Wildtiere in Bad Sobernheim 
Weiße Hirsche nach Wolfsangriff aus Gehege geflüchtet
Die beiden weißen Damwildhirsche sind während der Wolfsattacke aus dem Gehege des Hotels Bollants ausgerissen. Seitdem streifen sie im Nachtigallental umher. Als sie sich am Freitag am ausgestellten Grün des Pflanzenmarktes laben wollten, sorgte dies kurzzeitig für Aufregung.
Wilhelm Meyer

Sie waren im Wildtiergehe des Bad Sobernheimer Hotels Bollants am Park daheim. Doch als im Januar der Wolf kam, sind die beiden weißen Hirsche ausgerissen und streifen nun über das Gelände des Freilichtmuseums und durch die Umgebung.

Die beiden weißen Damhirsche, die seit einiger Zeit auf dem Gelände des Bad Sobernheimer Freilichtmuseums umherstreifen, sind aus dem Wildtiergehege des benachbarten Hotels Bollants am Park ausgerissen. Sie gehören nicht dem Bad Sobernheimer Jäger Klaus Nieding, wie wir fälschlicherweise berichtet hatten. Es handelt sich auch bei keinem der beiden Tiere um den weißen Hirschen Hansi aus dem Soonwald, den Nieding vor zwölf Jahren in seinem eigenen Gehege im Nachtigallental angesiedelt hatte, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung betont. Hansi sei schon lange eines natürlichen Todes gestorben. Die Lebenserwartung von Damhirschen liege bei zwölf bis 14 Jahren, sagt er.

Hirsche nach Wolfsattacke geflüchtet

Dass die beiden Hirsche aus dem Bollant-Gatter seit mehreren Wochen frei über das Hotelgelände und den Parkplatz, über das Museumsgelände und rund um das Max-Willner-Heim und die Asklepios-Klinik streifen, hat einen traurigen Grund. Sie waren ausgerissen, als im Januar ein Wolf in das Gehege eingedrungen war. Der Wolf hatte am 17. Januar drei Stück Damwild gerissen und die beiden Hirsche waren in Panik vor der Attacke geflüchtet. Seither lassen sie sich nicht bewegen, in das Gatter zurückzukehren, wie das Hotel Bollants auf Anfrage mitteilt. Möglicherweise liege es daran, dass sie aus Angst nicht in das Gehege zurückkehren wollen, in das der Wolf eingedrungen war.

Tiere lassen sich nicht zurück ins Gatter locken

Die Hotelverantwortlichen haben inzwischen Kontakt zum Veterinäramt und auch zum Forstamt und dem Revierförster aufgenommen, um sich Tipps zu holen, wie die Tiere zurück in das Gehege gelockt werden können. „Es ist aber ein langwieriger Prozess, und wir können die Hirsche nicht zwingen“, so ein Mitarbeiter des Hotels.

Auch Nieding bestätigt, dass es keine leichte Aufgabe ist, Wildtiere wie die Hirsche anzulocken. Man könnte es mit Mais versuchen, müsse aber Geduld mitbringen. Wahrscheinlich sei die Chance im Winter größer, wenn der Gabentisch im Wald weniger gut gedeckt ist als im Sommer. Die andere Idee, die im Gespräch mit Bürgern immer wieder aufkomme, sei die Betäubung mit einem Schuss aus einem Betäubungsgewehr. Aber auch das sei bei Wildtieren ausgesprochen schwierig, betont der erfahrene Jäger.

Tierischer Auftritt beim Pflanzenmarkt

Vor Beginn des großen Pflanzenmarktes im Freilichtmuseum am Wochenende hatten die Tiere Gefallen an den ausgestellten Pflanzen gefunden. Sie kamen am Freitagabend angerückt, um sich an den Ständen zu laben. Naturgemäß gefiel das den Ausstellern nicht besonders gut. Das Museumsteam baute daher auf die Schnelle ein provisorisches Gatter auf, um die Stände zu schützen. Jäger Nieding war am Freitagabend auch telefonisch eingeschaltet worden, da das Museum in seinem Revier liegt, und es sei auch diskutiert worden, die Tiere zu erlegen. Dazu gab es aber laut Nieding keine Notwendigkeit, da von den Tieren keine Gefahr ausgeht. Zudem liege das Museum zwar in seinem Revier, sei aber ein befriedeter Bezirk. Und es seien Museumsmitarbeiter und die Aufbauer für den Pflanzenmarkt auf dem Gelände gewesen, die erheblich gefährdet gewesen wären. „Außerdem hat das Hotel als Eigentümer der Tiere die Nachverfolgung noch nicht aufgegeben.“

Die beiden weißen Hirsche streifen frei über das Museumsgelände in Bad Sobernheim. Eines der Tiere hat sich in einer Plastikplane verheddert, die an seinem Geweih hängt. Da sie keine Menschen in ihre Nähe lassen, kann der Fremdkörper derzeit nicht entfernt werden.
Wilhelm Meyer

Bei den Museumsbesuchern sind die beiden Hirsche, die an Menschen gewöhnt sind, indes zu heimlichen Stars geworden. Sorgen macht vielen Beobachtern jedoch, dass sich vor einigen Wochen eines der Tiere mit seinem Geweih in einer Plastikplane verheddert hat. Da das Tier jedoch keine Menschen in seine Nähe lässt, ist es derzeit niemandem möglich, den Fremdkörper zu entfernen.

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