Das Weingut Schlossmühle D. Höfer feiert sein 250-jähriges Bestehen und will dabei Geschichte lebendig machen. Ein Studententeam der Hochschule Geisenheim hat – angeführt von Thomas William Höfer ein einzigartiges Veranstaltungskonzept entwickelt, das Weingut-Tradition und Moderne verknüpft. „Unser Weingut ist ein lebendiges Zeitzeugnis. Ohne seine lange Geschichte wäre es nur eines von vielen. Deshalb wollen wir diese Historie bewahren und erlebbar machen“, sagt Höfer, die 10. Generation.

Die Gäste sind zu einer Zeitreise eingeladen durch verschiedene Epochen der Weingutsgeschichte, begleitet von erlesenen Weinen aus dem Keller der Schlossmühle Dr. Höfer. Ein Highlight wird die exklusive Verkostung gereifter Raritäten aus der Schatzkammer des Weinguts sein – begleitet von regionalen Spezialitäten.

Auch das Organisationsteam der Hochschule Geisenheim zeigt sich begeistert von der Verbindung von Tradition und Innovation, die das Projekt prägt: „Unser Ziel war es, ein Event zu kreieren, das authentisch, lebendig und einzigartig ist. Wir wollen zeigen, dass Wein nicht nur ein Genussmittel, sondern auch ein kulturelles Erbe ist, das es zu feiern gilt."

Mit acht großen Plakatwänden, die mit Fotos und historischen Dokumenten Einblick in die Geschichte geben, werden Weinliebhaber und Geschichtsinteressierte auf die Zeitreise mitgenommen. Da hatte das Orgateam kein leichtes Amt, denn Dokumente und Bilder hätten Bücher gefüllt.
Gezeigt werden wichtige Entwicklungsschritte von Weingut und den Menschen, die hier leben und arbeiten. Der Wehrpass aus dem Ersten Weltkrieg von Franz Mayer, Opa von Dr. Thomas und Uropa von Thomas William Höfer gehört dazu. Bilder von 1966 dokumentieren den Schutzmauer-Bau rund ums große Grundstück, das immer wieder vom Trollbach-Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurden. Heute ist der Trollbach durch Kiesabbau in der Gemarkung oft nur ein Rinnsal, aber Starkregen macht auch in der Gegenwart mitunter Probleme.

Unter dem Thema Zeitzeugnisse werden beispielsweise Erlaubnisscheine gezeigt, die dem Weingut nach dem Zweiten Weltkrieg gestatteten, sich in anderen Besatzungszonen zu bewegen. Da ist die Doktorarbeit von Josef Höfer zu erwähnen. Höfer hat unter anderem das Naheweinzelt auf dem Jahrmarkt begründet. In seiner Doktorarbeit (6. Juni 1953 in Bonn) über Landflucht in die Städte merkt er weitblickend an, dass es dringend nötig sei, den Ertrag der Landarbeit mit möglichst wenigen guten Facharbeitern zu erhöhen. Der spätere Strukturwandel mit vielen Hof-Aufgaben gab ihm recht. Viele erkannten die Zeichen der Zeit zu spät.

Dass die Schlossmühlen-Betreiber immer wieder nach neuen Möglichkeiten suchen mussten, am Markt zu bestehen, unterstreicht eindrucksvoll ein Schreiben von 1946 an Papst Pius den 12. Dort sprach man vor mit dem Wunsch, als gute Christen doch bitte schön Messwein produzieren zu dürfen. Weine für den besonderen Anlass haben in der Schlossmühle Dr. Höfer stets einen besonderen Platz innegehabt. So erntete man 1968 den letzten Nikolauswein. Im gleichen Jahr war Birgit Höfer zur Naheweinkönigin gewählt worden.

Ein einzigartiges Zeugnis der Hofgeschichte ist indes die Urkunde von 1775, die den Kauf der Schlossmühle dokumentiert. Es handelt sich um einen Erbvertrag über die „freyadliche Hochgräfliche Eltzische Mahlmühl zu Burg Leyen" (damals noch mit e geschrieben). Neben dem Kaufbetrag von 95 Gulden wurden Pflichten geregelt, die mit dem Kauf der Mahlmühl und den Grundstücken und Gebäuden verbunden sind. So mussten jährlich um Martini vier Malter Korn „franko und frey“ nach Mainz geliefert werden. Eine weitere Auflage war: Die Malmühle musste bei Zerstörung, Feuer oder Unwetter wieder hergestellt werden. Die Besitzer hatten unter anderem auch nötigenfalls die herrschaftlichen Wiesen zu wässern. Diese Dokumente allein schon sind eine Herausforderung für Historiker. Vielleicht schon beim großen Jubiläumsfest am Freitag, 6. Juni.

