Zwei schwierige Corona-Jahre liegen hinter der Gastronomie. Nun atmen die Wirte im Kreis Bad Kreuznach auf: Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür, die Nachfrage ist gut, in den Restaurants werden wieder Tische für Feiern und Feste von Firmen und Betrieben gebucht.
„Viele buchen kurzfristig“, „die Gäste sind spontaner“: Das sind Sätze, die mehrmals im Gespräch mit Gastronomen aus dem Kreisgebiet fallen. Zwei Krisenjahre liegen hinter ihnen mit monatelangen Schließungen, Auflagen, zum Teil ist das Personal weggebrochen. Alles in allem geht es aber bergauf, auch wenn die Perspektiven für den Jahresanfang ungewiss sind. Viele Wirte sagen, sie seien beinahe auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit angekommen, auch wenn im November noch gewisse Zurückhaltung spürbar gewesen sei.
Absagen wegen Corona-Infektionen
Der Dezember hingegen ist für Weihnachtsfeiern bei den meisten schon fast ausgebucht, so auch im Bad Sobernheimer Denkmalz, das in der Kapelle und im Biergarten auftischt. Die meisten Betriebe planen nicht Monate im Voraus, was vielleicht auch sein Gutes hat: Denn so musste Geschäftsführer Bruno Schneider kaum Angebote aktualisieren, als die Preissteigerungen kamen. Die Leute seien noch vorsichtig, sagt er, denn plötzliche Absagen wegen Corona-Erkrankungen gibt es immer mal wieder. Kalkulierbar ist das natürlich nicht.
„Kürzlich hatten wir 16 Absagen an einem Tag, da sind zwei größere Tische krankheitsbedingt ausgefallen“, erzählt Schneider. Problematisch wird es auch, wenn Mitarbeiter fehlen. „Die Personaldecke ist dünn. Wenn einer krank wird, stehe ich selbst hinter dem Tresen.“ Trotzdem läuft es gut: Im Herbst waren vor allem die Gänsegerichte heiß begehrt. „Da waren wir jeden Tag ausverkauft.“
Die Personaldecke ist dünn. Wenn einer krank wird, stehe ich selbst hinter dem Tresen.
Bruno Schneider vom Denkmalz Bad Sobernheim
Auch im Gütchen an der Hüffelsheimer Straße in Bad Kreuznach ist man bei der Buchungslage wieder auf dem Niveau von 2019 angekommen. Die kleineren Betriebe feiern nach wie vor zusammen in dem gemütlichen Barockgut zwischen Schlosspark und dem Museum für Puppentheaterkultur ihre Weihnachtsfeiern und größere Firmen ziehen ihre Feste auch schon mal in die warmen Sommermonate vor, erzählt Elisabeth Stenger-Treutle, die das Gütchen gemeinsam mit ihrem Mann Jan Treutle führt.
Weil die Pandemie in den Hintergrund rückt, man Masken allgemein nur noch selten sieht, die Isolations- und einrichtungsbezogene Impfpflicht gerade fällt, verhalten sich die Menschen auch anders. „Die Leute freuen sich darauf, wieder gemeinsam zu feiern.“ Nur der Personalstand ist noch nicht in der Post-Pandemiephase angekommen. „Im Service fehlen bei uns noch Leute und auch für Spül- und Putzarbeiten“, sagt Stenger-Treutle. Sie habe keine Azubis. „Alle wollen studieren und später Häuptling sein, aber uns fehlen die Indianer“, so die Chefin.
In der traditionsreichen Pizzeria Da Vinci am Neuruppiner Platz sind schon viele Tische für Weihnachtsfeiern gebucht worden. Die Betreiber, die Brüder Leonardo und Michele Prencipe, die nach einem Brand elf Monate geschlossen hatten und seit Oktober wieder Pizza und Pasta servieren, hatten anfangs aus organisatorischen Gründen keine Reservierungen angenommen. Das hat sich wieder geändert, die Gäste kommen jedoch trotzdem eher kurzfristig. Ob es an der langen Schließzeit liegt? Prencipe weiß es nicht, doch er ist zufrieden, wie es läuft. Zwar findet auch er, dass die Personalfrage in der Gastronomie ein heißes Eisen ist, doch bei einem Familienbetrieb hat er immer einen Puffer. „Wenn jemand ausfällt, dann springen meine Frau, mein Sohn oder meine Nichte ein.“
Geld im Januar zusammenhalten?
Auch aus dem Meisenheimer Hof heißt es: „Ich bin zufrieden.“ Chef Markus Pape, der auf gehobene Gourmetküche setzt, findet, dass man die Auswirkungen der Pandemie nicht mehr so sehr merkt. Die Gäste haben längst gelernt, mit Corona umzugehen, glaubt Pape, und kleinere Firmen reservieren wieder für Weihnachtsfeiern. Manch größerer Betrieb würde eher auf Präsente setzen und Weine verschenken. Der erste Weihnachtstag und Silvester seien schon fast ausgebucht, die Gäste gönnen sich gern etwas.
„Ich blicke positiv gestimmt nach vorn“, sagt Pape, dessen Fall Verzagtheit nicht ist, wie er sagt. Auch wenn für ihn noch nicht klar ist, was passiert, wenn im Januar bei den Gas- und Stromkunden Nachzahlungen eintrudeln und die Menschen ihr Geld zusammenhalten müssen. „Wir haben ein gut betuchtes Klientel, da muss man mal sehen, ob auch unsere Gäste dann zurückhaltender werden mit den Restaurantbesuchen.“