Synagoge Staudernheim
Wesentliches Element der Staudernheimer Geschichte
Die ehemalige Synagoge in Staudernheim ist nun bis einschließlich Oktober jeden ersten Sonntag im Monat für Besucher zugänglich.
Wilhelm Meyer

Bisher war ein Besuch in der ehemaligen Synagoge in Staudernheim nur nach Absprache möglich, nun öffnet sie jeweils am ersten Sonntag im Monat ihre Türen für Interessierte.

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Auf gespannte Resonanz traf die Öffnung der ehemaligen Staudernheimer Synagoge am ersten Sonntag im Monat. Lange hatte es geheißen, dass ein Besuch derzeit außerhalb von Veranstaltungen nur nach Absprache möglich sei. Das, so erfuhren die Besucher vor Ort, soll sich ändern.

Bis einschließlich Oktober, das stellte Susanne Bender vom Museumsverein Synagoge Staudernheim fest, soll die ehemalige Synagoge jeweils am ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr für Besucher ohne besondere Absprache geöffnet sein. Zu sehen ist nicht allein das Innere des ehemaligen Gotteshauses, es birgt darüber hinaus die Ausstellung „In Bewegung – Die jüdische Gemeinde Staudernheims im Auf und Ab von Migrationen“. Sie fügt zur Geschichte Staudernheims ein wesentliches Element hinzu und zugleich ist diese Geschichte der Staudernheimer Juden beispielhaft für die Geschichte des Landjudentums schlechthin, die lange kaum des Erinnerns würdig schien.

„Sehr interessiert gekommen – bestens informiert gegangen!“ So etwa hatte es in einem Kommentar im Gästebuch geheißen. Allein schon die Geschichte des Hauses selbst bietet zahlreiche Einblicke in das gemeinsame Leben der Staudernheimer. Eine geraume Zeit, so berichtete Bender, bis 1895 nämlich, hatte es gebraucht, bis die jüdische Gemeinde über ein geeignetes Grundstück und genügend Geld verfügte, um ihre schon seit Jahrzehnten geplante Synagoge bauen zu können. Ein ehemaliger Staudernheimer Jude, der sein Glück in Amerika gemacht hatte, hatte dazu tief in die Tasche greifen müssen. Die Einweihung war dann 1896 ein Fest für alle Staudernheimer.

Eine kleine, aber höchst interessierte Gruppe nahm beim Tag der offenen Tür die Gelegenheit zur Erkundung von Synagoge und Ausstellung wahr.
Wilhelm Meyer

Mit dem ursprünglichen Aussehen der Synagoge beginnt die Zeitreise. Möglich wurde sie durch teilweises Entfernen verdeckender Schichten und durch Belassen der durch jeweilige Eingriffe entstandenen Wunden. So sind die Spuren lesbar geworden, Spuren des Lebens der jüdischen Gemeinde des Ortes, Spuren des Missbrauchs aus der NS Zeit. Auch Übergriffe der Nachkriegszeit – bis in die 80er-Jahre – lassen erkennen, wie die Synagoge für andere Zwecke teils brutal funktionalisiert wurde. Zur Geschichte des Hauses gehört allerdings auch die Geschichte des Museumsvereins Synagoge Staudernheim, der sich seit 1989 um die Sanierung, den Erhalt des Gebäudes, dessen Nutzung als kulturellen Raum und als Ort der Erinnerung einsetzt.

Eingebettet in Raum und Ausstellung ist zudem das interaktive Augmented-Reality-Kunstprojekt von Sharon Paz, einer in Berlin lebenden jüdischen Künstlerin. Es verbindet die Erfahrung von Auswanderung, Flucht und Exil der Staudernheimer Juden mit noch heute andauernden Erfahrungen gegenwärtiger Migration.

Selbstverständlich sind nach Absprache jederzeit auch weiterhin Besuche möglich und erwünscht. Das gilt auch für Schulklassen. Die nötigen Informationen finden sich auf der Homepage des Vereins: www.synagoge-staudernheim.de.

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