Die Krankenhauskrise verschärft sich und auch Bad Kreuznach ist erneut betroffen: Der Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes hat jetzt überraschend für alle seine Klinikstandorte Insolvenz angemeldet und den kompletten Rückzug aus dem Klinikgeschäft angekündigt. Betroffen von der Entscheidung sind sechs weitere Standorte, darunter auch die DRK-Tagesklinik in der Salinenstraße in Bad Kreuznach, ein teilstationäres Krankenhaus, in dem Menschen mit seelischer Erkrankung wohnortnah behandelt werden.
Bitter für Bad Kreuznach: Bereits im vergangenen Jahr war die Gesundheitsstadt an der Nahe von der Insolvenz der Franziskanerbrüder betroffen. Und gleichzeitig im Glück, denn mit der Stiftung Kreuznacher Diakonie fanden sich für das Krankenhaus St. Marienwörth, die Altenpflegeeinrichtung Haus St. Josef und den Palliativstützpunkt Rheinhessen-Nahe neue Betreiber. Doch wie geht es mit der DRK-Tagesklinik weiter?
24 Therapieplätze für seelisch erkrankte Menschen
Die Einrichtung besteht seit 1992 und hat 24 Plätze. Sie ergänzt das Therapieangebot der niedergelassenen Ärzte und der vorhandenen Kliniken. Damit soll eine vollstationäre Behandlung ersetzt oder verkürzt werden. Angegliedert ist auch eine psychiatrische Institutsambulanz. 38 Angestellte sind dort beschäftigt. Sie wurden über den Rückzug des DRK nicht nur über das Schreiben von Christian Eckert, Geschäftsführer der DRK-Trägergesellschaft Süd-West mbH, informiert, sondern auch bei einer Belegschaftsversammlung am Montag.
In dem Schreiben heißt es: „Bis zur letzten Minute hat sich der DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz für die Rettung und damit den Verbleib der überwiegend kleineren Krankenhäuser, unter dem Dach beziehungsweise Beteiligung des DRK, starkgemacht. Angesichts der hohen wirtschaftlichen Belastungen sowie der unklaren gesundheitspolitischen Zukunftsaussichten kann das DRK sein Krankenhausangebot nicht länger aufrechterhalten, ohne gleichzeitig die Erfüllung seines humanitären Kernauftrags als nationale Hilfsgesellschaft zu gefährden. Mit großem Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass die DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd-West mbH, die DRK Klinikgesellschaft Südwest mbH und DRK gemeinnützige Gesellschaft für Geriatrie und Rehabilitation mbH Anträge auf Durchführung eines Insolvenzverfahrens vor dem zuständigen Amtsgericht in Mainz gestellt haben.“
DRK zieht Schlussstrich
Die Erlöse reichten bei Weitem nicht mehr aus, um die überproportional gestiegenen Kosten in einem nicht auskömmlich gegenfinanzierten Gesundheitssystem zu decken, heißt es darin weiter. Der gesundheitspolitische Veränderungsdruck belastet kleinere Kliniken, wie sie das DRK mehrheitlich führt, überproportional stark. Das DRK hat nicht die wirtschaftlichen Ressourcen, die für eine Überbrückung bis zum Eingreifen der Reformeffekte in voraussichtlich 2027 notwendig wären. „Trotz aller Anstrengungen, unsere Krankenhäuser langfristig zu stabilisieren, haben sich die Rahmenbedingungen weiter verschärft. Aus diesem Grund haben wir uns nach intensiven Verhandlungen für den Restrukturierungsweg über das Insolvenzverfahren entschieden.“
In dem Schreiben wird auch betont, dass die Löhne und Gehälter im Rahmen des Verfahrens gesichert sind und der Geschäftsbetrieb vollumfänglich weiter laufe. Das Ziel sei, die Standorte und Arbeitsplätze zu erhalten. Wie es weiter geht, ist offen. Aktuell wird nach anderen Klinikträgern gesucht, die die Einrichtung übernehmen könnte.
„Lange Zeit Defizite ausgeglichen“
Das DRK habe mit großer Kraftanstrengung bisher Defizite ausgeglichen, um die medizinische Versorgung der Menschen vor Ort und Arbeitsplätze zu sichern, heißt es in einer Pressemeldung des Landesverbandes. „Während gemeinnützige Träger wie das DRK die Verluste aus eigenen Mitteln finanzieren müssen, werden die meisten kommunalen Kliniken aus Steuermitteln öffentlich bezuschusst. Von dieser Geldquelle ist das Deutsche Rote Kreuz abgeschnitten.“, lässt sich Rainer Kaul, langjähriger Präsident des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz, darin zitieren.