Landrätin Bettina Dickes informierte den Kreistag über neue Zuweisungen und weiter fehlenden Wohnraum
Zahl steigt weiter: 2023 kommen 800 Flüchtlinge in den Kreis Bad Kreuznach
Vom Tisch: das kritisierte, weil zu weit außerhalb gelegene Containerdorf-Areal im Sobernheimer Industriegebiet. Die VG Nahe-Glan hat privaten Wohnraum für 100 Flüchtlinge gemeldet. Quote erfüllt! Foto: Stefan Munzlinger
Stefan Munzlinger

Die Zahl steigt weiter: Statt der 600 Flüchtlinge, von denen der Kreis Bad Kreuznach für 2023 ausging, kommen voraussichtlich 800 Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten an die mittlere Nahe (Stand: 19. Dezember). Über diese Zuweisung von Bund und Land in den Kreis informierte Landrätin Bettina Dickes (CDU) am Montag den Kreistag.

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Weiteren privaten Wohnraum für Flüchtlinge zu finden, scheiterte trotz „sehr intensiver“ Nachfragen in den fünf Verbandsgemeinden am bislang fehlenden Angebot, bekräftigte Dickes. Zwar habe Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne) kürzlich in einem Interview erklärt, im Land eine große Bereitschaft zu erkennen, die Menschen unterbringen zu wollen. Doch entspreche diese Äußerung nicht der Realität des angebotenen Wohnraums, so die Landrätin: „Er ist nicht vorhanden.“

Auch Kitas und Schulen vorbereiten

Damit nicht genug: Die Flüchtlingsfamilien brächten Kinder mit, die Kitas und Schulen besuchten. Eine Gesamtproblemlage, die die Kommunen kaum mehr zu lösen imstande seien: „Wir können nicht mehr, die Kommunen stehen mit dem Rücken an der Wand.“ Und so kam es vor Monaten zur Idee der zeitlich befristeten Containerdörfer. Zwei Standorte hatte der Kreis ausgeguckt: ein Areal nahe der Bad Kreuznacher Riegelgrube und eines im Industriegebiet Bad Sobernheim. Für beide habe man in der Kreisstadt und in der VG Nahe-Glan Bauvoranfragen gestellt.

Ein Containerdorf ist immer nur die zweitbeste Lösung.

Landrätin Bettina Dickes im Kreistag

Die Bad Kreuznacher beraten darüber im Januar. Deren aktuelles Signal: Man bekomme die geforderten 200 privaten Wohnplätze nicht zusammen. Daher geht es dort in Richtung eines Containerdorfs. Wenn die Stadt ein anderes Grundstück ins Spiel bringen wolle, könne man darüber reden, sagte Landrätin Dickes zu, dann müsse der Kreistag erneut entscheiden.

100 Wohnplätze: Quote erfüllt

Der Sobernheimer Stadtrat habe die Bauvoranfrage am 12. Dezember abgelehnt (wir berichteten) – mit Verweis auf den frühzeitig gemeldeten Wohnraum für 100 Menschen. Damit wäre die Quote der VG Nahe-Glan erfüllt. Frühzeitig? Das bezweifelt Dickes. Sie habe unlängst mit allen VG-Bürgermeistern über die Wohnraumsuche geredet.

Ergebnis: Sowohl die VGs als auch die örtlichen Kirchengemeinden und andere Institutionen hätten Wohnraum in nicht ausreichendem Maße zur Verfügung stellen können. „Alle VG-Bürgermeister haben sich für ein Containerdorf ausgesprochen, auch Uwe Engelmann aus der VG Nahe-Glan“, erklärte die Landrätin, die sich in einem nächsten Schritt bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) vergewissern will, wann der Kreis ein Containerdorf bauen müsse und wann nicht. Unterdessen hält die Kritik an den „zu weit außerhalb geplanten Dörfern“ an.

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