Bezahlbarer Wohnraum ist an Nahe und Glan knapp. Um mehr, möglichst kostengünstige Mietwohnungen zu schaffen, will sich der Kreis daher einer bereits bestehenden Wohnungsbaugesellschaft anschließen. Sowohl die 2021 gegründete Kreiswohnungsbaugesellschaft (KWBG) des Nachbarkreises Mainz-Bingen als auch die städtische Gewobau sind an einer Beteiligung des Kreises interessiert und stellten sich in der jüngsten Kreistagssitzung vor. Die beiden Gesellschaften handeln nicht ganz uneigennützig: Tritt der Kreis bei, fließen auch Gelder.
Gewinnorientiert ist die KWBG allerdings nicht, wie Geschäftsführer Gerhard Kopf betont. „Die Statuten sehen nicht vor, dass man Geld verdient.“ Stattdessen soll das Geld reinvestiert werden, „damit wir keine Instandhaltungsstaus bekommen“. Anders als die Gewobau beschäftigt sich die Gesellschaft des Nachbarkreises nur mit dem Bau von Mietwohnungen. Man wolle die Kommunen als Aufgabenträger des Wohnungsbaus beraten und mit ihnen gemeinsam Wohnraum schaffen, wie Steffen Wolf, Erster Kreisbeigeordneter und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, erläutert.
Kommune soll Eigentümer bleiben
„Der Handelnde und Eigentümer im wirtschaftlichen Sinne bleibt immer die Kommune“, betont Kopf. Diese müsste dann auf Einnahmen verzichten, die sie mit dem Verkauf des Grundstücks möglicherweise hätte erreichen können. Für jedes Bauprojekt werden einzelne Unternehmergesellschaften (UGs) gegründet. Grundstück und Gebäude bleiben Eigentum der Kommune, die stets 51 Prozent der UG besitzen soll.
Die Gesellschaft ist eine 100-prozentige Tochter des Kreises und beschäftigt derzeit eine Handvoll Mitarbeiter. Klar: Wäre der Kreis Bad Kreuznach mit an Bord, würde auch die Angestelltenzahl steigen, verspricht Wolf. „Das wäre eine Weiterentwicklung.“
Fragen und Antworten rund um bezahlbaren Wohnraum
Warum setzt der Kreis auf den Ausbau von Wohnraum?
Der Kreis erhofft sich mit dem Fokus auf den Ausbau bezahlbaren Wohnraums unter anderem, Fachkräfte für die Region zu gewinnen und an Nahe und Glan binden zu können. Außerdem fehlten insbesondere für alleinstehende Menschen und junge Familien kostengünstige Mietwohnungen.
Welche Förderkulisse gibt es beim Wohnungsbau?
Der Kreis hat auch den vom Land geförderten Wohnungsbau im Auge. Konkret will man dank der Unterstützung der Investitions- und Strukturbank (ISB) vergleichsweite niedrige Mieten ermöglichen. So soll die Miete pro Quadratmeter etwa in Langenlonsheim (Fördermietenstufe 4) bei höchstens 6,30 Euro liegen, in Kirn (Fördermietenstufe 3) bei maximal 5,75 Euro.
Für wen sind sozial geförderte Wohnungen gedacht?
Wer eine sozial geförderte Wohnung beziehen darf, hängt von der Höhe des jeweiligen Einkommens ab. Für eine Familie mit zwei Kindern liegt die Grenze beispielsweise etwa bei einem gemeinsamen Bruttojahreseinkommen von etwa 95 000 Euro. Bei einem Paar ohne Kinder ist das Limit etwa 62 000 Euro. mki
Die 1952 gegründete Bad Kreuznacher Gewobau baut unter anderem Immobilien für Mietwohnungen und Kindergärten und ist zu 84 Prozent in städtischer Hand. Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger spricht von insgesamt 2100 Mieteinheiten. Allein in den vergangenen zehn Jahren habe man rund 450 Wohneinheiten mit Investitionen von mehr als 14 Millionen Euro modernisiert und saniert.
Die Gewobau beschäftigt 18 Mitarbeiter und 35 Hauswarte und erzielt Seeger zufolge jährlich einen Jahresüberschuss von mehr als 1 Million Euro. „Wir haben ein schlankes Team – Personalkosten sind ein wesentlicher Faktor“, sagt Seeger. Die Gewobau betreut derzeit 42 Spielplätze in der Stadt. Neben dem Neubau sollen auch alte Gebäude revitalisiert werden.
Eigenkapital um 96 Prozent gestiegen
Seeger zufolge steht die Gewobau wirtschaftlich sehr gut da. „Wir sind wirtschaftlich sehr erfolgreich, wir haben eine sehr gute Bonität für die Finanzierung unserer Projekte, und wir haben eine Steigerung des Eigenkapitals um 96 Prozent in den vergangenen 17 Jahren.“ Außerdem sei die Gesellschaft demnach seit 2022 mit einem Nachhaltigkeitszertifikat ausgezeichnet. Zuletzt warfen Kritiker der Gewobau vor, sie sei beim Bau preisgünstigen Wohnraums nicht erfolgreich genug.
Bis klar ist, welcher Gesellschaft sich der Kreis anschließt, wird es noch dauern. Auch wie hoch die Kosten im Falle einer Beteiligung wären, ist unklar. Landrätin Bettina Dickes sprach vom Beginn eines Abwägungsprozesses. Bereits vor rund einem Jahr hatte sie die Idee ins Spiel gebracht, sich der Mainz-Binger KWBG anzuschließen. Das hat dann die Bad Kreuznacher Gewobau auf den Plan gerufen.