Illegale Müllentsorgung
100 Altreifen bei Wiebelsheim im Wald entdeckt
Fast 100 Altreifen wurden im Wald zwischen Wiebelsheim und Kisselbach entsorgt. Die Lage der Reifen lässt vermuten, dass der Täter mit einem Lkw oder Transporter rückwärts in den Feldweg gefahren ist, und die Ladung abgekippt hat.
Charlotte Krämer-Schick

Dass derart viele Reifen illegal entsorgt werden, ist zwar eine Seltenheit, einzelne Reifen aber landen häufiger in Wald und Feld, berichtet die Rhein-Hunsrück Entsorgung. Die Täter werden nur selten ermittelt.

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Fast 100 alte Reifen in verschiedenen Größen wurden kürzlich in einem Waldweg zwischen Wiebelsheim und Kisselbach entsorgt. Da ist offensichtlich: Ein Transporter oder Lkw ist rückwärts in den Weg gefahren und hat die Ladung abgekippt, „Eine ganz schöne Sauerei“, sagt Förster Torsten Moog, der unsere Zeitung darüber informierte. Und obendrein eine, die nicht selten ist, wie die Rhein-Hunsrück Entsorgung (RHE) auf Nachfrage zu berichten weiß – zumindest in kleinerem Umfang.

Reifen haben in Frühjahr und Herbst Hochkonjunktur

„Vor gar nicht allzu langer Zeit gab es einen ähnlichen Vorfall bei Neiderweiler“, sagt eine Mitarbeiterin des RHE-Umweltamts. Damals sei seitens der Ortsgemeinde vermutet worden, dass die Reifen von einem Silo stammten. Auch bei dem Fall bei Wiebelsheim geht sie davon aus, dass die Reifen aus einem Gewerbe- oder einem landwirtschaftlichen Betrieb stammen. „Denn welche Privatperson hat schon so viele Reifen?“, fragt sie.

Dass aber auch Privatpersonen gern mal ihre Altreifen in der Natur entsorgen, zeigen die Zahlen, die in der Reifenwechselsaison im Frühjahr und im Herbst besonders hoch seien. Meist sammelten die Gemeinden beziehungsweise Bauhöfe diese Reifen ein und bringen sie dann zur – für die Kommunen kostenfreien – Entsorgung zur Deponie nach Kirchberg. So habe der Bauhof Boppard etwa circa 70 Altreifen angeliefert, die Straßenmeisterei circa 100, die vor allem auch in den Straßengräben entdeckt wurden. Circa 150 Reifen waren es in der Verbandsgemeinde (VG) Kirchberg, in der VG Kastellaun seien es circa 90 Reifen gewesen. Wird der Verursacher ausfindig gemacht, kann es für ihn eine empfindliche Strafe geben. „Bei Altreifen ist es aber eher unwahrscheinlich, den Täter zu ermitteln“, sagt die Mitarbeiterin. „Es sei denn, es gibt Zeugen“, sagt sie.

„Und das alles auf Kosten der Allgemeinheit.“
Eine Mitarbeiterin der RHE

Anders sehe das bei Restmülltüten aus, die das Gros des illegalen Mülls ausmachten. „Restmüll wird viel entsorgt, dabei kostet die Anlieferung eines Sacks gerade einmal fünf Euro“, erklärt sie. Ein Bußgeld hingegen liege bei circa 200 Euro, allerdings gebe es da einen gewissen Ermessensspielraum. Ermittelt würden die Täter dann, wenn sich etwa private Post oder Adressaufkleber auf Umschlägen oder Päckchen zwischen dem anderen Müll befinden. Das komme gar nicht so selten vor. „Und dann wird es teurer“, macht die Mitarbeiterin deutlich.

Generell werde auch gern Elektroschrott in der Natur entsorgt, im vergangenen Quartal aber sei das nicht so häufig vorgekommen. „Das liegt auch daran, dass man ihn kostenfrei entsorgen kann“, weiß sie. Im Schnitt circa einmal pro Quartal müssten die RHE-Mitarbeiter ausrücken, um illegal entsorgten Sperrmüll einzusammeln. „In solchen Fällen gehen wir durch, wer in der zurückliegenden Zeit Sperrmüll angemeldet hat und bei wem nicht alles abgeholt wurde“, sagt sie. Etwa, weil es mehr Müll als angemeldet oder nicht sortierter Sperrmüll war. „Dann machen unsere Mitarbeiter Fotos von den Sachen, die sie nicht mitnehmen“, erklärt sie. Tauchen diese dann irgendwo im Wald wieder auf, ist schnell zu ermitteln, wer der Verursacher war. Wird Müll innerhalb einer Gemeinde gefunden, muss diese sich um die Entsorgung kümmern, außerhalb der Gemeinde kümmert sich die RHE darum. „Und das alles auf Kosten der Allgemeinheit“, macht sie deutlich. Bei illegaler Müllverbrennung hingegen seien es meist Nachbarn, die diese der Polizei meldeten. Diese wiederum gebe solche Vorfälle an die RHE weiter.

Kosten können kein Grund sein

Die Kosten für die Entsorgung sieht Vorstand Thomas Lorenz nicht als Grund für solche Vorfälle. „Die Entsorgung eines Reifens kostet drei Euro, der nächst größere Reifen acht Euro“, sagt er. Die RHE habe die Gebühren in den vergangenen fünf Jahren nicht angepasst. Zudem würden auch Dinge illegal entsorgt, die gar keine Gebühren kosteten. Eine Tatsache, die Lorenz überhaupt nicht verstehen kann. „Wir haben fünf Annahmestellen im Rhein-Hunsrück-Kreis“, sagt er. Und die seien so verteilt, dass kein Bürger mehr als 15 Kilometer fahren müsse. An der Entfernung könne es also auch nicht liegen.

Illegale Müllentsorgung melden

Wer illegale Müllentsorgung beobachtet oder Hinweise zu den circa 100 Altreifen geben kann, die zwischen Wiebelsheim und Kisselbach abgekippt wurden, kann sich an die Rhein-Hunsrück Entsorgung wenden - per E-Mail an umweltamt@rh-entsorgung.de oder unter Tel. 06763/30207.

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