Das sind 40 Prozent der geschätzten Kosten von 12 Millionen Euro. „Wir hatten schon den Glauben an die Realisierung des Projekts Nahwärme Mastershausen verloren“, bekannte Wust während einer Zusammenkunft mit seinem Gemeinderat und den an dem Projekt beteiligten Personen. Gemeinsam hatte man nun einen guten Grund, auf den Empfang des lang ersehnten Förderbescheids anzustoßen.
„Unser Dorf wird im Rahmen der Baumaßnahme völlig umgekrempelt werden“, sind sich Wust und der Gemeinderat einig. Mit dem Auftrag für eine Machbarkeitsstudie begann 2015 die lange Geschichte der Nahwärme Mastershausen. Im November 2016 wurde dann eine zwölfköpfige Arbeitsgruppe gegründet, die sich intensiv mit der komplexen Materie beschäftigte und das Projekt in Angriff nahm.
Intensive Aufklärungsarbeit
Ende 2019 startete die erste Phase der Akquise. Mitglieder der Arbeitsgruppe gingen von Haus zu Haus, leisteten intensive Aufklärungsarbeit und warben für die Mitgliedschaft und den Anschluss an die zukünftig dorfweite zentrale Versorgung mit wohliger Wärme und temperiertem Wasser.
Mitte 2020 gab es bereits mehr als 200 verbindliche Anmeldungen. Am Ende der Werbephase im Jahr 2021 war trotz der Einschränkungen von Corona, die den Werbern ihre Arbeit erschwerte, die Zahl von 310 Anschlüssen erreicht, die den wirtschaftlichen Betrieb des Wärmeverbundes in Mastershausen sicherstellte.
Parallel dazu stellte die Gemeinde 2021 einen Förderantrag beim Land, der allerdings von den zuständigen Behörden in Mainz abgelehnte wurde. Die Mastershausener ließen sich nicht entmutigen und starteten 2022 einen weiteren Versuch, um an Fördergelder zu gelangen, diesmal über ein EU-Programm.
Hier war jedoch das Zeitfenster zur Umsetzung zu knapp bemessen, um aufgenommen zu werden. In der großen Hoffnung, endlich einen Fördertopf öffnen zu können, reichte man zwei Tage vor Weihnachten 2022 ein dickes Unterlagenpaket bei einem Bundesförderprogramm für effiziente Wärmenetze (BEW) ein. Ende Juli 2023 kam aus Berlin dann das lange ersehnte Schreiben mit der verbindlichen Zusage der Förderung des Projekts über die stolze Summe von 4,8 Millionen Euro.
Haushaltsabdeckung von 92 Prozent
320 Abnahmestellen mit 430 Wohneinheiten werden zukünftig im kompletten Dorfgebiet zentral mit Wärme versorgt. Das entspricht einer Abdeckung von 92 Prozent der Haushalte. Das Leitungsnetz, das durch alle Straßen verläuft, misst bis zu den Haushaltsanschlüssen 11,8 Kilometer. Wo es nötig und machbar ist, werden im Zuge der Tiefbauarbeiten weitere Versorgungsleitungen mit verlegt.
80 Prozent der Wärme wird künftig durch das Verbrennen von Hackschnitzeln erzeugt. Die zukünftige Heizzentrale entsteht in der Nachbarschaft zum Bauhof am Rand des Dorfes zwischen dem Friedhof und der Möbelfabrik der Rauch-Gruppe.
20 Prozent der Wärme kommen aus einem 4000 Quadratmeter großen Solarthermie-Feld. Bei technischen Störungen, zur Reserve und zur Unterstützung während extremer Kälteperioden steht zur Spitzenlastabdeckung ein ölbetriebener Brennwertkessel zusätzlich bereit. Die Anlage in Mastershausen ist vergleichbar mit der in Neuerkich-Külz.
Einweihung für 2027 geplant
Die europaweiten Ausschreibungen für den Tiefbau und die Heizzentrale sollen noch im Sommer erfolgen. Mit dem Bau der Heizzentrale könnte dann im kommenden Jahr begonnen werden. Bürgermeister Wust rechnet mit drei Jahren Bauzeit. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte 2027 die Einweihung des Nahwärmenetzes Mastershausen gefeiert werden.