Planung sieht auch lange Güterzüge mit Kerosin auf der Hunsrückbahn vor
Zweckverband besorgt: Reaktivierte Hunsrückbahn bedeutet auch Risiken für die Trinkwasserversorgung
In unmittelbarer Nähe der Hunsrückbahn-Trasse zwischen Langenlonsheim und Stromberg befindet sich der Guldentaler Tiefbrunnen des Zweckverbandes der Wasserversorgung Trollmühle. Foto: Dieter Ackermann
Dieter Ackermann

Windesheim. Die angekündigte Inbetriebnahme der Hunsrückbahn durch das Schweizer Unternehmen WRS ab Dezember 2020 mit Güterverkehr bereitet dem Zweckverband Wasserversorgung Trollmühle, der für die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung von rund 42.000 Einwohnern entlang der Bahnstrecke zwischen Stromberg und Langenlonsheim zuständig ist, „zunehmend Sorgen“.

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Laut Werkleiter Holger Wagner sollen lange, mit Kerosin beladene Güterzüge regelmäßig über die alten Bahngleise und Bauwerke rauschen: „Das birgt für die Sicherheit der Trinkwasserversorgung hohe Risiken, zumal die Bahnstrecke mitten durch Trinkwasserschutzgebiete, durch die engere Schutzzone II und stellenweise nur wenige Meter entfernt von den Wassergewinnungsanlagen führt.”

Wagner befürchtet, dass ein langfristiger Ausfall der Anlagen aufgrund eines Unfalls eines mit wassergefährdenden Stoffen beladenen Güterzuges in unmittelbarer Nähe kaum oder nur sehr schwer zu kompensieren wäre und zu Engpässen bei der Trinkwasserversorgung führen könnte. Doch nicht nur solche Schreckensszenarien bereiten dem Zweckverband Sorgen. Auch der Betrieb der Strecke in den hoch sensiblen Bereichen der Wasserschutzgebiete wirke sich langfristig negativ auf die Qualität des Grundwassers aus. Da die alten Bahngleise in den Wasserschutzgebieten keine Sicherung gegen die Versickerung von Niederschlagswasser aufweisen und dieses Sickerwasser auch nicht gesichert aus den Schutzzonen herausgeleitet wird, werde sich der Einsatz von Herbiziden zur Freihaltung der Gleise von Unkraut langfristig im Grundwasser bemerkbar machen. Aufgrund der teilweise geringen Distanz der Bahnstrecke zu den Gewinnungsanlagen werden diese Stoffe oder deren Abbauprodukte irgendwann auch in den Brunnen nachgewiesen werden. Gleiches gilt für den Abrieb von Bremsen und Tropfverlusten von Schmiermitteln. Werden in der Folge Grenzwerte der Trinkwasserversorgung überschritten, kann das dazu führen, dass Gewinnungsanlagen stillgelegt und Ersatzbrunnen gesucht werden müssen oder der Zweckverband in zusätzliche Aufbereitungsanlagen investieren müsste.

„Dass solche Szenarien keine Schwarzmalerei sind, zeigen die Erkenntnisse aus dem Betrieb von Bahnlinien im Raum Frankfurt, die ebenfalls durch Wasserschutzgebiete führen. Hier wurden im geförderten Trinkwasser bereits Herbizide und Abbauprodukte davon nachgewiesen, was diverse Maßnahmen zur Folge hatte. Insofern ist der Zweckverband gespannt, wie die Diskussionen und Planungen zur Reaktivierung der Hunsrückbahn weitergehen werden und welche Versorgungsmaßnahmen je nach Entwicklung ergriffen werden müssen.” nn

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