Bad Kreuznacher Schwätzchen
Zwei völlig neue Anblicke und die Reisen ins Unbekannte
Wenn die Brückenhäuser erzählen könnten: Sanft spiegelt sich das Wahrzeichen der Kreis- und Kurstadt an der Nahe im Mühlenteich.
Markus Kilian

Spitzen und Notizen aus Stadt und Kreis von Harald Gebhardt 

Lesezeit 5 Minuten

A n zwei neue ungewohnte Anblicke werden sich die Kreuznacher gewöhnen müssen. Der erste ist nicht so schön: Von der Ochsenbrücke aus hat man jetzt einen freien Blick über die Bahngleise, denn den alten Löwensteg gibt es nicht mehr. Er ist nur noch Geschichte. Wie es dort weiter geht, ist – man könnte sagen kreuznach-typisch – völlig offen. Wie bei so vielen Themen in der Stadt: Man weiß einfach nicht, wohin die Reise gehen soll oder geht ... Da halte ich es doch lieber mit Antoine de Saint-Exupéry: „Nur das Unbekannte ängstigt den Menschen. Sobald man ihm die Stirn bietet, ist es schon kein Unbekanntes mehr.“

Früherer Anstrich

Steffen Kaul im Juli 2002 bei Malarbeiten am Brückenhaus und dem Beschriften der Kanonenkugel der Schweden
Bernd Otto. Bermnd Otto

Umso erfreulicher ist der zweite Anblick: Das komplett sanierte Brückenhaus ist ein richtiges Schmuckstück geworden, ein würdiges Wahrzeichen für die Stadt. So geraten inzwischen alle ins Schwärmen, dass es nach Jahrzehnte langem Siechtum endlich in neuem Glanz erstrahlt und alles andere überstrahlt. Verschönerungsaktionen an dem mehr als 400 Jahre alten Gebäude gab es auch früher schon. So hat der Malereibetrieb von Jens Heblich das Wahrzeichen im Juli 2002 frisch gestrichen. Der Kreuznacher Hobbyhistoriker Steffen Kaul war damals dabei und hat unter anderem die berühmte Kanonenkugel der Schweden anno 1632 beschriftet. Zur Neueröffnung schenkte Kaul jetzt Brückenhaus-Eigentümer und Bauherr Klaus-Peter Endemann und Werner Klopfer, der mit Sohn Alexander eine Weinstube im Untergeschoss des Brückenhauses führt, als Dankeschön einen kolorierten Stich mit der Brückenhausansicht aus dem 19. Jahrhundert in der Größe von etwa 60 auf 80 Zentimeter.

Geschützte Rückseite

Die wohl älteste Fotografie der Brückenhäuser stammt von C.H. Jakobi und ist aus dem Jahr 1864. Auch darauf ist zu sehen, dass die Rückseite der drei Brückenhäuser mit Schieferplatten verkleidet ist.
Sammlung Rolf Schaller

Im „Schwätzchen“ vom 31. Mai war auch eine gemalte Rückansicht der Brückenhäuser aus dem Jahr 1901 zu sehen. Die Postkarte stammt aus der Sammlung von Wolfgang Mohr, der vermutete, dass die hinteren Seiten der Häuser noch keinen besonderen Wetterschutz hatten. Dazu merkt Rolf Schaller an: „Der Maler der Postkarte von 1901 hat sehr wohl versucht, die Schieferverkleidung – mit groben Pinselstrichen – darzustellen. Was Wunder, denn die Wetterseite der Brückenhäuser ist nach den Stichen von Wolfgang Reiniger schon mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts komplett mit Schiefer verkleidet (Stich von 1859). Übrigens ist in meinem Brückenbuch die wohl älteste Fotografie der Brückenhäuser von C.H. Jakobi aus dem Jahr 1864 abgebildet. Auch darauf ist zu sehen, dass die Rückseite der drei Brückenhäuser mit Schieferplatten verkleidet ist.“

Verdienter Lohn

Einen Scheck über 3000 Euro überreichte Stadtratsmitglied Hans Gerhard Merkelbach vor dem Franziskaner-Standbild des Bildhauers Peter Brauchle an die Ärztin Katja Schwan, die Leiterin des spezialisierten ambulanten Palliativversorgungsteams (SAPV) im Krankenhaus Marienwörth.
KruppPresse

