Mal ist der Bus proppenvoll und man ergattert dankbar einen Stehplatz, und mal ist man fast der einzige Gast zwischen leeren Sitzplätzen. Welche Linie wird gut angenommen, wo ist noch Luft nach oben? Darüber sollen die Daten der Zählgeräte in den Fahrzeugen nun Aufschluss geben. Die aktuellen Erkenntnisse haben Uwe Hiltmann, Geschäftsführer der Kommunalverkehr Rhein-Nahe (KRN), und Marco Remy, Fahrplankoordinator beim Rhein-Nahe-Nahverkehrsbund (RNN), dem Kreistag vorgestellt. Die Tendenz der Fahrgastzahlen zeigt aufwärts. Aber es gibt noch immer Verbesserungspotenzial.
Zunächst stellt der KRN-Chef klar: „Das sind echte Zahlen.“ In rund einem Drittel aller Busse erfassen Videoanlagen, wie viele Personen gerade in dem Gefährt unterwegs sind. „Die Geräte setzen wir rollierend ein und können die Zahlen mit statistischer Genauigkeit hochrechnen.“ Künftig wolle man – danke 100-prozentiger Förderung – die ganze Flotte mit entsprechenden Geräten ausstatten.
Umsätze im Jahresverlauf gestiegen
Nun aber zu den Zahlen – und davon hatten die beiden eine ganze Menge im Gepäck. 10.817.953 Fahrgäste hat die KRN im Jahr 2024 befördert. „Die letzten Monate waren stärker“, ordnet Hiltmann mit Blick auf den Jahresverlauf ein und verspricht: „Wenn wir die Zahlen von 2025 präsentieren, haben wir die 11 Millionen erreicht.“
Nicht nur die Fahrgastzahlen, auch die monatlichen Umsätze im Bereich Verkäufe und Abonnements sind im Verlauf des Jahres leicht angestiegen, wie Hiltmann präsentiert. Von 1,35 Millionen Euro im Januar um fast 10 Prozent auf 1,45 Millionen Euro im Dezember. „Man sieht durchaus einen Zuwachs in den Verkaufszahlen, und wir hatten im Jahr 2024 keine Fahrpreiserhöhung, die kam erst Anfang dieses Jahres“, sagt Hiltmann. Zur Wahrheit gehört aber auch: Seitdem die KRN im Oktober 2022 den Busverkehr im Naheland übernommen hat, müssen Stadt und Kreis Bad Kreuznach Millionenbeträge zuschießen.
„Wenn wir die Zahlen von 2025 präsentieren, haben wir die 11 Millionen erreicht.“
KRN-Geschäftsführer Uwe Hiltmann über die Gesamtzahl der jährlichen Fahrgäste
Nun aber zu den Linien – auf welcher ist der Bus proppenvoll, auf welcher fahren die berühmt-berüchtigten Geisterbusse? Die Vorzeigelinie ist die mit der Nummer 630, die Bad Kreuznach und Mainz in beide Richtungen verbindet. An einem Schultag nutzen 2949 Menschen die Route. Durchschnittlich sitzen 35 Personen pro Fahrt im Bus. Mit im Mittel 28 Fahrgästen schneidet auch die Linie 234 (Gaulsheim, Bingen, Waldlaubersheim, Hargesheim, Bad Kreuznach) gut ab, ebenso die Linie 233, die auf dem Weg vom Bingener Hauptbahnhof über Büdesheim, Gensingen und Planig mit jeweils 25 Fahrgästen pro Fahrt Bad Kreuznach ansteuert.
Das Gegenbeispiel: die Linie 256, die zwischen Bockenau, Waldböckelheim, Steinhardt und Bad Sobernheim verkehrt. Sie bringt es an einem Schultag insgesamt gerade mal auf 30 Mitfahrer, das entspricht nur zwei Insassen pro Fahrt. Nur wenig mehr, nämlich vier Fahrgäste, nutzen pro Fahrt die Linie 261, die die Menschen vom Meisenheimer Bahnhof zum Gesundheitszentrum bringt.
Linienführung überdenken?
Weniger als durchschnittlich fünf Personen pro Fahrt begründen Handlungsbedarf, wie Fahrplankoordinator Remy erläutert. Hier will man also nachbessern. Aber wie? Zur Diskussion kann da die Linienführung stehen, die gegebenenfalls geändert werden muss; außerdem stellt man die Fahrzeuggröße infrage. Auch über das quantitative Angebot will man nachdenken.
Zur Einordnung: Bei mehr als 1000 Fahrgästen pro Werktag soll die jeweilige Linie alle 30 Minuten verkehren, bei rund 500 Fahrgästen gilt ein Stundentakt, und nutzen 200 oder mehr Menschen die Route täglich, verkehren die Busse darauf alle zwei Stunden. Naturgemäß wird der Bus in den Ferien und an den Wochenenden deutlich weniger genutzt. An Samstagen ist die KRN laut Hiltmann „gut ausgelastet“, am Sonntag sei es aber deutlich weniger.
„Insgesamt haben wir in dem Raum, in dem wir unterwegs sind, eine gute Nutzung.“
RNN-Fahrplankoordinator Marco Remy
Fahrplankoordinator Remy zeigt sich im Großen und Ganzen zufrieden: „Insgesamt haben wir in dem Raum, in dem wir unterwegs sind, eine gute Nutzung.“ Allerdings: Im Westen des Kreises sei das Fahrgastaufkommen tendenziell schwächer als im Osten. „Wir müssen die Schwachstellen identifizieren und weiter daran arbeiten.“