Lösung oder Geschäftemacherei?
Warnung vor Niedergang der medizinischen Leistungen
Vom Eingang aus gesehen im rechten Gebäudetrakt des Meisenheimer Verwaltungsgebäudes soll das neue Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) von LillianCare entstehen.
Roswitha Kexel

Was wird aus den Arztsitzen im Medizinischen Versorgungszentrum in Meisenheim, die Teil des Verkaufspakets sind, das vom Landeskrankenhaus geschnürt würde, um das Gesundheitszentrum Glantal (GZG) auf dem Markt feilzubieten?

Lesezeit 3 Minuten

Sind die Pläne für ein privates Medizinisches Versorgungszentrum am Meisenheimer Tor, wie sie in einer Ausschuss-Sondersitzung der Verbandsgemeinde Nahe-Glan von einem Interessenten präsentiert wurden, die ideale Lösung? Mitnichten, sagt ein Insider der Szene, der seinen Namen nicht genannt wissen will. Damit widerspricht er energisch der spürbaren positiven Stimmung der politischen Vertreter im Ausschuss. Er warnt dringend vor einem „ Ausverkauf der ConMedico MVZ-Arztsitze“ und dürfte damit auch Einfluss auf die Forderungen der Bürgerinitiative zum Erhalt des Gesundheitszentrums (GZG) haben, die sich am Freitag formieren will.

Warnung vor Ausverkauf der Arztsitze

Sicher scheint eines: Es gibt noch viel Gesprächs- und Diskussionsbedarf in und um Meisenheim. Was an den Ausführungen des ungenannt bleibenden Kritikers (der Name ist der Redaktion bekannt) Fakt und was Spekulation ist, wird sich zeigen. Er sagt: „Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was mit einem Klinikverkauf droht, mussten jetzt bereits die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den beiden Hausarztsitzen der Landeskrankenhaus-eigenen MVZ-Struktur ConMedico erfahren. Die Hausarztsitze in Meisenheim und in Lauterecken werden zum 1. Juli an Lillian Care, einen deutschen Investor, übergeben. Die damit verbundenen Auswirkungen für die Betroffenen haben bereits zur ersten Kündigung geführt. So hat die Praxismanagerin in Lauterecken aufgrund dieses Trägerwechsels und der unklaren Perspektiven das Handtuch geworfen.“

Der Informant sagt, auch die Hausärztin Inge Helm in Meisenheim und Markus Heil in Lauterecken hätten sich äußerst beunruhigt gezeigt, wie dieser Trägerwechsel ablaufen soll - und welche monetären Zielvorgaben das neue Trägerunternehmen für den zukünftigen Betrieb fordert. „Wie sich das auf die bis dato hervorragende medizinische Qualität in der Patientenversorgung auswirken wird, ist höchst ungewiss“, lautet die Befürchtung.

„Projekt“ von langer Hand vorbereitet?

Mehr noch: Eine regelrechte Intrige soll hinter der ganzen Entwicklung stecken, glaubt der Insider: „Das ganze Projekt wurde offensichtlich von langer Hand vorbereitet, indem zunächst der langjährige kaufmännische Leiter aller medizinischer Versorgungszentrenaus seiner Position entfernt und in eine andere Funktion im Landeskrankenhaus versetzt wurde. Damit war offensichtlich der Weg frei, um ohne Widerstand den Ausverkauf der MVZ-Strukturen zu starten. Offiziell begründet wird der Verkauf der hausärztlichen Sitze von der Geschäftsführung mit aktuellen kritischen Hinweisen des Rechnungshofs. Angesichts der Tatsache, dass diese Sitze aber seit mehr als zehn Jahren in der Verantwortung des Landeskrankenhauses betrieben werden, scheint diese Begründung wenig stichhaltig.“

Es sei zu vermuten, dass durch den Trägerwechsel in einen privaten Betreiber auch weitere MVZ-Sitze sowohl in der Region Meisenheim wie an allen anderen Standorten des Landeskrankenhauses vom Ausverkauf betroffen sein werden. „Für die Region Meisenheim wäre es ein großer Verlust, wenn die bisher in den beiden Hausarztstandorten arbeitenden Ärztinnen und Ärzte, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre persönlichen Konsequenzen ziehen würden und sich aus der Region zurückziehen.“

Mit Arztassistenten den Gewinn maximieren?

Auch von dem angedachten System des Einsatzes von Arztassistenten (Physician Assistants/PA) im Praxisalltag, um mehr Patienten behandeln zu können, hält der Kritiker herzlich wenig. Im Endeffekt gehe es hier darum, mehr „Scheine“ einsammeln und abrechnen zu können und auch mehr Igel-Leistungen zu verkaufen, unterstellt er dem Investor und Träger.

Top-News aus der Region