Michael Vesper will sich als Kopf der Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach mehr aufs Kerngeschäft konzentrieren
Weniger Hausmeister, mehr Touristiker: Michael Vesper will sich als Chef der GuT endlich mehr aufs Kerngeschäft konzentrieren
Michael Vesper vorm Eingang des Haus des Gastes: Der Wegweiser steht symbolhaft für das weite Feld, dass die Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach beackern muss. Foto: Marian Ristow
Marian Ristow

Michael Vesper, Chef der Gesundheit und Tourismus (GuT) für Bad Kreuznach, will die Struktur der GuT neu denken.

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Michael Vesper, promovierter Historiker, hat in Bad Kreuznach schon einige Posten bekleidet: Konversionsbeauftragter, Pressesprecher, Geschäftsführer der Tourismus- und Marketinggesellschaft (TuM) und seit 2010 steht er der damals neu geschaffenen Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH (kurz GuT) vor, die aus TuM, Kurmittel-Produktionsgesellschaft (KPK) und Kurmittel-Verwaltungsgesellschaft (KVK) zurecht gegossen wurden.

Neben den touristischen Belangen kümmert sich die GuT auch um eine Vielzahl anderer Geschäfte: die Instandhaltung der Salinen von Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein unter anderem mit den Gradierwerken und Heilquellen, den Betrieb des Haus des Gastes, das Veranstaltungswesen oder auch um Verwaltungsakte wie den Gästebeitrag – die Haupteinnahmequelle der GuT und die Abwicklung des glücklosen Tourismusbeitrags. Ein wichtiges Aufgabengebiet ist zudem die Ambulante Kur im Crucenia-Gesundheitszentrum, für die der GuT-Prokurist Michael Pohl verantwortlich zeichnet. Das Feld, das die GuT mit 30 Mitarbeitern (davon die Hälfte in Teilzeit) beackern muss, ist somit riesig.

Mannigfaltiges Portfolio

Ein mannigfaltiges Portfolio, das nicht mehr zeitgemäß erscheint. Im Gespräch mit dem Oeffentlichen Anzeiger äußert sich Michael Vesper zur Zukunft der GuT in ihrer bekannten Struktur und der Unterhaltung der Gradierwerke.

„Ich würde mir wünschen, dass man die Aufgaben neu sortiert. Werbung für die Stadt und Service für die Gäste, Veranstaltungswesen ist das Eine, die Aufrechterhaltung der touristischen und kurbezogenen Infrastruktur das Andere. Beide Aufgabengebiete brauchten ihre Experten“, sagt Michael Vesper. „Ich sehe da in der Organisation in einer GmbH keinen Benefit mehr, auch nicht mehr steuerlich, so wie es mal gedacht war. Die Vorsteuerabzugsfähigkeit lässt sich auch innerhalb der Struktur der Stadt, im Eigenbetrieb gewährleisten.“

Touristische Ideen entwickeln und kräftig Werbung machen

Brandschutzaufgaben, juristische Fragen, Hausmeistertätigkeiten – all das fresse Zeit und halte davon ab, sich um das Eigentliche zu kümmern: Konzepte für Gästeführungen schärfen, touristische Ideen entwickeln und kräftig Werbung machen für das schöne Bad Kreuznach – und vollem auch auch die Einbindung von digitalen Werkzeugen und Kommunikationskanälen bis hin zur anstehenden Revolution der Arbeitswelt durch KI zu bewältigen. Der Alltag sah aber in den vergangenen Jahren anders aus: Weil der damalige Bürgermeister und Kämmerer Wolfgang Heinrich es so wollte, wurde die GuT beauftragt, den Tourismusbeitrag ins Rollen zu bringen, ihn einzuziehen und zu verwalten, weil damit die Zweckbindung der Mittel deutlich werden sollte.

„Das war für mich die schlimmste Zeit“, berichtet Vesper offen. Zu dem massiven Arbeitsaufkommen, das der Beitrag mit sich brachte, sei die emotionale Belastung gekommen. Denn um den Tourismusbeitrag gab es konstant juristische und politische Streitereien, bevor er letztlich gekippt wurde. Auch die Sachbearbeiterinnen seien persönlich angegangen worden. In anderen Städten sei eine solche Aufgabe bei der Kämmerei angesiedelt gewesen, blickt Vesper zurück. „Dort liegt auch die verwaltungstechnische Kompetenz und die Verwaltung ist natürlich auch in der Wahrnehmung der Bürger und Unternehmen, die Stelle von der sie einen Abgabenbescheid erwarten. Man hat uns oft gefragt: „Was wollt ihr denn von uns? “, sagt er. In Bad Kreuznach indes laufen die Dinge eben ein bisschen anders.

Dezernate müssen sich verändern

Eine große Chance, die Aufstellung der Stadt zu verbessern liege in der Verknüpfung von Bereichen, die bislang nebeneinander herliefen. Es sei bedauerlich, dass derzeit im Dezernatsverteilungsplan und auch organisatorisch Wirtschaftsförderung, Tourismus und Marketing getrennt seien. Denn das gehe laut Vesper Hand in Hand: „Den Menschen hier muss klar gemacht werden, dass der touristische Benefit auch einer für die Lebensqualität hier und die Attraktivität der Region ist. Das ist für mich die Formel für nachhaltigen Tourismus.“

Die Vorzüge der Stadt lägen doch auf der Hand: „Wir haben hier eine gesunde Mischung. Die Therme, das Bäderhaus, die Wanderwege, das Schwimmbad und gepflegte Grünanlage, aber auch Museen, sind nicht nur etwas für Touristen, sondern auch für die Bürger, die hier leben.“ Alle profitierten davon.

Idee: Neuer Eigenbetrieb

Eine gute Möglichkeit wäre es, die Umwandlung der GuT in einen rechtlich unselbstständigen Eigenbetrieb zu erwägen und somit die Aufgaben wieder komplett in die Stadtverwaltung zu integrieren. Das würde auch die Transparenz der Arbeit der GuT – oder wie auch immer die Organisation dann hieße – erhöhen. So würde an die Stelle von Aufsichtsräten mit Verschwiegenheitspflicht ein Stadtratsausschuss mit Beteiligung der Öffentlichkeit treten. Auch die Spielregeln des europäischen Beteiligungsrechts legen eine solche Neustrukturierung nahe.

Denn der Subventionierung einer GmbH seien rechtliche Grenzen gesetzt, auch wenn es eine städtische Tochtergesellschaft sei. Zudem sei dann auch eine Änderung der Aufgabenzuweisungen umsetzbar.

Eigene Zukunft? Offen

Und wie geht es für Michael Vesper selbst weiter? Vesper hat einen Doppelvertrag: Er ist Angestellter der Stadt (seit 1996) und zudem mit einem Geschäftsführervertrag ausgestattet. Die Probleme sind bekannt. „Wenn sich die Struktur nicht verändert, sehe ich mich in dieser Funktion nicht mehr. Das Paket ist zu groß“, sagt Vesper. Der Geschäftsführervertrag läuft 2024 aus. Es sei die Bitte gekommen, für das Jahr 2025 nochmal zu verlängern. „Darüber denke ich nach.“ Sollte das Marketing aus der GuT gelöst werden, könnte sich Vesper sehr gut vorstellen, auch über 2025 hinaus zu Verfügung zu stehen.

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