-prozentige Förderung zur Errichtung eines kommunalen Energiemanagementsystems eingereicht worden. Vorsorglich deshalb, weil dieses Förderprogramm im November 2024 ausgelaufen ist. Die VG Simmern-Rheinböllen indes kann noch daran teilnehmen, sofern sich der Rat dafür ausspricht. Mit einem Energiemanagement können die Ziele der VG – die Reduzierung von Energieverbräuchen und damit einhergehend auch der Energiekosten – effizienter verfolgt werden. Neben der technischen Infrastruktur ist auch der Aufbau einer abteilungsübergreifenden Organisationsstruktur (Energieteam) für den Erfolg des Energiemanagements entscheidend. Das heißt: Ein Energiemanager soll eingestellt werden.
Energiemanager könnte Mitte des Jahres seine Arbeit aufnehmen
Der Aufbau eines solchen Energiemanagementsystems wird vom Bund gefördert. Gegenstand der Förderung sind die Installation entsprechender Messtechnik, Energiemanagementsoftware, Einsatz externer Dienstleister, Dienstreisen für Weiterqualifizierungen und den Einsatz von Fachpersonal. Die Förderquote liegt bei 70 Prozent. Der Bewilligungszeitraum beträgt 36 Monate. Mitte 2025 könnte der Energiemanager seine Arbeit aufnehmen. Nach Berechnungen der VG-Verwaltung ist voraussichtlich mit Ausgaben in Höhe von knapp 400.000 Euro zu rechnen. 275.000 Euro Fördergelder winken. Der jährliche Eigenanteil der VG beläuft sich auf knapp 40.000 Euro.
Die Verwaltung hat ausgerechnet, dass sich bei den kommunalen Liegenschaften jährlich etwa 110.000 Euro im Wärmesektor und noch mal 100.000 Euro im Stromsektor einsparen lassen. Auch der Bereich Wasser berge Einsparpotenzial – allerdings in noch unbekannter Höhe, da hierfür noch keine Verbrauchszahlen ermittelt wurden. Auch die Finanzierung sei gesichert, hatte Jens Rupp, Leiter der Finanzabteilung bereits dem Bau-, Umwelt- und Planungsausschuss erläutert. Zur Deckung des Eigenanteils in Höhe von 40.000 Euro jährlich wird der Ansatz bei der Vergnügungssteuer um 20.000 Euro von 480.000 auf 500.000 Euro erhöht. Die Abrechnung habe nämlich ergeben, dass das Rechnungsergebnis 2024 insgesamt 503.000 Euro betragen wird. Der noch verbleibende Eigenanteil der vorgenannten Stelle in Höhe von 20.000 Euro erfolgt durch den bereits bestehenden zahlungswirksamen Überschuss nach Abzug der Tilgung im Jahr 2025. Trotzdem hatte der Bau-, Umwelt- und Planungsausschuss im Januar einen Energiemanager abgelehnt (acht Neinstimmen, sieben Jastimmen, zwei Enthaltungen.
Aufgabe kann nicht vom Klimamanager nebenbei erledigt werden
Auch der Haupt- und Finanzausschuss hatte sich bereits mit diesem Thema befasst. Unter anderem wurde die Frage gestellt, ob der derzeitige Klimaschutzmanager Nils Füllenbach die Aufgaben eines Energiemanagers miterledigen könne. Daraufhin stellte die VG-Verwaltung klar, dass dieses Projekt nicht vom Klimaschutzmanager oder einem Sachbearbeiter nebenher zu stemmen sei. Insbesondere die Errichtung, Umsetzung, Etablierung und Pflege des Energiemanagementsystems sei ein Vollzeitjob. Darüber hinaus hatte Bürgermeister Michael Boos immer wieder betont, dass der Benefit nicht nur in der Förderung der Personalkosten liege, sondern insbe- sondere auch in der Förderung der benötigten Mess- und Regelungstechnik. Die geförderten ersten drei Jahre seien besonders wichtig, da in diesem Zeitraum die für das Energiecontrolling benötigte Infrastruktur errichtet werde.
Nun landete das Thema also wieder im Verbandsgemeinderat. Christian Klein wiederholte seine Bedenken und sprach sich gegen die Schaffung „von immer wieder neuen Stellen aus“. Gleichwohl sehe er auch Vorteile. Jenny Apelt (FDP) betonte, dass ein Energiemanager „grundsätzlich notwendig ist“. Sie hätte sich allerdings Alternativvorschläge zu einer internen Stelle gewünscht, worauf Bürgermeister Boos entgegnete: „Es ist nicht einfach, hierzu Angebote zu bekommen.“ Für Irene Theis (Grüne) ist es „wichtig, dass ein Energiemanager eingestellt wird“, und Benjamin Zilles (SPD) erklärte gar, dass der Energiemanager für seine Fraktion ein „Glücksgriff“ sei. Dieser Meinung waren letztlich insgesamt 15 Mandatsträger, sechs sprachen sich dagegen aus, neun Ratsmitglieder enthielten sich.