Was wird aus dem Gesundheitszentrum Glantal (GZG)? Trotz aller Beteuerungen seitens des Trägers Landeskrankenhaus, der die Einrichtung verkaufen will, das Krankenhaus werde auf keinen Fall geschlossen, wird die Situation mit Sorge beobachtet. Nun hat sich eine Schar wichtiger Unternehmer aus der Region, in der drei Landkreise (Bad Kreuznach, Kusel und Donnersbergkreis) aufeinandertreffen, zu Wort gemeldet und die Entwicklungen rund um das GZG scharf kritisiert.
So sind es deutliche Worte, die Michael Groß wählt. Groß führt gemeinsam mit Gunter Mohr das Unternehmen IGM in Medard (Landkreis Kusel), zehn Autominuten von Meisenheim entfernt. 120 Mitarbeiter hat der Spezialist für Gebäudehüllen und -leittechnik und macht einen Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro. Derzeit sorgt er sich um die Region. „Was hier passiert, ist kein Privatgeburtstag, sondern etwas, das alle betrifft, die hier in der Region leben. Hier geht es um elementare Strukturen“, sagt Michael Groß.
Zur Gruppe der gewichtigen Unternehmer, der lokalen Big Player, die sich nun zu Wort melden, gehören laut Groß Silvia Martin (Möbel Martin, Meisenheim), Rainer Kressmann (Niehoffs Vaihinger Fruchtsaft GmbH, Lauterecken), Sabine Bittmann (Bito, Meisenheim), Achim Hehl, Geschäftsführer von KOB, ein international führender Hersteller von medizinischen Textilien mit Sitz in Wolfstein, sowie der Meisenheimer Unternehmer und Anwalt Christian Held.
„Wir lassen uns hier nicht die Augen verbinden. Das ist kein normaler Prozess, sondern der Beginn, gute Substanz aufzulösen.“ IGM-Inhaber Michael Groß fordert die Politik auf, zu handeln.
„Wir sind uns da alle einig. Wenn wir wollen, dass es der Region gut geht, dann muss eine vernünftige Gesundheitsversorgung gewährleistet sein“, stellt Groß klar. „Wir wollen hier Fachkräfte ansiedeln und mit unserer Arbeit dafür Sorge tragen, dass Steuern fließen und alle etwas davon haben. Mit solchen Veränderungen wird eine strukturschwache Region weiter deutlich geschwächt.“ Die Versuche seitens des Landeskrankenhauses, das Interessenbekundungsverfahren für einen möglichen Verkauf des Gesundheitszentrums, als normalen Prozess zu präsentieren, findet er befremdlich. „Wir lassen uns hier nicht die Augen verbinden. Das ist kein normaler Prozess, sondern der Beginn, gute Substanz aufzulösen.“
Gesundheitszentrum schreibt laut Betreiber rote Zahlen
Das Landeskrankenhaus will das Gesundheitszentrum verkaufen, weil es defizitär sei. Das machte die Gesellschaft im März in einem Pressegespräch deutlich. Wie hoch das tatsächliche Minus ist, ist bis heute unklar. Man suche einen Abnehmer, finde man aber keinen, werde man das Krankenhaus weiterbetreiben, versprach Alexander Wilhelm, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses. Ebenfalls ein Argument: Das GZG sei mit seiner Abteilungsstruktur „ein solitäres Haus“ innerhalb des Landeskrankenhauses, dessen Kernkompetenzen eigentlich in der psychiatrischen, psychotherapeutischen, psychosomatischen und neurologischen Behandlung lägen.

Meisenheimer Gesundheitszentrum ist zu verkaufen
Das deutsche Gesundheitswesen ist krank und soll durch Reformen am Laufen gehalten werden. Für viele Krankenhäuser bedeutet dies eine Rosskur bis zur Schließung. Das Gesundheitszentrum Glantal in Meisenheim soll diesem Schicksal entgehen.
Das Gesundheitszentrum Glantal, 2015 für knapp 50 Millionen Euro gebaut (27 Millionen Euro stammen direkt vom Land, 20 Millionen Euro vom Landeskrankenhaus), stellt mit seinen 136 Betten, seiner neurologischen Abteilung sowie mit seinen Abteilungen für Chirurgie, Innere Medizin, Anästhesie sowie Intensiv- und Notfallmedizin die tragende Säule der Notfallversorgung in diesem Landstrich dar. Zudem gehören eine angeschlossene Pflegeschule und sowie ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit chirurgischem Schwerpunkt dazu. Lange Zeit galt das GZG als das Vorzeigeprojekt der medizinischen Versorgung im Land schlechthin.
Alexianer aus Münster sind wohl interessiert
Das Interessenbekundungsverfahren für den Trägerwechsel läuft am Montag ab. Bislang, so hat es unsere Zeitung in Erfahrung gebracht, gibt es mit dem Angebot der im westfälischen Münster ansässigen Alexianer GmbH bloß einen möglichen Kandidaten. Ein neuer Träger bedeutet aber nicht automatisch, dass das Krankenhaus in gleicher Form, das heißt als Haus der Notfallversorgung, weiterbetrieben wird. Was ein neuer Betreiber plant, ist ungewiss. Die Spekulationen eines möglichen Rückbaus zu einem Haus des Levels 1i (zurückgefahrenes stationäres, stärkeres ambulantes Angebot) sind bereits jetzt da.

„Dass in den Führungspositionen Leute wie Herr Wilhelm sitzen, die keinerlei Bezug zu der Region haben, finde ich schwierig. Aus meiner Sicht muss die Politik hier Farbe bekennen und solche Alleingänge stoppen.“ Als Unternehmer fühle man sich regelrecht veräppelt. Die Steuergelder, die man erwirtschaft und mit denen das Landeskrankenhaus einst gebaut worden sei, würden nun „verschleudert“ – womöglich an einen privaten Träger. „Das kann nicht sein“, kritisiert Groß. Und in der Tat: Ob ein fast komplett mit öffentlichen Mitteln gebautes Haus für einen geringen Betrag in private Hände gleiten kann, dürfte den Landesrechnungshof brennend interessieren.
Landeskrankenhaus: Es muss sich etwas verändern
Das Gesundheitszentrum Glantal bleibt bestehen. Es ist ein bedarfsnotwendiges Krankenhaus. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss festgestellt. Die Leistungen des Gesundheitszentrums Glantal müssen – wie die Leistungen jedes anderen Krankenhauses in Deutschland auch – an die auf Bundesebene beschlossene Krankenhausreform angepasst werden. Das heißt im Kern: mehr Ambulantisierung und vor allem Spezialisierung von Leistungen. Kooperationen und Zusammenlegungen sind also das Wesen der Krankenhausreform und können im Fall des Gesundheitszentrums Glantal unserer Ansicht nach besser von einem somatischen Träger realisiert werden als vom Landeskrankenhaus“, schreibt Markus Wakulat, Pressesprecher des Landeskrankenhauses, in einer Stellungnahme. Man halte den gewählten Weg zur „Sicherung der regionalen Gesundheitsversorgung“ für richtig und vernünftig und den Zeitpunkt für ideal. „Zum 1. Januar 2027 wird die Reform in Rheinland-Pfalz umgesetzt. Bis Mitte dieses Jahres können Krankenhäuser ihre Leistungsgruppen bei der Landesregierung anmelden. Wer jetzt nicht aktiv handelt, läuft Gefahr, Leistungsgruppen einzubüßen. Die Geschäftsführung des Landeskrankenhauses ist gerne bereit, in persönlichen Gesprächen ihr Handeln und die Vorgehensweise zu erklären“, heißt es weiter.