Kommunalpolitik kann ganz schön anstrengend sein, insbesondere in Bad Kreuznach, wenn im Stadtrat und den Ausschüssen stundenlang herumpalavert wird – oft genug leider ergebnislos. Sitzungsgelder sind trotzdem ein verdienter Lohn für die Mühen oder die Lust am Diskutieren. Der Kommunalpolitiker und Fitnessunternehmer Hans Gerhard Merkelbach (Faire Liste) hat jetzt 3000 Euro für die Arbeit des Palliativ-Stützpunktes am Krankenhaus Marienwörth gespendet. „Mir ist bekannt, dass dort gute und wertvolle Arbeit geleistet wird. Deshalb möchte ich meine Sitzungsgelder, die ich im vergangenen Jahr für meine Arbeit im Stadtrat bekommen habe, in voller Höhe für die Palliativversorgung spenden“, erklärte er bei einer symbolischen Scheckübergabe an Katja Schwan, der stellvertretenden ärztlichen Leiterin des Teams für spezialisierte ambulante Palliativversorgung Rheinhessen-Nahe. „Einen großen Teil ihrer Spende werden wir dafür verwenden, naturreine ätherische Öle von renommierten Herstellern zu kaufen, um mit deren Düften zur Steigerung des Wohlbefindens und zur Entspannung unserer Klienten der Palliativmedizin beizutragen, zum Beispiel in Fällen von Atemnot können diese Öle zur Erleichterung beitragen. Wir nutzen bei Bedarf auch ein ,Wegbegleiter-Öl‘, das wir selbst aus verschiedenen Ölen zusammenmischen, um eine gewisse Leichtigkeit bei den Patienten zu fördern. Unter anderem verwenden wir Muskel- und Gelenköle, die bei Einreibungen gegen Schmerzen zum Einsatz kommen“, erklärte die Medizinerin. Der Einsatz solcher Öle in der Palliativbehandlung habe sich schon seit Jahren bewährt. Merkelbachs Beispiel darf gerne Schule machen ...

Eingelöstes Versprechen

2300 Euro kamem bei der Tombola der Nahewein-Vinothek zusammen. Zur Zur Übergabe war THW-Jugendbetreuer Jens Fey, hinten zwischen Peter Hübner (links) und Jan Glaab, mit dem Ortsbeauftragten Achim Festner (vorne links) und einem Teil der THW-Jugend gekommen.
Jan Glaab

Und noch eine Spende: Der zehnjährige Geburtstag der Nahewein-Vinothek im historischen Dienheimer Hof wurde groß gefeiert. „Dabei haben wir auch nicht vergessen, ein Versprechen einzulösen“, schreibt Jan Glaab, der seit vielen Jahren zusammen mit Peter Hübner erfolgreich die Vinothek führt. Zum Jubiläum wurde eine Tombola ausgerufen und Lose verkauft, um Spenden für die Jugendarbeit des Kreuznacher THWs zu sammeln. „Um Sachpreise für die Tombola zu bekommen haben wir unsere Winzer und das Modehaus Stenger mit ins Boot geholt, sodass wir insgesamt 75 Sachpreise verlosen konnten.“ Verschiedene Magnum und sogar Doppelmagnumflaschen, Weinprobierpakete, einen Übernachtungsgutschein, Dekoartikel, Gutscheine oder eine kleine Weinrebe gab es zu gewinnen. Zusammen kamen so 2300 Euro, die zu 100 Prozent übergeben wurden. Zur Übergabe waren THW-Jugendbetreuer Jens Fey und der Ortsbeauftragte Achim Festner mit einem Teil der THW-Jugend da. Angestoßen wurde selbstverständlich alkoholfrei – ausnahmsweise.

Tickende Uhr

Auch mit dem Rücken kann man für den Jahrmarkt werben, wie hier die beiden Polo-Shirt-Träger Mathias Weyand (links) und Ralf Leonhard.
Hansjörg Rehbein/Stadtverwaltung

Der Wein gehört in der Naheregion zum Kulturgut, der Jahrmarkt genauso. Tage, Stunden, Minuten und Sekunden – auf der Internetseite nix-wie-enunner.de tickt die Uhr: Am 15. August beginnt der Jahrmarkt. Für das große Volksfest auf der Pfingstwiese warben jetzt auf dem Feierabendmarkt Marktmeister Mathias Weyand, Ralf Leonhard und Judith Hummrich vom Kreuznacher Schaustellerverband sowie Annika Theobald vom Ordnungsamt. Fähnchen, Autoaufkleber, Deko-Logo und Pins fanden dort dankbare Abnehmer. Auch die ersten Polo-Shirts, die der Kreuznacher Schaustellerverband produzieren ließ, wurden verkauft, Stückpreis 25 Euro in Schwarz mit dem lustigen Brückenhaus als Aufdruck, hinten und vorne. Der Vorsitzende des Schaustellerverbandes, Ralf Leonhard, kündigte an, dass er mit dem Infostand auch an den Feierabendmärkten am 26. Juni und 3. Juli präsent sein wird. Dort können auch die Polo-Shirts gekauft werden. Wer so lange nicht warten will, kann sich auch an ihn wenden: Telefon 0171/3140605 oder E-Mail ralf.leonhard@t-online.de

Quo vadis, Kultur?

Eine ganz andere Art von Kultur präsentierte die Kreuznacher Fotopionierin Nelli Schmithals, deren 50. Todestag sich in dieser Woche zum 50. Mal jährte. Die frühere Kulturdezernentin Helga Baumann erinnerte sich dabei noch an einer ihrer ersten Veranstaltungen als Beigeordnete im Schlossparkmuseum, die der kleine Kulturverein Kreuz & quer, unter anderem mit Barbara Kutsch und Christel Vaillant, dazu initiiert hatte. Sie hatten dafür von Eduard H. Gamper, der zwei Bände über Schmithals publiziert hatte, noch Festplatten aus dem Nachlass der bekannten Fotografin bekommen. In dem Zusammenhang fragt sich nicht nur Helga Baumann: Wo wohl die Reise mit der städtischen Kultur hingeht?

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