Als Hauptsponsoren sind erneut der Kultursommer Rheinland-Pfalz (35.000 Euro) zu nennen sowie die Verbandsgemeinde (VG) Simmern-Rheinböllen (10.000 Euro. Auch die Stadt Simmern beteiligt sich mit 50.000 Euro an den Festspielen, wofür Stadtbürgermeister Andreas Nikolay dem Stadtrat ausdrücklich seinen Dank aussprach: „Das ist ein ganz tolles Bekenntnis der Stadt zum Festival“, freute sich Nikolay, der auch der VG und dem Staatssekretär dankte. Prof. Dr. Jürgen Hardeck, in der neuen Landesregierung nun Kulturstaatssekretär, bezeichnete Nikolay als „ein Stück weit unser Mentor“.
Hardeck war aus Termingründen schon wieder verschwunden, als am Mittwoch die Präsentation des Festivalprogramms erfolgte. Er betonte in einer Videobotschaft, es sei immer sein Bestreben gewesen, „hier etwas zu machen, in der Heimat der Heimat“. Der von ihm geprägte Begriff ist mittlerweile geschützt. Simmern darf sich also als einziger Ort offiziell so nennen.
Die Heimat Europa Filmfestspiele gehen zurück auf eine Idee von Simmerns Ehrenbürger Edgar Reitz. Nach einer weitgehend in Windeseile auf die Beine gestellten Erstauflage 2019, als das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz bezeichnenderweise „Heimat“ lautete, wollte man es dann im vergangenen Jahr mit ausgefeiltem Konzept „richtig“ machen – und dann „hat uns Corona komplett die Beine weggehauen“, formulierte Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino und erinnerte an die Autokino-Alternative, die 2020 das möglich machte, was noch irgendwie ging. Doch „in diesem Jahr sind wir endlich dort, wo wir hin wollten“, sagte Stemann. Jetzt finde das Ereignis dort statt, „wo wir das Festival sehen“, sagte er.
Und das ist am Fruchtmarkt, dort, wo momentan die Bagger rollen. Der Platz zwischen Stephanskirche und Pro-Winzkino wird umgestaltet. „Nichts, was hier passiert, ist ohne die Filmfestspiele denkbar“, sagte Stadtbürgermeister Nikolay. Das Pro-Winzkino sei der Kulturmagnet der Stadt, und der Platz am Fruchtmarkt werde speziell auf die Erfordernisse des Festivals hergerichtet, mit Stromanschlüssen und aller weiterer Infrastruktur, die für Freiluftveranstaltungen notwendig ist.
„Dass wir ausschließlich Open-Air spielen, ist der Corona-Lage geschuldet“, erklärt Festspielleiter Urs Spörri. Will heißen: Die Filme laufen auf jeden Fall, für schlechtes Wetter müssen die Zuschauer sich entsprechend ausrüsten. Die Veranstalter sind optimistisch, dass angesichts der momentanen Inzidenzzahlen eine Zulassung von 250 bis 500 Besuchern realistisch werden könnte. Dennoch: „Wir planen mit Sicherheiten und werden flexibel reagieren“, kündigte Wolfgang Stemann an. Wenn es die Corona-Lage zulässt, seien auch Filmvorführungen in den Kinosälen denkbar, so Stemann.
Allerdings wird Simmern nicht der einzige Spielort der Festspiele sein. Wie im vergangenen Jahr gibt es wieder eine Kooperation mit Kirchberg. Daneben sind Neuerkirch, Zell-Kaimt, Morbach und Wadern (Saarland) Spielorte.
Insgesamt sechs skandinavische und fünf deutsche Filme wetteifern um die begehrte, mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung des „Edgar“. Der Geldpreis für die Kategorie „Bester moderner Heimatfilm“, der am 28. August von Schauspieler Ulrich Tukur (u.a. „Tatort“) in Simmern verliehen wird, wurde vom heimischen Rotary-Club gestiftet.
Der Filmpreis wurde in diesem Jahr erstmals als Bronzeguss vom in Speyer geborenen Bildhauer Prof. Thomas Duttenhoefer gestaltet. Neben dem Hauptpreis „Edgar“ wird zudem in diesem Jahr erstmals ein Publikumspreis vergeben. Dieser ist mit 1000 Euro dotiert und wird von den Zuschauern bestimmt. Alle aktuellen Filme des diesjährigen Festspielprogramms nehmen am Publikumswettbewerb teil. Während beim Hauptpreis lediglich Spielfilme prämiert werden, haben beim Publikumswettbewerb Spiel- und Dokumentarfilme zum Thema „Heimat“ die Chance zu gewinnen. Zudem gibt es zwei Kurzfilmwettbewerbe zum Mitmachen für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche der Region.
Im Kurzfilmwettbewerb entscheidet eine Pro-Winzkino-Jury jeweils über das beste Filmprojekt in den Kategorien Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche. Zusätzlich wird der Publikumsliebling des Abends mit einem „Pro-Winzling“ ausgezeichnet.
Schauspieler Ulrich Tukur kommt übrigens nicht nur zur Preisverleihung, sondern auch einen Tag vorher mit seinen Rhythmus Boys. Er trägt damit auch zum umfangreichen musikalischen Rahmenprogramm bei, das unter anderem vom Simmerner Kulturverein Culturissimo, der zwölf von 24 Livekonzerten finanziell ermöglicht. Dabei treten zahlreiche Akteure von außerhalb auf, wie auch heimische Musiker wie die Simmerner Stephanskantorei, Wolf Dobberthin & Friends, Ausonius Brass, die Akustikr, Bojangles, die Bigband Unlimited, Schokoladensaite und viele mehr.
Jede Menge „Heimat“ erwartet das Publikum also. „Hier gehört die Heimat hin“, betont Wolfgang Stemann folgerichtig, verbunden mit dem Wunsch: „Haben Sie Spaß!“
Das Programmheft erscheint in drei Wochen, online ist es bereits verfügbar. Der Kartenvorverkauf erfolgt bei den Tourist-Infos Simmern, Kirchberg und Morbach, beim Wochenspiegel sowie unter www.heimat-europa. com (hier gibt es auch den Festivaltrailer von Florian Pullig und das Programm) sowie unter www.pro-winzkino.de