Hunsrückbahn Zwei Tunnel auf Steilstrecke müssen dringend saniert werden - Busse sind kein Ersatz für den Fremdenverkehr
14 Wochen Zwangspause für Tourismus-Attraktion

Die mehr als 100 Jahre alten Tunnel Kalmut und Talberg (Foto) werden in 14 Wochen saniert, ebenso die Ein- und Ausfahrtbereiche der Bauwerke, die mit Stützmauern ausgestattet sind.

DB Netz AG

Boppard. Die Hunsrückbahn, die auf der Steilstrecke zwischen Boppard und Emmelshausen verkehrt, wird im kommenden Jahr 14 Wochen lang pausieren. Vom 20. August bis zum 26. November 2018 sollen der Kalmut- (124 Meter Länge) und der Talbergtunnel (144 Meter) saniert werden.

Fünf Tunnel und sieben Brücken entstanden beim Bau der Hunsrückbahn vor mehr als 100 Jahren, die beiden ersten Tunnel in Fahrtrichtung Emmelshausen werden nun umfangreich saniert. Bereits im Jahr 2008 hatte die Deutsche Bahn aufwendig in die Hunsrückbahnstrecke investiert. Damals steckte die DB Netz AG rund 9,3 Millionen Euro in die Erneuerung von Schwellen und Gleisen.

Ursprünglich hatte DB Netz eine zehnmonatige Streckensperrung vorgesehen. Rhenus Veniro als Betreiber der Hunsrückbahnstrecke intervenierte an verschiedenen Stellen. „Wir haben um Lösungsvorschläge gebeten, um die Sperrung deutlich zu reduzieren. Aus zehn Monaten sind jetzt 14 Wochen geworden“, erklärt der Bopparder Rhenus-Veniro-Standortleiter Karsten Krämer und sagt: „Momentan sind wir dabei, den Schienenersatzverkehr in Abstimmung mit dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord zu organisieren. Wir werden rechtzeitig über die Medien die Regelungen für den Schienenersatzverkehr veröffentlichen. Davon betroffen sind kurz nach den Sommerferien 2018 die Schüler aus dem Vorderhunsrück, die am Schulstandort Boppard lernen. Ebenso die Wanderer, die im Spätsommer und Herbst vom Berg zu Tal wandern und die Bahn erleben möchten. Statt der Hunsrückbahn werden Busse zwischen Boppard und Emmelshausen verkehren.“

Behördenbeteiligung, lange Ausschreibungsphase und die Forstverwaltung müssen unter einen Hut gebracht werden im Hinblick auf die aufwendige Sanierung der beiden Tunnel. „Rechtzeitig vor dem Wintereinbruch wollen wir mit der Maßnahme fertig sein. Leider konnten wir die Ferienzeit nicht berücksichtigen“, sagt ein Sprecher von DB Netz. Bei regelmäßigen Überprüfungen der Bauwerke wurden Mängel festgestellt. Die Innenschalen der Tunnel wurden seinerzeit mit Ziegelmauerwerk ausgebaut und gingen um 1906 in Betrieb. „Die Bausubstanz ist morbide geworden. Wir fräsen bis auf die gesunde Innenschale ab und werden mit Spritzbeton das Bauwerk sanieren. Der Bereich rund 100 Meter vor und hinter den Tunneln (Voreinschnittbereich) ist mit Stützwänden aus Naturstein ausgestattet. Der Zahn der Zeit nagt durch Witterungseinflüsse auch daran. Es besteht dringender Handlungsbedarf.

Während der Sperrung der waldreichen Bahnstrecke Boppard–Emmelshausen soll auf der gesamten Streckenlänge in relevanten Bereichen ein Baumrückschnitt erfolgen. Auch am Hubertusviadukt besteht Handlungsbedarf. Das hangseitige Böschungspflaster ist beschädigt und muss gesichert werden. Hier werden die Widerlager der Brückenkonstruktion gesichert“, beschreibt ein Sprecher von DB Netz die umfangreiche Sanierung, die technisch und logistisch eine Herausforderung darstellt. Die Sperrung der beliebten Bahnstrecke verursacht Sorgenfalten auf den Gesichtern der Touristiker in Boppard. „Die Hunsrückbahn spielt eine ganz zentrale Rolle im Tourismus in Boppard. Für die Gäste ist weniger das Erreichen eines Bahnhofs auf den Hunsrückhöhen das Ziel, als vielmehr die Fahrt mit der Bahn selbst. Deswegen ist ein Schienenersatzverkehr auch kein wirklicher Ersatz für das Erlebnis der Bahnfahrt. Eine noch längere Sperrung der Strecke hätte für großen Unmut bei den Gästen der Stadt gesorgt, denn viele kombinieren die Bahnfahrt mit einer Tour auf dem Hunsrückbahn-Wanderweg, der die einmaligen Ausblicke auf die Bauwerke und die über hundertjährige Ingenieurskunst bietet“, kommentiert Stefan Rees, Leiter der Tourist-Information Boppard, die bevorstehende mehrmonatige Streckensperrung.

Von unserer Reporterin Suzanne Breitbach

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