Erstmals fand dieses Jahr die Jobmesse für Zugewanderte im Parkhotel Kurhaus statt. Der Umzug für die dritte Auflage der Messe von den IHK-Räumen ins Kurhaus war richtig, denn schon zu Beginn der Veranstaltung stürmten zugewanderte Menschen die rund 20 Stände im großen Kurhaussaal. Die, die gekommen waren, straften all die Lügen, die behaupten, Menschen, die nach Deutschland kommen, wollten nur den Sozialstaat abkassieren. Mitnichten: Denn wenn der Andrang auf die Jobmesse eins deutlich machte, dann der Wunsch der Messebesucher, die Ärmel hochzukrempeln und möglichst schnell als Fachkraft in Deutschland zu arbeiten.
„Unser Ziel muss sein, die Menschen aus dem Leistungsbezug des Jobcenters zu holen und sie in qualifizierte Arbeit zu bringen, damit sie in die Sozialsysteme einzahlen“, unterstrich Jörg Lenger, Geschäftsführer der Regionalgeschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bad Kreuznach. Die IHK veranstaltet die Jobmesse für Zugewanderte gemeinsam mit dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit, dem Beirat für Migration und Integration Bad Kreuznach, der Handwerkskammer Koblenz, der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz sowie der Stadt und dem Kreis Bad Kreuznach. Von einer großartigen Veranstaltung sprach am Ende Anke Altmayer, Beauftragte für Chancengleichheit beim Jobcenter Bad Kreuznach. „Irre!“, so ihr Kurzkommentar – kamen doch in vier Stunden rund 650 Besucher.
„ Über den Fachkräftemangel jammern, aber nichts tun, das geht nicht.“
Anke Altmayer, Beauftragte für Chancengleichheit beim Jobcenter Bad Kreuznach
Altmayer unterstrich, dass Deutschland Fachkräfte aus dem Ausland braucht. Sie seien eine Säule, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Dabei nimmt sie auch die Firmen selbst in die Pflicht. „Über den Fachkräftemangel jammern, aber nichts tun, das geht nicht“, sagte sie. Joey Isted, Geschäftsführer des Jobcenters in Bad Kreuznach, ist alles andere als ein Theoretiker, wenn es darum geht Fachkräfte durch Zuwanderung zu gewinnen. Sein Vater war 1969 ohne relevante Sprachkenntnisse nach Deutschland eingewandert, erhielt dennoch die Chance, hier zu arbeiten und blieb 40 Jahre lang bei demselben Arbeitgeber. Während dessen lernte er ganz beiläufig während der Arbeit Deutsch. „Sie können heute diese Möglichkeit auf für zugewanderte Menschen eröffnen“, warb Isted bei den anwesenden Arbeitgebern.
Übrigens: Auch wenn die im Heimatland erworbenen Abschlüsse nicht den deutschen Anforderungen genügen, ist das kein Ausschlusskriterium. Die Zentrale Ausländerbehörde für Fachkräfteeinwanderung Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern steht hier zur Seite. In diesem Jahr besuchten erneut viele Ukrainer die Messe. Bewertet werden sie wie EU-Bürger und müssen kein Asylverfahren durchlaufen. Aber auch Asylsuchende, darunter zahlreiche Menschen aus Nordafrika, schauten sich nach Facharbeit um. Viele Unternehmen der Pflegebranche, darunter die Kreuznacher Diakonie, aber auch Unternehmen aus der Industrie wie die Allit AG haben das Potenzial der Zuwanderer für sich erkannt und beteiligten sich an der Jobmesse. Auch der Beirat für Migration war mit im Boot, um Hemmnisse abzubauen.