Am Freitag ließ Westnetz die Storchennester von den Traversen der Hochspannungsmasten an der Michelin entfernen. Die Maßnahme, die sowohl der Sicherheit der Tiere als auch des Stromtransportes dienen soll, war zuvor mit Westnetz, dem Nabu und der SGD Nord und Süd als obere Naturschutzbehörden abgesprochen gewesen, die das Entfernen der Nester genehmigt hatten. Ohne eine solche Genehmigung dürfe kein Storchenhorst entfernt werden, teilte Christian Reis von der Initiative Pfalzstorch mit.
Dennoch war der Aufschrei der Storchenfreunde groß, die sich teils auch an unsere Zeitung wandten. Bernd Nickel aus Waldböckelheim hatte mit Schrecken festgestellt, dass nachdem schon alle verlassenen Nester im Herbst entfernt wurden, nun aktuell die im Bau befindlichen Nester entfernt worden sind. Dabei seien Michel und Micheline, wie Storchenfreunde das Michelinpaar liebevoll nennen, schon fast fertig gewesen mit dem Nestbau. Den Sicherheitsaspekt alleine will er nicht gelten lassen, hat es doch so viele Jahre nie einen Unfall durch die Störche gegeben.
Störche bauen weiter
Entsetzlich findet auch Oliver Ester aus Weinsheim die Beseitigung der Nester durch Westnetz. Er vermutet, dass die Störche in dieser Woche mit dem Brüten begonnen hätten. Die Störche an der Michelin auf Mast 27 und ihre Nachbarn auf dem Mast an der Winzenheimer Gemarkungsgrenze und am Rande des Planiger Gewerbegebietes lassen sich nicht unterkriegen, fliegen sie doch seit Samstag Baumaterial zum Wiederaufbau ihrer Kinderstuben ein. Christian Reis von der Initiative Pfalzstorch ist – obwohl Storchenfreund – in Sachen Nestbau auf Hochspannungsmasten nicht auf der Seite der Störche. „Es ist ein leidiges Thema, aber Storchennester gehören nicht auf Traversen von Hochspannungsmasten", sagt er. Obwohl Hochspannungsmasten im Gegensatz zu Mittelmasten, wo die Drähte enger gespannt sind, für Störche ungefährlicher sind, fürchten Netzbetreiber die Folgen allzu großer Nester für ihre Masten. Wenn ein Zweig des Nestes auf eine Leitung fällt, kann es zu einem sogenannten Überschlag zwischen den spannungsführenden Leitungen und der geerdeten Traverse kommen, auf der sich das Nest befindet. Das Nest kann in Brand geraten.
Die Stromversorgung zähle zu den wichtigsten Dingen des täglichen Lebens. Reis geht übrigens davon aus, dass tatsächlich noch kein Gelege im Nest war. Obwohl das Nest nicht mittels Drohne auf Eier untersucht wurde. Solange beide Tiere gemeinsam auf Futtersuche gehen, könne man davon ausgehen, dass kein Gelege im Nest ist. Die Zunahme der Storchenpopulation im Bereich der Michelin wundert Reis nicht. „Störche sind Kolonienbrüter – wo Störche sind, gehen Störche hin." Zudem sind Störche standorttreu und lassen sich nicht leicht vertreiben, was die Michelinstörche und ihre Nachbarn mit dem Wiederaufbau ihrer Nester unterstreichen. Sollte es durch das Entfernen der Nester nicht zur Brut kommen, ist laut Ries die Population nicht gefährdet.