Langenlonsheim – Im Film ist alles möglich. Auch dass Ufos und Aliens auf dem Rotenfels bei Bad Münster am Stein-Ebernburg landen und dort ihr Unwesen treiben. Diese Szene ist in dem neuen Film von Simon Pilarski aus Langenlonsheim und Simon Spieske aus Mainz zu sehen. Die beiden jungen Filmemacher haben im September im Naheland in nur zehn Tagen einen Fantasy-Kurzfilm in hochauflösender Qualität produziert, der bereits zwei Preise gewonnen hat.
Die beiden 20-Jährigen haben sich ihr Handwerk selbst beigebracht. Was bei ihrer gemeinsamen Arbeit herausgekommen ist, beeindruckte die Jurys vom Bünder Kurzfilmfestival und vom Camgaroo Award so sehr, dass sie ihnen mit ihrem Vier-Minuten-Streifen „Liberated“ zweimal den ersten Platz zusprachen.
Ufo-Alarm bei Bad Münster
Pilarski erinnert sich an die Dreharbeiten im September. „Es muss für viele Spaziergänger ein merkwürdiger Anblick gewesen sein“, sagt er und beschreibt eine Szene. Am Rundwanderweg auf dem Rotenfels bei Bad Münster am Stein-Ebernburg steht ein junger Mann in einem weißen Anzug, neben ihm ein Komparse, der einen Strick in der Hand hält. Wer diese Szene während der Dreharbeiten auf dem Rotenfels beobachten konnte, ahnte nicht im geringsten, was am Ende dabei herauskommen sollte. Auf der Leinwand schwebt später im Hintergrund ein Ufo. Der Darsteller mit dem weißen Anzug ist zum „gläsernen“ Alien geworden, der Strick hängt an einem Baum. An ihm hat sich die Hauptdarstellerin aufgehängt. Im Film ist es die Sequenz eines bösen Traums, der erst später am Computer entstand.
Möglich machten dies die visuellen Effekte von Simon Spieske. Die Szene war von Beginn an so geplant, der 20-Jährige veränderte die Bilder digital am PC. Er montierte Ufo und Baum an die Stelle auf dem Rotenfels. So täuschend echt, dass der normale Zuschauer den Unterschied nicht bemerkt. Und das gelang, obwohl die Macher des Kurzfilms extrem unter Zeitdruck standen. In zehn Tagen musste der Streifen fertig sein, denn dann lief die Einreichungsfrist für den Camgaroo-Kurzfilmwettbewerb in München ab. Schnell überlegten Pilarski und Spieske sich ein Drehbuch, organisierten zwei Schauspieler und Helfer. Sie drehten zwei Tage lang, unter anderem auch im Langenlonsheimer Wald und im Garten von Pilarskis Elternhaus. Am 21. September musste die DVD mit dem Film in München sein. Bis dahin schnitten sie Szenen, passten die Farbgestaltung an, fügten digitale Effekte ein und optimierten den Ton.
Film war in letzter Sekunde fertig
„Das war sehr stressig, wir haben kaum geschlafen“, sagt Spieske. Der Film war erst einen Tag vor Abgabe fertig. „Der Computer hat noch gerechnet, wir haben den Film in letzter Sekunde auf DVD gebrannt und sind völlig übernächtigt zur Post gerannt“, erinnert sich Pilarski. „Liberated“ musste weg, bevor die Post ihre Türen schloss. Dass man als Filmemacher unter Zeitdruck arbeitet und oft improvisieren muss, wissen die beiden nur zu gut. „Filmemachen ist eine ständige Problemlösung“, sagt Pilarski und lacht. Die Profi-Ausrüstung für die Dreharbeiten und die Postproduktion haben sich die beiden Filmemacher über Jahre zusammengekauft und dafür jeden Cent ausgegeben. Sie besitzen unter anderem einen Kamerakran und ein Flycam-Schwebestativ, die auch beim Dreh des Kurzfilms zum Einsatz kamen.
„Liberated“ ist der erste fertige Kurzfilm des Duos. Parallel arbeiten sie derzeit wieder an neuen Projekten. Der 20-jährige Simon Pilarski hat mit „Diamond Beach“ bereits einen 130-minütigen Film auf die Kinoleinwand gebracht, der im März 2009 im Cineplex-Kino in Bad Kreuznach uraufgeführt wurde. Knapp drei Jahre hatte er gemeinsam mit Johannes Höffler und seinem Team an dem Film gearbeitet. Pilarski ist in Langenlonsheim aufgewachsen, machte seinen Realschulabschluss auf der Integrierten Gesamtschule in Stromberg und schließlich sein Fachabitur auf der Berufsbildenden Schule in Mainz mit paralleler Ausbildung zum staatlich geprüften Medienassistenten. Für Film begeisterte er sich schon im Alter von zehn Jahren als er seine erste Videokamera in der Hand hielt. Heute dient ein Raum im Keller seines Elternhauses als Schnittraum und Lager für die Filmausrüstung.
Das Hobby zum Beruf machen
Sein Kollege Spieske lebt heute in Mainz und ist in Sargenroth bei Simmern aufgewachsen. Er macht in Mainz sein Fachabitur und will sich danach um einen Studienplatz an Filmhochschulen bewerben. Spieske ist vor allem für die Effekte am Computer zuständig, beherrscht Schnitt und Kameratechnik sowie zwei Programmiersprachen. „Als Zwölfjähriger habe ich angefangen, mir alles selbst beizubringen“, sagt er. Das könnte sich in Zukunft auszahlen. Beide überlegen, gemeinsam eine Firma zu gründen. Das nächste Ziel: Einen Film in 3D-Technik produzieren.
Denise Bergfeld
Den kompletten Kurzfilm „Liberated“ gibt es im Internet zu sehen unter folgendem Link: http://www.wildnisschule-wildwuchs.de/flare/Sites/filme/liberated_video.htm
Mehr zu Team und Handlung von „Liberated“ lesen Sie in der Wochenendausgabe des Oeffentlichen Anzeigers