D ie Zeiten ändern sich, und wir uns in ihnen: Dieser Hexameter ist seit dem 16. Jahrhundert als Sprichwort bekannt und geht auf einen Vers in Ovids Fasti zurück. Es ändert sich viel dieser Tage – man denke etwa an Künstliche Intelligenz oder eine neue Weltordnung ohne die Amerikaner als feste Größe an der Seite Europas. Manche Änderung im Kreis Bad Kreuznach ist aber auch eine eher leise, die trotzdem ihre Spuren hinterlässt. Werfen wir einen Blick darauf.
Andere und neue Touren

Der Blaue Klaus ist eine fahrende Legende. Da ist es ja gut, dass mit Marktkaffee-Inhaber Tobias Heil ein neuer Klaus nach dem alten Klaus (das war Roland Graffe) hinter dem Steuer Platz genommen hat. Letzterer hatte die Touristenbahn vor rund 15 Jahren vom verstorbenen Karl Kahlstadt übernommen. Bekanntermaßen hat der gelernte Einzelhandelskaufmann aus Bad Kreuznach den Kleinzug auf Rädern übernommen, damit das Bähnchen in der Stadt bleibt – was ihm eine Herzensangelegenheit war. Nun weitet der Blaue Klaus seinen Radius etwas aus und war auch außerhalb der Kurstadt in Roxheim unterwegs beim Spielplatzfest. „Die Kreuznacher Bimmelbahn fuhr die umliegenden Spielplätze in der Schul- und Birkenbergstraße an“, berichtet Roxheims Bürgermeister Frank Bellmann. Damit war der Blaue Klaus eine der Attraktionen auf dem Fest, bei dem es auch ein Karussel gab, das Kunst-Mobil aus Bad Kreuznach anrollte und außerdem ein Slush-Eis-Stand um Kunden warb. „Das war top organisiert“, freute sich Bellmann. Die Macher im Hintergrund waren der Förderverein Roxheimer Kinder und Jugend und die Ortsgemeinde. Die Sonderfahrten des Blauen Klaus’ waren für Graffe übrigens immer ein Highlight, und sicher sind sie es auch für Tobias Heil. Überliefert ist, dass die Durchsagen für die Fahrgäste im Bimmelbähnchen schon bei Karl Kahlstadt oftmals nicht nur informativ, sondern auch witzig waren und ganze Hochzeitsgesellschaften unterhalten konnten. Selbst so erlebt!
Andere Umgebung

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Aber der Frühling beginnt oft damit, dass sie sich blicken lassen, und darüber freute sich auch unser Leser Karl-Heinz Bretz, ein gebürtiger Kreuznacher Jahrgang 1939, der heute in Gensingen lebt. Er hat uns dazu ein Gedicht geschrieben, in dem es auch um seine Kindheitserinnerungen geht. So seien die Schwalben auf dem Dorf in einem Stall untergekommen. „Denn da waren vor allem, was Schwalben brauchen zum Leben, genügend Fliegen. Die gesicherte Nahrungsgrundlage war da gegeben“, reimt der Autor. Was Bretz aber besorgt, ist, dass es bei ihm im Ort keine Ställe mehr gibt und keine alten Gassen, in denen rechts und links offene Gossen waren, in denen etwas Wasser floss mit ein wenig Schlammsand und lehmigem Boden für den Nestbau. „Sogar die Stromleitungen sind weg, wo einst der Strom floss von Haus zu Haus, auf deren Drähten ruhten sie sich nach ihren kunstvollen Flügen aus“, dichtet Bretz weiter. Doch er hofft, dass die Schwalben deswegen nicht weniger werden. Denn den Vögeln wird ja viel Gutes nachgesagt, und das soll der Wandel der Zeit nicht angreifen: „In einem Haus, in dem die Schwalben bauen, wohnt das Glück“, zitiert Karl-Heinz Bretz eine alte Weisheit. Und damit Selbiges vollständig ist, hat seine Lebensgefährtin, die gebürtige Kreuznacherin Irene Otto, ein Aquarell einer Mehlschwalbe gemalt. Sie lernte beim Kreuznacher Künstler Franz Eichenauer.
Anders Wandern

Ja, wer kennt es nicht: Das Alter schlägt unerbittlich zu. Erst ändert sich jahrelang nichts, dann fängt auf einmal morgens beim Aufstehen das Knacken im Nacken an, und im Spiegel schauen einem Schlupflider entgegen, obwohl man am Vorabend nicht mal auf einer Party war. Ob es dem Landtagsabgeordneten Michael Simon (SPD) beim Wandertag der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach ebenso erging und er nach der ersten Etappe erste Alterserscheinungen bemerkte? Das bleibt natürlich Spekulation. Doch unser Reporter und Fotograf Josef Nürnberg hat im Bild festgehalten, wie er sich beim ersten Stopp auf der zwölf Kilometer langen Strecke ausruhte. Vom nagenden Zahn der Zeit kann sich eben niemand freimachen, auch nicht, wenn man wie Michael Simon mal beim TuS Pfaffen-Schwabenheim gekickt hat. Heute schießen dort Jüngere die Tore, es sei ihnen gegönnt. Beinahe-Boomer finden hingegen immer ein schönes Plätzchen, wie man sieht.
Andere Sichtung

Beim Spaziergang auf dem Domberg bei Bad Sobernheim hat unsere Leserin Claudia Frenger ein Reh im hohen Gras entdeckt, das lieber sitzen blieb, als schnell davonzulaufen. „Bloß nicht bewegen und auffallen, dachte sich wohl dieses Reh“, vermutet sie. Und konnte einen Schnappschuss machen. Einen ernsten Hintergrund hat das Bild aber doch: Die weiblichen Rehe legen ihre Jungen im hohen Gras ab, was ihnen Schutz bieten soll. Sie regen sich auch dann nicht, wenn Gefahr droht. Wie die Kollegin Christine Jäckel kürzlich berichtete, hat die Jägerschaft der Kreisgruppe Bad Kreuznach viel Geld in die Hand genommen – nämlich 50.000 Euro – und fünf Wärmebilddrohnen angeschafft, um die Kitze vor dem Mähdrescher zu retten. Doch der Bedarf der landwirtschaftlichen Betriebe ist weit höher, und etliche Landwirte sowie Jäger haben sich selbst eine Drohne angeschafft. Da ist es sinnvoll, dass VG-Bürgermeister Markus Lüttger den Feuerwehren die Rehkitzrettung per Drohne ermöglichen will. In Bayern hat man schon Wildscheuchen aufgestellt, die nach Menschen imitiert sind und in unregelmäßigen Abständen über Lautsprecher Warnrufe von Rehen, aber auch menschliche Stimmen ausstoßen oder Musik. Auch das hat sich in der Praxis bewährt.