Stammtisch in Spall
Wie viele Windräder sind im Soonwald geplant?
Um das Thema Windräder und Freiflächen-Fotovoltaikanlagen im Soonwald will sich eine neue Arbeitsgruppe kümmern, die sich beim Stammtisch gegründet hat. Symbolfoto: dpa
Jan Woitas. picture alliance/dpa

„Hände weg vom Soonwald“ lautet nach wie vor das Credo der Initiative Soonwald, die auf der Suche nach einem neuen Vorsitzenden und Schriftführer ist.

Beim Stammtisch der Initiative Soonwald im Spaller Hof in Spall hat sich eine neue Arbeitsgruppe gegründet, die sich um das Thema Windräder und Freiflächen-Fotovoltaikanlagen im Soonwald kümmern will. Dafür meldeten sich spontan 14 Mitglieder und damit fast die Hälfte von denen, die zu dem Treffen gekommen waren. Ihr Ansatz: Sie wollen das von ihnen bemängelte Informationsdefizit aufbrechen und darüber beraten, wie man verhindern kann, was noch zu verhindern ist.

„Hände weg vom Soonwald“, lautet nach wie vor das Credo des Vereins, der sich grundsätzlich gegen Windräder in Waldgebieten ausspricht. Für diese Haltung gebe es gute wissenschaftliche Argumente, betonte die Ehrenvorsitzende Monika Kirschner-Ludwig, die zudem eine öffentliche Info-Veranstaltung zu dem „brennenden Thema“ anregte.

Premiumstatus ist nur noch schwer zu erreichen

Inzwischen habe Natur- und Artenschutz nicht mehr die höchste Priorität, merkte der scheidende Vorsitzende Nikolaus Schröder an. Aufgrund gelockerter gesetzlicher Vorgaben für erneuerbare Energien sei es selbst in Naturschutzgebieten schwierig, Anlagen abzublocken. Und das, obwohl Rheinland-Pfalz sein Soll längst erfüllt habe, wie Schröder unterstrich. Sein Vorgänger Georg Kiltz hofft, dass zumindest die Kernzonen des Naturparks Soonwald-Nahe unangetastet bleiben.

Ein Ausweg hätte die Anerkennung als Weltnaturerbe sein können, berichtete der Zweite Vorsitzende Matthias Heinl. Doch die Fristen, für alte Buchenwälder wie im Soonwald diesen Premiumstatus zu beantragen, sind abgelaufen. Fünf Gebiete in Deutschland haben das vorher geschafft. „Da jetzt noch rein zu springen, ist extrem schwierig“, meinte Heinl. Hinsichtlich der Windräder und PV-Anlagen lautet sein Fazit: „Es geht am Ende ums Geld.“ So erklärt sich Georg Kiltz auch den Meinungsumschwung bei Markus Lüttger, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rüdesheim, der anfangs gegen Windräder votiert habe, sich inzwischen aber mit aller Kraft dafür einsetze.

Kritik am Vorstand

Maria Othmer kritisierte, dass sich der Vorstand zuletzt zu wenig um Politik und Kultur gekümmert habe: „Es darf nicht nur um Essen und Trinken gehen.“ Sie forderte zudem mehr Öffentlichkeitsarbeit. Kritik gab es auch am Vorgehen bei der Suche nach einem neuen Vorsitzenden und Schriftführer. Die Amtsinhaber Nikolaus Schröder und Jörg Mehler hatten angekündigt, dass sie diese Ämter niederlegen wollen. Das sei in der Öffentlichkeit zu sehr dramatisiert worden, meinten manche beim Stammtisch. Es gebe so viele tolle Leute im Verein. Da werde man sicherlich geeignete Nachfolger finden. Man brauche keinen Hilferuf nach außen, meinte Heribert Dämgen.

„Wir dürfen das nicht aussitzen“, betonte hingegen Mehler, der als Koordinator des Soonwaldbusses weitermachen möchte. „Es ist fünf vor zwölf“, pflichtete ihm Beisitzerin Michaela Clemens-Kopp bei. Man habe so früh wie möglich auf das Personalproblem aufmerksam machen wollen, erläuterte Schröder. Das dürfe man nicht unterschätzen. „Allein schon der Soonwald ist ein ziemlich großes Ding.“ Man brauche auch da einen funktionierenden Vorstand, um rechtsgültige Verträge abschließen zu können.

Fahrten finden wie geplant statt

Die in diesem Jahr von Mai bis Oktober geplanten Fahrten finden wie geplant statt, stellte Jörg Mehler klar. Laut Satzung bleibe der alte Vorstand im Amt, bis die verwaisten Posten besetzt sind, hob Mehler hervor. Doch das könne man nicht endlos hinauszögern. Wenn der Status quo bis Ende Oktober anhalte, werde er keine Busplanung für 2026 machen, kündigte der Koordinator an.

Niko Schröder rührte eifrig die Werbetrommel für seine Nachfolge: „Das ist kein Amt, das wehtut.“ Er sei aufgrund seiner beruflichen Belastungen als Vorsitzender von den anderen Vorstandsmitgliedern wie auf Watte getragen worden. Von den rund 400 Mitgliedern müsse nur 1 Prozent bereit sein, die insgesamt vier freien Vorstandsposten zu besetzen.

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