Die Wahl in der VG Kreuznach
Weingarten konnte nur in zwei Gemeinden gewinnen
Über den ganzen Tag verteilt hatten die Wahlhelfer in Feilbingert zu tun.
Nürnberg Josef. Josef Nürnberg

Die AfD ist auch in der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach der große Gewinner der Wahl. In Tiefenthal ließ AfD-Direktkandidatin Nicole Höchst bei der Erststimme an der Wahlurne sogar Julia Klöckner (CDU) und Joe Weingarten (SPD) hinter sich.

Mit 35,5 Prozent holte Julia Klöckner (CDU) die meisten Erststimmen in der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach. Am Ende gewann sie zehn der 13 Gemeinden. Joe Weingarten (SPD) konnte lediglich Neu-Bamberg und Pleitersheim für sich gewinnen, kam auf 25,2 Prozent, während Nicole Höchst nur Tiefenthal für sich verbuchen konnte und VG-weit bei 18,6 Prozent landete. Mit 20 Prozent der Zweitstimmen für die AfD liegt die VG Bad Kreuznach nahe am Bundestagswahlergebnis, bei dem die AfD deutschlandweit auf 20,8 Prozent kam.

Unter dem Strich legte die AfD in der VG bei den Zweitstimmen um satte 11,1 Prozentpunkte gegenüber der Wahl 2021 zu. Damit liegt sie auf Rang zwei bei den Zweitstimmen hinter der CDU, die 34,1 Prozent erreichte. Die SPD ist bei den Zweitstimmen nur noch die dritte Kraft, musste sie doch einen herben Stimmenverlust von 11,1 Prozentpunkten gegenüber der Wahl 2021 hinnehmen und sackte auf 19,1 Prozent ab. Die CDU konnte bei den Zweitstimmen 6,4 Prozentpunkte hinzugewinnen und kam auf 34,1 Prozent. Die Grünen blieben bei der Wahl in der VG mit 9 Prozent relativ stabil und verloren kaum gegenüber 2021.

Hätte Deutschland gewählt, wie die Bürger der Verbandsgemeinde, dann wäre auch die FDP im Bundestag, die trotz eines Stimmenrückgangs von 6,8 Prozentpunkten 5,2 Prozent der Zweitstimmen auf sich vereinigen konnte. Auch bei der Wahlbeteiligung, die schon 2021 bei 83 Prozent lag, konnte die VG nochmals zulegen und erreichte 86,6 Prozent Wahlbeteiligung. Auch wenn die Parteien der Mitte, CDU und SPD, – die Grünen spielen in der VG Bad Kreuznach keine große Rolle – gegenüber dem Bundesergebnis besser dastehen, färbt sich die Landkarte in der VG zunehmend blau. In drei Orten, nämlich in Hallgarten (32,8 Prozent), Pleitersheim (24,4 Prozent) und Tiefenthal (34,4 Prozent) hatte die AfD bei den Urnenwählern am Ende sogar die Nase vorn und ließ CDU und SPD hinter sich.

Thema Migration auch in den Dörfern entscheidend?

Inwieweit das Thema Migration in den Dörfern verfangen hat, kann auch Bürgermeister Marc Ullrich kaum abschätzen. Da die Dörfer klein sind, sind Migranten in den Orten sichtbar, obwohl Migration eher in den Städten ein Problem sei, sagt er. Eigentlich ein Absurdum, das aus Sicht des Bürgermeisters zumindest verwundert, stellt das Wahlverhalten bei den Erststimmen in Pleitersheim dar. Landete doch im mittlerweile Blau gefärbten Ort SPD-Kandidat Joe Weingarten bei den Urnenwählern mit 29,4 Prozent auf Platz eins vor Christdemokratin Julia Klöckner, die hier auf 26,9 Prozent kam. In Tiefenthal lag Direktkandidatin Nicole Höchst nicht nur bei den Zweitstimmen vorn, sondern ließ mit 33,3 Prozent der Erststimmen Klöckner und Weingarten hinter sich.

Das wäre ihr fast auch in Hallgarten gelungen, wo sie bei den Urnenwählern mit 29,9 Prozent der Stimmen nur 0,3 Prozentpunkte hinter Klöckner blieb, die in der Nordpfalzgemeinde auf 30,2 Prozent kam. Beim Auszählen der Stimmen mit Anwachsen des AfD-Stapels waren die Wahlhelfer in der Nordpfalzgemeinde laut Ortsbürgermeister Jens Bayer sichtlich geschockt. „Mich wundert das nicht. Die Attentate und die allgemeine Unzufriedenheit sind Wasser auf die Mühlen der AfD“, sagte er. Am Wahlverhalten in Hallgarten zeigt sich, dass Ullrich recht hat und konfessionelle Zugehörigkeiten beim Ankreuzen des Wahlzettels kaum mehr eine Rolle spielen. Denn obwohl es in Hallgarten eine starke katholische Gemeinde gibt, die Bischöfe im Februar vergangenen Jahres daran erinnert hatten, dass eine völkisch-nationalistische Partei für Katholiken nicht wählbar sei, ist Hallgarten nun tiefblau. In Feilbingert blieb unter den Urnenwählern bei den Zweitstimmen die AfD mit 27 Prozent nur knapp 1,5 Prozentpunkte hinter der CDU. Ortsbürgermeisterin Andrea Silvestri (CDU) erinnerte daran, dass der Trend, der sich bei der Europawahl angedeutet hatte, sich nun fortgesetzt hat. Eine CDU-Bastion ist Hackenheim. Hier holte Julia Klöckner 43,2 Prozent der Erststimmen. Zudem entfielen auf die Christdemokraten 41,7 Prozent der Zweitstimmen.

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