Seit Juni 2023 sind die sechs Windräder des Windparks Pferdsfeld am Netz und produzieren nach Angaben des Betreibers Baywa Wind etwa 44.000 Megawattstunden Windstrom pro Jahr. Sie könnten bald Gesellschaft durch weitere Windmühlen bekommen. Denn die auf Windenergie spezialisierte Tochter der Baywa r.e. – die Abkürzung re steht für renewable energy, also erneuerbare Energien – hat nun die Planungen für den Windpark Pferdsfeld II aufgenommen.
Potenzial für bis zu zehn weitere Windräder
Bis zu zehn Windräder sind auf der Potenzialfläche Pferdsfeld II möglich, berichteten Jan Termeer, Leiter des Regionalbüros in Mainz, und Projektleiter Jan Gombault dem Bad Sobernheimer Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung.
Die Potenzialfläche von rund 154 Hektar schließt sich westlich Richtung Seesbach, aber auch nach Norden sowie südlich in Richtung Auen an das Gelände des bestehenden Windparks an. Das Areal umfasst neben Gelände des Bundes, das von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet wird, auch Flächen der Stadt Bad Sobernheim.
Flächennutzungsplan weist Eignungsflächen aus
Zehn Anlagen seien die für Pferdsfeld II mögliche „Maximalplanung“, erläuterte Gombault, zwei davon auf städtischer Gemarkung. Diese Berechnungen stützen sich nach seinen Angaben auf die neueste Fassung des Flächennutzungsplans Windkraft der Verbandsgemeinde Nahe-Glan, der zusätzliche Eignungsflächen für Windenergie auf dem Gebiet der ehemaligen VG Bad Sobernheim ausweist.
Zudem seien die Windkraftvorranggebiete des Regionalplans Rheinhessen-Nahe dort nahezu deckungsgleich. Diese neue „Flächenkulisse“ möchte Baywa Wind nun für den einen weiteren Windpark erschließen, so Termeer. Zumal man weiterhin Betreiber von Pferdsfeld I bleiben wolle.
Wieviel Geld fließt in den Stadthaushalt?
In der Ratssitzung stellen Termeer und Gombault das Konzept für Pferdsfeld II vor, insbesondere mit Blick auf die beiden Windräder auf Bad Sobernheimer Gebiet – und bezifferten dabei auch den Pachtvertrag, den Baywa Wind mit der Stadt abschließen würde. Pro Windrad würden jährlich 120.000 Euro als Mindestsumme in den Stadthaushalt fließen. Hinzu kommen in guten Jahren zusätzliche Ausschüttungen, so dass es bis zu 240.000 Euro sein könnten.
Außerdem fließt Geld aus der Kommunalbeteiligung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für die tatsächlich eingespeisten Strommengen an die Orte rund um Windparks. Auf diesem Weg könnten demnach weitere 25.000 bis 34.000 Euro pro Jahr an die Stadt gehen.
50 Meter höher als bisherige Windmühlen
Die neuen Windräder werden ihre bestehenden Pferdsfelder Pendants um etwa 50 Meter überragen und in ihrer Leistung um „fast das Doppelte“ übertreffen, so Gombault. Ähnliche Anlagen seien kürzlich in Desloch entstanden.
Genehmigungsverfahren dauerte zehn Jahre
Das Genehmigungsverfahren des bestehenden Windparks Pferdsfeld hatte sich aufgrund zahlreicher Änderungen und des Protests der Anwohner fast zehn Jahre hingezogen. Aus ursprünglich 23 geplanten Windrädern wurden im Laufe der Jahre erst 13, dann sieben – und wegen strenger und kostspieliger Artenschutzauflagen für eines der Windräder – schließlich sechs. Termeer und Gombach sind überzeugt, dass das Genehmigungsverfahren für Pferdsfeld II deutlich schneller über die Bühne gehen kann. Im Idealfall könnte der Windpark bereits 2028 ans Netz gehen.
Mehr Tempo bei Verfahren möglich
Als Grund für diesen Optimismus nennen sie die inzwischen durch den Gesetzgeber veränderten Genehmigungsverfahren, auch im Hinblick auf Naturschutz sowie Artenschutz. Wenn Flächen einmal geprüft wurden, müssten sie bei einer Erweiterung nicht mehr grundsätzlich in Frage gestellt werden, habe die Bundesregierung festgelegt. Zudem habe Rheinland-Pfalz die Verfahren inzwischen bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion zentralisiert. Bisher waren die Kreisverwaltungen zuständig. Auch davon erhoffen sich die Baywa-Vertreter mehr Tempo.
Stadtrat entscheidet am 30. Oktober über Pachtvertrag
Ob die Stadt Bad Sobernheim unter den genannten Bedingungen einen Pachtvertrag mit Baywa Wind abschließen möchte, können sich die Ratsmitglieder bis zur nächsten Sitzung am 30. Oktober überlegen. Dann steht die Entscheidung über den Vertrag zur Abstimmung.
Die Chancen dafür stehen gut. Um ein „Stimmungsbild“ zu bekommen, ließ Stadtbürgermeister Roland Ruegenberg den Rat in der Sitzung schon einmal probeweise abstimmen. Ergebnis: Die große Mehrheit der 23 Ratsmitglieder stimmte für den Pachtvertrag – bei zwei Gegenstimmen.
Welche Anlagen sind in Pferdsfeld II geplant?
Die neuen Windräder der 7-Megawatt-Klasse haben eine Nabenhöhe von rund 162 Metern und einen Rotorradius von knapp 88 Metern. Insgesamt kommen sie damit auf eine Gesamthöhe von 250 Metern. Für die Fundamente ist ein Durchmesser von 26 Metern vorgesehen sowie eine Fundamtenttiefe von bis zu 3,5 Metern. Pro Jahr und Windrad rechnet Baywa Wind mit einem Stromertrag von 13,6 Millionen Kilowattstunden und gibt an, dass mit jedem dieser Windräder bilanziell 4200 Durchschnitthaushalte mit Strom versorgt werden können.
Zum Vergleich: Die bestehenden sechs Vestas-Anlagen des Typs V 126 (3,6-Megawatt-Klasse) in Pferdsfeld haben jeweils eine Nabenhöhe von 137 Metern und eine Rotorenlänge von 63 Metern – so dass sie auf eine Gesamthöhe von 200 Metern kommen. Jede dieser Windmühlen liefert bis zu 7,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und versorgt rechnerisch 2300 Haushalte. sjs