Workshop will Ursachen finden
Wie werden Gremien an der Nahe jünger und weiblicher?
Staatssekretär Denis Alt (Mitte) diskutierte mit Regina Heide, Simone Bopp und Gregory Mohr von der Landeszentrale für Ländliche Erwachsenenbildung über Projekte, die zur Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe beitragen.
Christine Jäckel

Auf dem Land ist mehr los, als man denkt, und oft im benutzerfreundlichen hybriden Format. Dafür sorgt auch die Ländliche Erwachsenenbildung mit Projekten wie Digitalbotschafter, Canva-Design, Moodle-Kursen oder Bewegungsbegleiter.

Ratsmitglieder und Ortsbürgermeister für die ehrenamtliche Mitarbeit bei der Selbstverwaltung der Gemeinden zu finden, wird immer schwerer. „Warum lässt sich keiner aufstellen?“ – Eine Antwort auf diese Frage zu finden war Ansatz des Teams der Ländlichen Erwachsenenbildung bei der Entwicklung des Workshops Kommunalwahlwerkstatt. Und diese Frage interessierte auch Staatssekretär Denis Alt (SPD) vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung bei seinem Besuch in der Geschäftsstelle der Landesvereinigung der ländlichen Erwachsenenbildung (LEB).

Wie findet man neue Köpfe für den Gemeinderat?

Geschäftsführerin Simone Bopp, Bildungsreferent Gregory Mohr und Regina Heide, zuständig für Kommunikation und Büromanagement, haben für die Konzepterstellung im Vorfeld über Social Media immer wieder abgefragt, warum es an breiter Motivation, insbesondere bei der jungen Generation, fehlt. Das Ergebnis: „Die Sitzungszeiten sind nicht kompatibel mit Arbeitszeiten und Familien“, nennt Simone Bopp einen ersten Punkt. Das führt dazu, dass in den Gemeinderäten und in den Verbandsgemeinderäten vor allem Männer sitzen, die über ihre Zeit flexibel verfügen können. Die Sitzungszeit ist auch im Kreistag seit Langem ein Thema, bestätigt Alt. Und: „In der Demokratie ist das, mit die wichtigste Frage, denn Demokratie lebt davon, dass die Teilhabe möglichst breit ist. Da muss man gucken, wenn sich bestimmte Teile gar nicht beteiligen, woran liegt das“, stellt Alt heraus.

Tatsächlich hat die Teilnahme an dem Workshop viele motiviert, sich zu bewerben, hält Simone Bopp fest. Das führt sie auch zurück auf Inhalte des Workshops, die auf Gesprächs- und Debattenkultur eingehen. „Es muss auch gewollt sein, dass neue Köpfe in den Rat kommen, und man muss den Themen, die sie mitbringen, Raum geben“, unterstreicht Bopp. Dritter wichtiger Punkt, der die Möglichkeit der Teilhabe für potenzielle Mandatsträger markant verbessert, ist ein professionelles hybrides Format für Sitzungen. Das Team der LEB hat im vergangenen Jahr für die von ihm entwickelten Formate Kommunalwahlwerkstatt und Nachhaltigkeitsbotschafter beim Weiterbildungspreis des Landes jeweils eine Auszeichnung erhalten.

Ländliche Erwachsenenbildung erreicht viele Gruppen

Bei den Nachhaltigkeitsbotschaftern ging es dem Team darum, Menschen zu finden, die das Thema in irgendeiner Form in die Breite tragen, wie Gregory Mohr erläutert. „Jeder sollte, ganz nach seinen Möglichkeiten den Nachhaltigkeitsgedanken aufgreifen können“, so Mohr. Das ist gelungen, vom Ratsmitglied, über Lehrkraft bis Landfrauen-Mitglied war die Bandbreite sehr groß. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der LEB, das sie bestimmte Gruppen abholen kann, die sonst nicht erreichbar sind. Ohne LEB würde im ländlichen Raum in unserem Land, das zu zwei Dritteln aus ländlichen Räumen besteht, definitiv etwas fehlen“, so Alt, der auch Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnik und Digitalisierung ist. Ein Projekt wie die Kommunalwahlwerkstatt könnte aus seiner Sicht in jedem Landkreis ein Angebot sein.

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