Rhein-Hunsrück
39.000 Weihnachtsbäume schmücken die Wohnzimmer
Sehr zufrieden mit dem Umsatz ist Birgit Schneiders (rechts) vom Fichtenhof zwischen Leideneck und Kappel. Nur noch Restbestände gibt es auf dem großen Verkaufsplatz. Vor wenigen Tagen hatten hier die Kunden noch die große Auswahl.
Werner Dupuis

Rhein-Hunsrück - Es boomt bei den Tannenbaum-Händlern. Wenige Tage vor Weihnachten mussten sie Sonderschichten einlegen. Experten schätzen, dass rund 39.000 Weihnachtsbäume zum Fest in den Wohnzimmern im Rhein-Hunsrück-Kreis stehen werden.

Rhein-Hunsrück – Es boomt bei den Tannenbaum-Händlern. Wenige Tage vor Weihnachten mussten sie Sonderschichten einlegen. Experten schätzen, dass rund 39.000 Weihnachtsbäume zum Fest in den Wohnzimmern im Rhein-Hunsrück-Kreis stehen werden.

Diese Statistik stammt von der Forstgewerkschaft. Dabei geht die IG Bauen-Agrar-Umwelt Koblenz-Bad Kreuznach davon aus, dass in rund 90 Prozent aller Haushalte der Tannenbaum zur Tradition gehört. Bei einer durchschnittlichen Höhe von 1,63 Meter pro Christbaum ergibt dies, wenn man Baum für Baum hintereinanderlegt, allein im Rhein-Hunsrück-Kreis eine rund 64 Kilometer lange Strecke. Der Vorsitzende des IG Bau-Bezirks Koblenz-Bad Kreuznach appelliert an die „Last-Minute-Baumkäufer“, eher auf Qualität und weniger auf die „perfekte Optik“ zu achten. „Alle wollen einen Weihnachtsbaum, der nicht sticht und möglichst wenig nadelt. Dann soll er auch noch kerzengerade gewachsen sein. Und er darf nicht viel kosten“, so bringt Kullmann den „Wunschbaum“ auf den Punkt.

Viele dieser „08/15-Musterbäume“ kämen zwar aus Deutschland, oft aber von Weihnachtsbaum-Plantagen. Dort werde nicht selten kräftig gespritzt und gedüngt. „Es wird alles getan, damit der Baum schnell und gleichmäßig wächst. Auch beim intensiven Grün oder Blau der Nadeln wird oft mit Dünger nachgeholfen“, so Kullmann.

Dabei hätten eine heimische Fichte, Tanne oder Kiefer auch „natürlichen Charme“. „Wer den sucht, kann einfach einmal beim nächsten Forstamt nachfragen. Denn viele Tannenbäume wachsen auf kleinen besonderen Flächen, die die Forstämter mit bewirtschaften – rund um Strommasten und Leitungstrassen“, so Kullmann. Beim Kauf am Weihnachtsbaumstand sei es für das eigene Gewissen und für die Umwelt gut, auf ein Ökosiegel zu achten. Insgesamt erwartet die Forstgewerkschaft eine wachsende Nachfrage. Mehr Single-Haushalte und der „Trend zur Zweittanne“ würden die Nachfrage beim Naturprodukt Weihnachtsbaum steigern.

Rein theoretisch müsste der künstliche Christbaum in unserer Industriegesellschaft ein Renner sein. Er nadelt nicht, ist von erstklassigem Wuchs, besitzt eine Bilderbuchkrone und kann ohne weitere Investition jedes Jahr neu im Lichterglanz erstrahlen. Zum Glück für die Weihnachtsbaumerzeuger ist das Plastikgrün chancenlos.

Davon profitiert auch Ralf Lieschied, der „Weihnachtsbaumbeauftragte“ vom Kastellauner Forstamt. Lieschied bietet mehr als nur den puren Baum. Er wandert mit seinen Kunden – zumeist sind es ganze Familien – zur Weihnachtsbaumkultur. Gemeinsam sucht man sich den Christbaum aus und schlägt ihn auch selbst. Zum Aufwärmen werden Glühwein und Kinderpunsch serviert. Lieschied legt Wert auf die Feststellung, dass Weihnachtsbäume den Wald nicht schwächen. Sie stammten alle aus Kulturen, die eigens dafür angelegt wurden.

Zum ersten Mal gibt es in diesem Jahr keine Christbäume beim Simmerner Forstamt. Die Nordmanntannen und Nobiles haben die Förster bei Aufforstungen nicht im Sortiment, und Fichten mag niemand mehr. Konsequenterweise sei man deshalb, so Forstamtsleiter Uwe Schikkor, aus dem Geschäft ausgestiegen. Seinen eigenen Baum besorgte sich Schikkor beim Kollegen im Nachbarforstamt. Werner Dupuis

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