Gebäudekauf in Büchenbeuren
Ärztehaus ist jetzt in kommunaler Hand
Die Vertreter des Zweckverbandes Gemeinden Flughafen Hahn am Gesundheitszentrum in Büchenbeuren nach der notariellen Beurkundung des Kaufs (von links): Guido Schmittinger (Ortsbürgermeister Hahn), Thomas Müller (Ortsbürgermeister Bärenbach), Linda Geißler-Sülzle (Erste Beigeordnete Büchenbeuren), Peter Müller (Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg und Vorsitzender des Zweckverbands), Corina Velten (Ortsbürgermeisterin Lautzenhausen) und Markus Bongard (Ortsbürgermeister Sohren).
Peter Kaufmann

Um die medizinische Versorgung sicherzustellen und einem möglichen Ärztemangel entgegenzuwirken, hat der Zweckverband Gemeinden Flughafen Hahn einen ungewöhnlichen Schritt gewagt: Er hat das Gesundheitszentrum Büchenbeuren gekauft. 

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Als der Besitzer des Gesundheitszentrums das Gebäude in Büchenbeuren zum Verkauf stellte, nutzte der Zweckverband (ZV) Gemeinden Flughafen Hahn die Chance. An diesem Mittwoch hat er das Gesundheitszentrum erworben, der Eigentumsübergang erfolgt zum 1. Juli. „Wir wollten die derzeitige Nutzung des Gebäudes auch weiterhin sicherstellen“, erklärt Peter Müller, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg und Vorsitzender des Zweckverbands. 

Seit 2021 war das Gebäude im Besitz eines Privatinvestors aus dem Frankfurter Raum. Dieser habe nun verkaufen wollen und damit wäre die anschließende Nutzung des Gebäudes unklar gewesen, ist Müller sicher. „Uns als kommunale Familie war es aber wichtig, Voraussetzungen für eine verlässliche medizinische Versorgung zu schaffen“, sagt Müller – und so dauerhaft die Kontrolle über eine der wichtigsten Einrichtungen der örtlichen Daseinsvorsorge sicherzustellen. Aktuell versorgt das Gesundheitszentrum circa 15 Dörfer mit etwa 10.000 Einwohnern. 

„Mit dem Erwerb des Gesundheitszentrums liegt die Verantwortung nun dort, wo sie hingehört: bei den Menschen vor Ort.“
Peter Müller, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg und Vorsitzender des Zweckverbands

„Mit dem Erwerb des Gesundheitszentrums Büchenbeuren durch den Zweckverband Gemeinden Flughafen Hahn liegt die Verantwortung nun dort, wo sie hingehört: bei den Menschen vor Ort“, betont Müller. Das kommunale Eigentum versetze die Verantwortlichen in die Lage, aktiv zu gestalten, statt nur zu reagieren. „Wir übernehmen Verantwortung – für heute und für kommende Generationen“, sagt der Bürgermeister.

Beschlossen hatte der Zweckverband den Kauf in einer Sitzung Ende Mai. „Die genaue Finanzierung ist allerdings noch offen“, räumt Müller ein. Der Kauf werde sehr wahrscheinlich teils kreditfinanziert, der Zweckverband selbst verfüge über keine Mittel. Zur Finanzierung müssten die Mieteinnahmen genutzt werden. Wenngleich der ZV den Kauf in der Verbandsversammlung beschlossen habe, habe er die Zustimmung der Räte. „Die Vertreter der Gemeinden haben den Kauf in ihren Kommunen natürlich thematisiert“, sagt er. Er sei ein wichtiger strategischer Schritt gewesen, um den langfristigen Erhalt und die Weiterentwicklung des Standorts zu sichern. „So haben wir zukünftig den Hut auf“, sagt Müller, der Zweckverband investiere gezielt in ein kommunales Modell, das auf Beständigkeit, Transparenz und Gemeinwohl ausgerichtet sei.

„Als Eigentümerin können wir gezielt steuern, wer welche Leistungen im Gesundheitsbereich anbietet und welche Partner in das Zentrum zukünftig eingebunden werden“, sagt Müller. „So sichern wir nicht nur den bisherigen notwendigen Status, sondern haben auch die Möglichkeit, diesen gezielt auszubauen.“ Dabei gehe es allein um die Daseinsvorsorge, nicht um Gewinnmaximierung. Von der Übernahme in kommunale Trägerschaft profitierten die ansässigen Ärzte, sie schaffe Verlässlichkeit und Planungssicherheit etwa durch stabile Mietverhältnisse, Investitionen in die Infrastruktur und die langfristige Sicherung des Standorts, erklärt der ZV.

Tatsächlich sei die Zukunft des Gesundheitszentrums mit dem Verkauf ungewiss gewesen, sagt der für das Ärzteteam verantwortliche Mediziner Peter Münster. „Es kam uns also recht, dass der Zweckverband das Gebäude übernommen hat“, sagt er. Das Ärzteteam hoffe mit dem ZV nun auf einen Vermieter, der ihnen wohl gesonnen sei im Gegensatz zu einem Investor, der nur auf den Profit schaue. Derzeit bestehe das Ärzteteam aus sechs Gesellschaftern und zwei weiteren Medizinern, die aus dem Ruhestand heraus unterstützen, erklärt Münster. Zudem seien einige der medizinischen Fachangestellten als sogenannte VERAHs – die Abkürzung steht für Versorgungsassistenz in der Hausarztpraxis – ausgebildet. „Sie können eigenständig Hausbesuche oder Wundversorgung machen“, sagt Münster. Sie entlasteten somit die Hausärzte und stellten mit dem Ärzteteam eine umfassende Patientenbetreuung sicher. 

„Uns als kommunale Familie war es wichtig, Voraussetzungen für eine verlässliche medizinische Versorgung zu schaffen.“
Peter Müller

„Wir sind eine moderne Praxis und vom Grundprinzip her attraktiv“, sagt Münster mit Blick auf potenzielle Nachfolger. Der Standort sei Lehrpraxis der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und habe die volle Weiterbildungsermächtigung. Auch der ZV habe zum Ziel, das Gesundheitszentrum als attraktiven Standort für die Ansiedlung neuer Ärzte zu bewerben und insbesondere junge Mediziner zu gewinnen – etwa durch klare Strukturen, flexible Raumkonzepte und stabile Mietverhältnisse. In diesem Ansatz sehe der ZV eine konkrete Antwort auf den Ärztemangel. „Wir wollen mit dem wegweisenden Projekt eine Signalwirkung erreichen, indem langfristige Perspektiven geschaffen und moderne und zeitgemäße Räumlichkeiten für die medizinische Versorgung in der Region und für die gesamte Verbandsgemeinde Kirchberg, und das in kommunaler Hand, angeboten werden können“, erklärt der ZV abschließend. Dem kommunalen Zweckverband Gemeinden Flughafen Hahn gehören die Ortsgemeinden Bärenbach, Büchenbeuren, Hahn, Lautzenhausen, Sohren und die Verbandsgemeinde Kirchberg an. 

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