Bermuda-Dreieck! In der verklärenden Erinnerung bleiben diese Nächte von Bad Kreuznach: zum Groove schwitzend zwischen Schwarzen im „El Barco“, gymnasialdiskutierend im „Cueva“, schickimicki neben dauergewellten Blondinen im „Canapé“. In Kreuznach war mal Action, nicht zuletzt durch Tausende junger Amerikaner. Es rappelte im „La Paz“ und „Dixie“, in der Capri Bar war es schlüpfrig, und alle Kreuznacher Buben kannten die rotbelichteten Zimmer in der Alzeyer Straße. Jeder schnalzte mit der Zunge, wenn die Rede auf die Hambo-Sauce im ersten echten Hamburger-Restaurant von Uli Hoffmann in der Planiger Straße oder die Cheeseburger am Capri-Imbiss kam.
Willi Häuser hat die Zeiten erlebt, er war von Anfang an dabei, und er weiß, was den Kreuznachern an dieser Erinnerung liegt. Deswegen wird er das Bermuda-Dreieck wiederbeleben. Das Ganze findet an zwei Tagen auf dem Eiermarkt statt, und zwar am Freitag/Samstag, 13. und 14. Oktober.
Zum Programm wird es die kommenden Tage viele Infos geben, wir aber haben uns mit Häuser im Café Salinas getroffen, weil wir von ihm den „Soul“ dieser Zeit anhand einiger Anekdoten nähergebracht haben wollten.
Es war im Jahre 1978, als er in der Capri-Bar erstmals am Plattenteller stand und Musik auflegte. Was waren die Lieder damals, die Kreuznacher zum Zappeln brachten? Für Häuser ganz klar: der Rap-Klassiker der Sugarhill Gang, nämlich „Rapper´s Delight“, aber auch „Funky Town“ von Lipps Inc. und der Kult-Rap „Christmas Rappin´“ von Kurtis Blow.
Er legte das auf, was die Party hören wollte, und die tanzwütigen Kreuznacher lagen ihm und seinen DJ-Kumpels zu Füßen. Er lebte das, was damals gang und gäbe war – die Lust daran, die Grenzen zu testen, egal in welcher Hinsicht.
Da waren etwa die Hamburger Mädels, die in der Capri Bar tanzten und 4 Uhr morgens mit dem Zug aus Kreuznach über Frankfurt heim nach Hamburg heimfuhren. „Ich hab mir den Wagen vom Türsteher geliehen – wir wollten sie am Frankfurter Bahnhof überraschen“, erinnert sich Häuser. „Der Wagen war ein uralter Kadett, immer wenn ich die Kupplung getreten habe, sprang der Gang raus. Als wir in Frankfurt ankamen, waren die Mädels schon fort. Also haben wir einfach beschlossen: Auf geht´s nach Hamburg!“ Ein paar Stunden später konnten sie die Mädels tatsächlich am Hamburger Bahnhof überraschen. „Meine Güte, wir waren 18, wir hatten Dampf!“ lacht Häuser heute.
Da war auch diese Tänzerin aus der Capri Bar, die ihm mal so ihren Fiat-Sportwagen X 1/9 schenkte. Der Flitzer stand vor seiner Tür, war aber noch nicht auf ihn angemeldet, als ein Hochwasser das Auto flutete. „Ich hab die Polizei angerufen und gesagt, dass da vor meiner Haus ein Auto im Wasser steht – bitte rausholen.“ Was die Beamten auch brav erledigen ließen.
Was die Gässjer noch nie ausstehen konnten, das war die Arroganz, die von Auswärtigen auf´s Land mitgebracht wurde. Und so lockten die DeeJays ein paar eingebildete Mädels in den dritten Stock der Kilianstraße, und als die Damen sich ausgezogen hatten, flogen die Klamotten aus dem Fenster auf die Straße. Die Damen mussten nackt ihre Kleider einsammeln gehen.
Und die Mode damals? Häusers persönliche Anekdote: Er sei als aktiver Ringer abends im Ringertrikot ins Bermuda-Dreieck gegangen, kein Problem. Wie würde Häuser die Gemütslage der damaligen Gemütslage beschreiben? „Ach, wir waren jung, wir haben gelebt.“ Wir fragten ihn noch nach einem Lied von damals, das ihm heute noch beim Anhören Gänsehaut beschere: „I Wanna Be Your Lover“ von Prince aus dem Jahre 1979, ein Liebeslied. Der Mann, mittlerweile 63, ist ein romantisches Gässje geblieben...
Revival-Party fürs Bermuda-Dreieck
- Los geht es am Freitag, 13. Oktober, ab 18 Uhr auf dem Eiermarkt, die Party läuft bis 24 Uhr
- Am Samstag, 14. Oktober, gibt es ab 15 Uhr einen Kreppelkaffee, dazu Programm der Fidelen Wespe und der Tanzschule Daub-Volk, ab 18 Uhr bis Mitternacht wird getanzt zu den Hits aus dem Bermuda-Dreieck der 80er, 90er-Jahre
- Den Clou beim Imbiss wird es mit den legendären Capri Bar-Cheeseburgern geben sowie mit der originalen Hambo-Sauce zu Pommes.