Zwei Windräder produzieren bereits Strom
Windpark Pferdsfeld bald komplett am Netz – Zwei Windräder liefern schon Strom
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Die sechs Windräder des Windparks Pferdsfeld stehen. Mitte Juni soll der Windpark komplett ans Netz gehen. Zwei der 200 Meter hohen Windkraftanlagen laufen allerdings schon seit einigen Wochen und produzieren Strom. Foto: Andreas Nitsch
Andreas Nitsch

In drei Wochen soll der Windpark Pferdsfeld  komplett ans Netz gehen. Die ersten beiden Rotoren laufen bereits.

Der Windpark Pferdsfeld ist fast fertig. Die sechs gewaltigen Windräder sind komplett montiert und ragen nun auf den Hügeln bei Pferdsfeld in den Himmel. Ans Netz soll der Windpark mit sechs Windrädern voraussichtlich in der Woche ab dem 19. Juni gehen, kündigte der Windparkbetreiber Baywa Wind auf Anfrage des Oeffentlichen Anzeigers an.

Zwei der sechs Windräder speisen nach Angaben von Sprecherin Tanja Schneider-Diehl indes schon seit Ende April Windstrom ins Netz. Hintergrund ist die Fertigstellung der Stromtrassen für diese beiden Anlagen. Sie produzieren derzeit jeweils rund 28 Megawatt Strom pro Tag.

An Stromtrassen wird noch gebaut

An den Stromtrassen der übrigen vier Anlagen wird derzeit noch gebaut. Deren Netzanbindung soll spätestens in der 25. Kalenderwoche – also ab dem 19. Juni – fertig sein, wie die Sprecherin berichtet. Dann werden sich alle sechs Räder drehen und insgesamt etwa 44.000 Megawattstunden Windstrom pro Jahr produzieren. Dies entspricht laut Baywa dem Bedarf von rund 14.600 Zwei-Personen-Haushalten.

Nachdem sich die Planung und die Genehmigung des Windparks fast zehn Jahre lang hingezogen haben, ging der Bau der Windräder selbst nun recht schnell über die Bühne. Zwar wurde schon seit September 2021 auf dem Areal gearbeitet, um Wege und Kranstellflächen einzurichten. Auch das letzte noch stehende Wohnhaus von Alt-Pferdsfeld musste im vergangenen Sommer dem Windpark weichen. Seit Jahresbeginn 2023 sind dann allerdings die insgesamt sechs Windenergieanlagen des Typs Vestas V 126 im Rekordtempo in die Höhe gewachsen.

Die Anlagen haben eine Nabenhöhe von 137 Metern und die Rotoren einen Durchmesser von 126 Metern – sodass die Windräder auf eine Gesamthöhe von jeweils rund 200 Metern kommen.

„Immer, wenn sich die Rotoren erkennbar drehen, wird Strom produziert und eingespeist.“

Tanja Schneider-Diehl von Baywa r.e. zu den ersten laufenden Windrädern.

Ursprünglich sollten auf den Gemarkungsflächen der früheren Gemeinden Pferdsfeld und Eckweiler vom ersten Betreiber Juwi aus Wörrstadt 13 Windkraftanlagen errichtet werden. Dies waren zumindest die Planungen im Jahr 2012. Doch dies ließ sich im Genehmigungsverfahren aus artenschutzrechtlichen Gründen und wegen des Widerstands der Anliegergemeinden nicht realisieren.

Sechs statt 13 Windkraftanlagen

2015 übernahm das Unternehmen Baywa r.e. die Projektrechte, 2017 erfolgte die Genehmigung für sieben Anlagen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Parallel wurden laut Baywa mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 2017 Ausschreibungen für Windenergieprojekte eingeführt. Nach der erfolgreichen Teilnahme des Unternehmens an der Auktion der Bundesnetzagentur im Mai 2021 konnte das auf letztlich sechs Windräder geschrumpfte Projekt realisiert werden.

Das Windenergieunternehmen hat nach eigenen Angaben in den Jahren seit 2015 zahlreiche Gutachten und Untersuchungen zum Artenschutz, dem Landschaftsbild, zu Ausgleichsflächen sowie Prognosen zum Schall und zum Schattenwurf vorgelegt. Außerdem wurden ab 2013 ein Jahr lang die Windverhältnisse gemessen, die dem jetzt realisierten Windpark steten Wind und damit solide Energieerträge prognostizieren – dazu soll einerseits die Geländehöhe von rund 400 Metern über dem Meeresspiegel beitragen, andererseits die Nabenhöhe der Windräder von 137 Metern.

Abstand zur Bebauung

Drei der Windmühlen stehen auf Bundesgelände, zwei auf Privatland und eines auf Fläche der Stadt Bad Sobernheim. Vier der Windenergieanlagen sollen ihren Strom in Monzingen einspeisen, zwei auf der Pferdsfelder Gemarkung Haischbach. Nach Angaben von Baywa haben die Windkraftanlagen einen Abstand von einem Kilometer zur Bebauung von Auen, von 1,1 Kilometern nach Daubach und jeweils mehr als zwei Kilometern nach Rehbach und Langenthal.

Wer den Windpark anschauen möchte, kann dies von den Premiumwanderwegen „Um die Wüstung“ und „Willigis-Wanderweg“ ausmachen – die Wege verlaufen in rund 700 Metern Abstand zum Windpark. Welche beiden Windräder bereits Strom einspeisen, lässt sich bei Windkraftanlagen übrigens leicht erkennen, erklärt laut Pressesprecherin Tanja Schneider-Diehl: „Immer, wenn sich die Rotoren erkennbar drehen, also nicht nur ganz langsam, wird Strom produziert und in das Netz eingespeist.“

Baywa will Windpark selbst betreiben

Die Baywa AG ist ein weltweit tätiger Konzern mit Sitz in München, der 2022 einen Rekordjahresumsatz von 27,1 Milliarden Euro erzielt hat. Gegründet 1923 als „Bayerische Warenvermittlung landwirtschafticher Genossenschaften“ zur Unterstützung der heimischen Landwirtschaft, hat sich der Konzern hundert Jahre nach seiner Gründung deutlich breiter aufgestellt und konzentriert sich auf Handel, Logistik und Dienstleistungen in den Sparten Agrar, Energie und Bau. Die Bedeutung der auf regenerative Energie spezialisierten 100-prozentigen Tochterfirma Baywa r.e. – die Abkürzung re steht für renewable energy, also erneuerbare Energie – ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Sie hat zuletzt einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro erzielt. Baywa r.e. ist mit 4500 Mitarbeitern in 31 Ländern vertreten. Den Windpark Pferdsfeld wird Baywa r.e. als Eigentümerin selbst betreiben. Er geht nach Unternehmensangaben nach der Fertigstellung in das Independent Power Producerportfolio (IPP) der Baywa-Konzerntochter Baywa r.e. über. sjs

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