Wenn am Sonntag, 26. Mai 2019, die Wahl des EU-Parlaments ansteht, möchte der Bopparder Sozialdemokrat als aktiver Teil des Geschehens zum ersten Mal einen völlig unspektakulären Wahlabend genießen.
Aus heutiger Sicht kann sich Neuser tatsächlich zurücklehnen, wenn die Prognosen über die Europawahl verkündet werden. Denn seine Wahl ist dann gewiss. Nach Lage der Dinge wird sich Neuser erstmals auf einem sicheren Listenplatz wiederfinden. Nur unter dieser Voraussetzung hat sich Neuser, der im März 70 wird, überhaupt dazu entschlossen, nochmals zur Europawahl anzutreten.
Nach der Wahl von Jutta Steinruck zur Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen ist für Neuser der Weg zur Nummer eins in Rheinland-Pfalz frei geworden. 2009 und 2014 musste Neuser seiner Genossin aus der Pfalz den Vortritt lassen. So war für den Bopparder stets der zweite Platz reserviert. Und der bedeutete dann auf Bundesebene eine hintere Platzierung. „Alle SPD-Kreisverbände in Rheinland-Pfalz sind bereits darüber informiert, dass ich noch mal antreten möchte“, sagt Neuser. Da er bisher noch keine „Kampfansage“ gegen ihn vernommen hat, geht er davon aus, dass seine Genossen seine Kandidatur unterstützen werden.
Zweimal wurde Neuser ins EU-Parlament gewählt – jedes Mal nach einem Wahlkrimi. Der Wahltag 7. Juni 2009 endete für Neuser am 8. Juni. Erst tief in der Nacht stand fest, dass er es geschafft hat. Auf Platz 23 der SPD-Bundesliste war er zur Wahl angetreten. Mit Hängen und Würgen konnte die SPD 23 Sitze ergattern. Magere 20,8 Prozent waren für das schlechte Resultat verantwortlich.
Vier Jahre später das gleiche Spiel. Wieder stand erst nach einer Hängepartie fest, dass Neuser auch von 2014 bis 2019 einen Sitz im EU-Parlament einnehmen wird. Dabei waren am 25. Mai 2014 die Voraussetzungen, tatsächlich gewählt zu werden, noch schlechter als 2009. Denn Neuser musste auf der SPD-Bundesliste mit Platz 27 vorliebnehmen. „Dieser Platz war eigentlich aussichtslos“, erinnert sich der Europapolitiker noch sehr gut an die Umstände seiner Wiederwahl. Doch durch den „Schulz-Effekt“ kam die SPD auf 27,3 Prozent. 27 Mandate standen ihr zu. Platz 27 nahm Neuser ein.
Bei der Wahl in einem Jahr dürfte Neuser, wenn nichts dazwischenkommt, einen Listenplatz im einstelligen Bereich einnehmen. Seine Gedanken gehen bereits über den kommenden Wahltag hinaus. Er wird in der nächsten Wahlperiode nahtlos dort anknüpfen, wo er bisher so erfolgreich politisch tätig war: in der Entwicklungspolitik. Auf diesem Sektor hat er sich einen Namen gemacht. Seit sieben Jahren fungiert Neuser im EU-Parlament als Koordinator für Entwicklungszusammenarbeit zwischen Europa und den 78 AKP (Afrika-Karibik-Pazifik)-Staaten.
Unabhängig von seinem künftigen politischen Werdegang hat sich Neuser dazu entschlossen, eine Stiftung zu gründen. Unter dem Namen „Kick and Help“ sollen Sportprojekte in Entwicklungsländern unterstützt werden. Mit der Stiftung greift Neuser die Initiative seines Buches „Sport für Entwicklung und Frieden“ auf, das er im vorigen Jahr herausgebracht hat (wir berichteten ausführlich). Einige Persönlichkeiten, die den Gedanken mittragen, Sport als völkerverbindende, friedensstiftende Kraft einzusetzen, konnte Neuser für das Stiftungskuratorium gewinnen. Fest zugesagt haben Neven Subotic, Célia Šašic, Lea Ackermann und Roger Lewentz.