Historisch wenn auch nicht in Jahrhunderten messbar soll eine kleine Museums-Schau mit historischen Maschinen die Gäste begeistern. Da tuckert der alte Eicher, mit dem Senior-Chef Thomas Höfer noch gerne fährt, da wird die Drescharbeit mit historischen Bildern dokumentiert. Interessant sind die Postkarten vom Anwesen, oder das älteste erhaltene Foto von 1897.
All das galt es in die Jubiläumsdokumentation einzupacken. Da hatten die neun Studenten um Thomas William Höfer kein leichtes Amt. Denn Weglassen war angesagt. Junge Köpfe wollten das Besondere aus ihrer Sicht herausstellen. Die acht Plakatwände sollen die Gäste bei den Rundgängen schließlich nicht blockieren.

Die Schlossmühle hat mit dem Trollbühnen-Theater oder Spezialisierung auf Süßwein (60 Prozent) gegen den Trocken-Trend in den vergangenen Jahren interessante Kontrapunkte gesetzt. Mit Wohnmobilstellplätzen und Ferienwohnungen setzt man darüber hinaus auf die touristische Schiene im verwunschenen Trollbachtal. Die Schlossmühle bietet bis in den Oktober an jedem Freitag Weinproben an. Und zum 250jährigen Bestehen wird es selbstverständlich auch wieder einen Jubiläumswein geben – wie beim 200. Geburtstag. Diesmal wird es ein trockener Riesling.
Historie: Von der Mühle zum Weingut
Das ist die Geschichte, wie aus der Mühle das Weingut wurde:
- Zum 200. Geburtstag der Schlossmühle vor 50 Jahren schrieb der „Kreuznacher Heimatbote“, dass schon die Römer im „gesegneten Trollbachtal“ Wein anbauten und Burg Layen eines der führenden Naheweindörfer sei. Schlossmühlen-Eigner Dr. Josef Höfer setzte die glanzvolle Hoftradition fort, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichte. Die Stammburg der Grafen von Leyen war vermutlich durch Heirat geteilt worden. Die eine Hälfte der Mauern (heute Schlossgut Diel) übernahmen die Grafen Dalberg. Die andere ging mit der Burgmühle an die Grafen von Bretzenheim. In Erinnerung an diese Entwicklungen stehen auch heute noch Mühlrad und Müllervogel im Wappen des Schlossgutes Dr. Höfer.
- Die französische Besatzung brachte mannigfache Besitzesänderungen mit sich. Die Schlossmühle wurde 1804 verstaatlicht und öffentlich zum Kauf angeboten. Sie blieb in Besitz der Familie Pieroth, bis 1916 und 1948 die Namen Mayer und Höfer den Namen Pieroth ablösten, da keine männlichen Erben vorhanden waren. In den teils in den Felsen eingehauenen Kellerräumen entwickelten sich herausragende Weine. Doch es gab auch schreckliche Naturkatastrophen wie 1888 ein Unwetter, das den Mühlenteich versandte und die Mahlanlagen zerstörte. So entwickelte sich das Hofgut ausschließlich in Richtung Weinbau. Von der alten Mühle blieb nur der Name.
- Burg Layer Schlossberg, Münsterer Mühlenberg oder Dorsheimer Goldloch sind wichtige Lagen des 14 Hektar großen Betriebs. Schon August Höfer, Opa von Dr. Thomas Höfer, hatte sich um den Naheweinbau verdient gemacht, erhielt dafür 1953 das Bundesverdienstkreuz. Dr. Josef Höfer verstarb früh mit 50 Jahren, seine Frau Maria wurde 102 Jahre alt. Sie starb im vergangenen Jahr. Thomas Höfer promovierte 1986 mit summa cum laude in Bon, übernahm 1988 das Weingut, war von 1992 an Vorsitzender von Weinland Nahe und von 2004 an bis 2024 Nahe-Weinbaupräsident. Mit Thomas William Höfer ist nun die zehnte Generation am Start.