Bislang hatte die Untere Niedersburger Nachbarschaft die Pflege und Wartung des Mühlrades übernommen. Nach der 8000 Euro teuren Sanierung des Mühlrades im Sommer 2021 steht das Mühlrad seit Mai 2022 still. Bürgermeister Jörg Haseneier hatte den weiteren Betrieb des Mühlrades untersagt. Es fehlte eine wasserrechtliche Genehmigung. Nach der Sanierung des Mühlrades sollte der Bau seitens der Behörde legalisiert werden. Bislang lag nur eine Duldung der Wasserbehörde vor.
Bei einer technischen Überprüfung der Mühlradanlage, die ausschließlich dekorativen Zwecken dient, wurden Mängel am Hubseil festgestellt und ein Austausch gefordert. Die Winden sind an einer Halte- und Umlenkkonstruktion angebracht. Über die Konstruktion sind keine statischen Angaben vorhanden, welche Aussagen über die auftretenden Momente und Kräfte treffen, heißt es im TÜV-Gutachten.
Weitere geringfügige Mängel
Daneben gibt es weitere geringfügige Mängel: Das Hubseil ist nicht ausreichend gegen Korrosion geschützt. Das Prüfbuch zur Anlagendokumentation lag nicht vor. Eine Bedienungsanleitung beziehungsweise Arbeitsanweisung für die Bedienung der Anlage (zwei handbetriebene Winden, die eine Last, das Mühlrad, gleichzeitig von zwei Seiten heben), lag demnach ebenfalls nicht vor. Weiterhin schreibt der TÜV Rheinland, dass eine Mängelbeseitigung bis zum 18. Oktober 2023 notwendig sei.
Zu einer Ortsbesichtigung trafen sich jetzt Bürgermeister Jörg Haseneier und Fachbereichsleiter Jürgen Bach. Beide betonten, dass sich das Mühlrad so schnell wie möglich wieder drehen soll. Bis es so weit ist, hat die Verwaltung allerhand Aufgaben zu bewältigen.
Wasserrechtliche Genehmigung
Bevor die Kreisverwaltung die notwendige wasserrechtliche Genehmigung erteilte, wurde ein Ingenieurbüro beauftragt, das die notwendigen Unterlagen erarbeitete. 3436 Euro hat diese Leistung gekostet. Dazu kommt noch das TÜV-Gutachten, das mit 385 Euro in Rechnung gestellt wurde. Die im Gutachten des TÜV Rheinland vom 18. Juli 2023 aufgelisteten Mängel müssen behoben werden. Weitere Ausgaben für neue Hubseile (zwei Stück) oder sogar zwei neue Winden stehen im Raum. Bis heute ist noch nicht geklärt, wer das Mühlrad bei amtlichen Unwetterwarnungen mit Starkregen sichern würde. Das Mühlrad muss in diesem Fall hochgedreht werden, um eine Überschwemmungsgefahr auszuschließen.
Eine mögliche Alternative ist ein Elektromotor, der das Mühlrad antreibt. Der ehemalige Nachbarmeister Michael Spitzley kam beim Ortstermin zufälligerweise hinzu und machte deutlich: Der Unteren Niedersburger Nachbarschaft liegt das Mühlrad sehr am Herzen. Ziert doch das letzte Mühlrad im Mühltal sogar die T-Shirts der Nachbarschaft. Der elektrische Motor wäre aus Sicht von Spitzley eine mögliche Alternative, die bei der Montage des Mühlrades vor zwei Jahren schon einmal angedacht wurde. „Die Folgekosten für den Betrieb des Mühlrades wären überschaubar”, sagt Fachbereichsleiter Jürgen Bach. Gegebenenfalls könnte das Mühlrad sogar mit Solarenergie zum Laufen gebracht werden.
Praktikable Lösung
Die Elektroantriebvariante hätte einen weiteren positiven Effekt. Der Wasserstand des Mühlbaches ist unterschiedlich hoch und schwankt stark. Gerade in den Trockenphasen im Sommer wäre gewährleistet, dass das Mühlrad sich trotz niedrigem Wasserstand weiterhin dreht. Die Bopparder Verwaltung will an einer praktikablen Lösung arbeiten und zeitnah über das Ergebnis berichten. Doch schon jetzt dürfte klar sein: Die Untere Niedersburger Nachbarschaft, die Bewohner des Mühltals und die Touristen, die im Mühltal Erholung suchen, werden sich noch etwas gedulden müssen, bis sich das Rad dreht.