Kundgebung in Bad Kreuznach
Zeichen für Demokratie setzen
Knapp 500 Menschen waren Dienstag auf den Kornmarkt gekommen, um ein deutliches Zeichen für die Demokratie zu setzen.
Josef Nürnberg

Knapp 500 Menschen versammelten sich bei einer Kundgebung auf dem Bad Kreuznacher Kornmarkt, um ein Zeichen für Demokratie zu setzen.

Rund 400 Personen – laut Veranstalter sogar 500 Personen – trafen sich am Dienstagabend zur Kundgebung für Demokratie, zu der der Kreisjugendring und Netzwerk am Turm auf dem Kornmarkt eingeladen haben. Viele davon unterstrichen mit Plakaten, dass sie sich ernsthaft Sorgen um einen Demokratieabbau machen und fürchten, dass nach der Bundestagswahl ein möglicher Bundeskanzler Friedrich Merz bei Gesetzesänderungen auch Stimmen der AfD in Kauf nehme.

Die Folk-Rock-Band „Rainers Liedermacher“ aus Ingelheim forderte die Demonstranten dann auch zu Beginn der Kundgebung mit dem Konstantin-Wecker-Song „Sage Nein“ auf, aufzustehen und sich für den Erhalt der Demokratie einzusetzen. Auch Clarissa, eine junge Frau aus Bad Kreuznach, machte sich Sorgen, was da möglicherweise nach der Bundestagswahl drohen könnte. „Im Februar wählen, damit es kein beschissener Merz wird“, warb sie mit einem Transparent am kommenden Sonntag zur Wahl zu gehen. Eine andere Demonstrantin fürchtete gar, dass es schon „5 vor 1933“ ist.

"Es ist 5 vor 1933" warnte diese Demonstrantin.
Josef Nürnberg

Dass aus Sicht vieler Demonstranten der „verfrühte Merz nichts mit politischem Frühling oder gar Aufbruchstimmung zu tun hat“, unterstrichen auch Pfarrerin Annalena Prott von der Interkulturellen Gemeinde und Leonie Weber von Aktiv für Flüchtlinge Bad Kreuznach. Für die Pfarrerin stand dann auch nach dem gemeinsamen Faktencheck mit Weber fest: „CDUler ihr verliert euer C!“ Die beiden schrieben Merz ins Stammbuch, dass der Wert des Menschen aus christlicher Sicht sich nicht durch seine Leistung bestimmt. Zudem erinnerten sie daran, dass geflüchtete Menschen gerne arbeiten würden, aber nicht dürften.

Im Rahmen des Faktenchecks musste die Theologin erkennen, dass christliches Handeln, ginge es nach den Plänen der CDU, die sich gerne als Familienpartei sieht, beim Familiennachzug von Geflüchteten möglichst verhindert werden soll. Das unterstrich auch Gianluca Giongo für „Kreuznach für Vielfalt“, der daran erinnerte, „dass jeder Mensch die gleiche Würde hat“. „Die im Grundgesetz verankerte Menschenwürde und der Schutz vor Verfolgung sind für uns nicht verhandelbar“, rief er den Demonstranten zu. Er dankte allen, die trotz eisiger Temperaturen zur Kundgebung gekommen waren. „Danke für euren Mut und eure Solidarität. Nie wieder ist jetzt“, forderte Giongo.

Knapp 500 Menschen sind am 18. Februar auf den Kornmarkt gekommen, um ein deutliches Zeichen für die Demokratie zu setzen.
Josef Nürnberg

Zillan Daoud wusste, warum er und so viele andere am Dienstagabend auf den Kornmarkt gekommen waren. „Wir spüren: Unsere Demokratie, unsere Menschenrechte, unsere Freiheit – all das, was wir für selbstverständlich hielten – ist in Gefahr“, sagte Daoud. Wie alle Redner forderte auch er dazu auf, am Sonntag zur Wahlurne zu gehen, denn die Stimme an der Wahlurne sei eine mächtige Waffe. Für den Kreisjugendring sprach Hannes Kindermann, der auf Grundlage seiner Arbeit davon berichtete wie viel Positives junge Menschen mitbrächten. Diese Erfahrungen teilten dann auch Mayla und Mathis. Afghanin Maria Azami weigerte sich, Schubladen zu akzeptieren. „Ich bin nicht ein Vorurteil und genauso wenig seid ihr es“, sagte sie.

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