In dem Dorf am Ellerbach tobt seit 2023 der Anbieterkampf um Glasfaserkunden. Jetzt passiert das, was Ortsbürgermeister Heiko Schmitt gerne vermieden hätten: Es gibt einen Doppelausbau, das heißt, die Weinsheimer Straßen werden zweimal hintereinander aufgerissen.
Erbitterter Konkurrenzkampf
Das Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) war neben Westnetz Kooperationspartner der Vereinbarung, die von der Verbandsgemeinde 2022 zur Versorgung aller 32 Ortsgemeinden mit Glasfaser auf den Weg gebracht wurde. Allerdings schien das Unternehmen nach einer ersten Begehung 2023 und einem Infoabend für die Einwohner abgetaucht zu sein. Nachfragen von Ortsbürgermeister Schmitt blieben über lange Zeit unbeantwortet. Zunehmend machte sich Ratlosigkeit unter den Ratsmitgliedern breit, man suchte nach Alternativen. GlasfaserPlus, eine Telekomtochter, wurde angefragt und stellte sich im Rat vor. Es wurde verhandelt und der Rat fasste den Beschluss, mit der Telekomtochter eine Absichtserklärung zu unterzeichnen, was inzwischen auch erfolgte.
Dass die Telekom schon ab Oktober 2023 Kunden für Glasfaseranschlüsse im Ort warb, sorgte für erhebliche Konfusion unter den Dorfbewohnern. Es blieb unübersichtlich: Im Mai 2024 meldete sich nach langer Pause UGG zurück. Es passierte – erst mal nichts. Bis Oktober. Dann kamen die Dinge doppelt in Fahrt: Die UGG vollzog mit neuer Tiefbaufirma endlich den Baustart Anfang Dezember. Parallel dazu machte die GlasfaserPlus deutlich, dass sie am Ausbau festhält. Im November schaltete die Telekom das Digitalministerium ein. „Man kann davon ausgehen, dass es hier um etwa 950 potenzielle Anschlusskunden geht, das Vorgehen ist nicht nachvollziehbar, denn der eigenwirtschaftliche Ausbau ist eine Millioneninvestition“, kann Schmitt die Unternehmenspolitik nicht nachvollziehen.

Infrastruktur leidet durch zweiten Ausbau
Rechtlich ist der Doppelausbau nicht zu beanstanden. Nach dem Telekommunikationsgesetz kann jedes Branchenunternehmen Glasfaser verlegen. Auch dort, wo es bereits ein Glasfasernetz gibt, oder durch einen Mitbewerber errichtet wird. Die Kommunen haben keine Möglichkeit der Einflussnahme. Im Dorf werden auch Geschichten von Werbern kolportiert, die im Auftrag der Telekom unterwegs waren und dreist mit Unwahrheiten operierten, um zum Abschluss zu kommen. Auch auf Initiative von GlasfaserPlus bemühte sich die Gemeinde Ende 2024 um eine Vermittlung. Gemeinsam setzte man sich, einschließlich eines Vertreters des Kreises, in der Verbandsgemeindeverwaltung an einen Tisch.
Die Gespräche, in die auch das zuständige Ministerium einbezogen war, blieben ergebnislos. „Wir hatten einen gemeinsamen Ausbau vorgeschlagen, aber das ist gescheitert, die Unternehmen wurden sich nicht einig“, so Schmitt. Was ihn maßlos ärgert: Der Doppelausbau geht zulasten der Infrastruktur im Dorf und damit zum Nachteil der Einwohner. In den letzten Jahren wurden, noch mit dem alten Beitragsrecht, einige Weinsheimer Straßen ausgebaut. Daher kann Schmitt auch nicht für gut heißen, dass mancher den zweiten Ausbau als Errungenschaft im Sinne der Verbraucher bejubelt. Im Mai dieses Jahres war klar, dass die Mediation des Digitalministeriums gescheitert ist.
Erstes Netz ist im August fertig
UGG will die Arbeiten im August abschließen. Danach muss die Maßnahme abgenommen werden, damit die Gewährleistung sichergestellt ist. Punkt zwei: Weinsheim kann nur eine Lagerfläche am gemeinsam von Feuerwehr und Gemeindebauhof benutzten Standort für den Tiefbau bereitstellen. „Wir haben sonst keine geeignete Fläche, daher kann der zweite Ausbau erst starten, wenn die UGG fertig ist, oder GlasfaserPlus müsste privat Fläche anmieten“, so der Ortsbürgermeister. Das Baulager der Tiefbauer führte bisher schon zu Einschränkungen für die Gemeindearbeiter und für die Wehrleute, dies wird sich nun verlängern. GlasfaserPlus rechnet mit etwa elf Monaten Bauzeit.