„Wir waren wie eine große Familie. Wir haben zusammen gearbeitet und gekämpft für das Krankenhaus und die Patienten." So klingt es aus dem Mund von Marga Christian aus Lauschied. Die frühere Krankenschwester am Meisenheimer Krankenhaus hatte nach 2019 nun zum zweiten Mal zu einem Rentner-Treffen ins Brauhaus-Restaurant eingeladen, und viele ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Krankenhaus folgten der Einladung.
Gäste aus Frankreich und Holland
Marga Christian pflegt Kontakt mit mehr als 70 Ehemaligen. Knapp 50 meldeten sich nun mit Begleitpersonen an, darunter Klaus Clemens, der frühere Pflegedirektor des Gesundheitszentrums Glantal (GZG). Er ist bereits seit Februar 2016 in Rente und genoss es, mit ehemaligen treuen Mitarbeitern Erinnerungen auszutauschen. Clemens lobte den Einsatz von Christian: „Marga war eine gute Krankenschwester und Fußpflegerin – und jetzt ist sie eine gute Eventmanagerin.“
Wenn ich noch kann, machen wir das in drei Jahren wieder.
Marga Christian
Aus Frankreich war die frühere Kollegin Elke Widmayer mit Ehemann Rudi nach Meisenheim gekommen. Die Holländerin Silvia Kootstra-Schmidt, die ihre Ausbildung zur Krankenschwester in Meisenheim absolviert hatte, nahm ebenfalls an der Wiedersehensfeier teil. Auch die Dienstältesten – Hildegard Wieck aus Löllbach mit 47,5 Jahren und Gertrud Reuther aus Rehborn mit sogar 48 Jahren und zwei Monaten – waren mit von der Partie, und ehemalige Vorgesetzte wie die Mediziner Peter Hanf und Jutta Wilhelmi stießen dazu. Einige konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht teilnehmen. Doch Christian versprach: „Wenn ich noch kann, machen wir das in drei Jahren wieder.“
Riesige Foto-Sammlung
Sie hat im Laufe ihrer Dienstjahre ab 1972 und danach mehr als 650 Fotos gesammelt, aber auch die Mitteilungsblätter des Saarländischen Schwesternverbandes, zu dem das Krankenhaus Hinter der Hofstadt bis Ende 2002 gehörte. Über Stadtarchivar Friedhelm Anthes kam sie an weitere Bilder und Infos.
Keine Frage, dass die ehemalige Krankenhaus-Familie auch die aktuellen Entwicklungen zum GZG, das verkauft werden und einen neuen Träger bekommen soll, verfolgt und diskutierte. Dazu konnte Marga Christian einiges aus dem Archiv beisteuern, beispielsweise Bilder von der großen Demonstration zum Erhalt des Krankenhauses im September 1997.
1997 gingen Mitarbeiter auf die Straße
Zahlreiche Menschen aus Meisenheim und Umgebung waren mit Transparenten auf den Liebfrauenberg gezogen, wo der damalige rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Florian Gerster zu Gast war. Zwar sei Gerster „zu feige“ gewesen, sich den Fragen der Bürger zu stellen, dennoch zeigte die Protestaktion Wirkung, wie der Neubau des GZG belegt, der Anfang 2015 auf dem Liebfrauenberg bezogen werden konnte. Und nun steht das GZG erneut vor großen Veränderungen.
Beim Ehemaligentreff wurde allgemein bedauert, dass der frühere Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, Dr. Gerald Gaß, der sich stets für das Meisenheimer Krankenhaus eingesetzt habe, seit April 2021 nicht mehr im Dienst des Landeskrankenhauses (AöR) mit Sitz in Andernach steht, sondern Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft ist. Sein Nachfolger in der Geschäftsführung des Landeskrankenhauses ist Dr. Alexander Wilhelm, der zuvor von 2018 bis 2021 Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie war. Als Stellvertreter und Regionaldirektor Nord fungiert Dr. Thorsten Junkermann.
Kritik an Politik und fehlender Unterstützung
„Man müsste wieder die Bevölkerung mobilisieren, damit sie wie 1997 auf die Straße geht und für das Krankenhaus kämpft, denn von der Politik kommt ja überhaupt keine Unterstützung“, beklagten einige aus der Gruppe. Was jedoch ausgesprochen positiv bewertet wurde: die 2019 gegründete Pflegeschule des GZG unter Trägerschaft des Landeskrankenhauses, die im Herbst 2020 in das sanierte ehemalige Krankenhaus Hinter der Hofstadt eingezogen ist. „Denn Pflegekräfte werden dringend gebraucht“, so der allgemeine Tenor. Allerdings soll auch die Pflegeschule einen neuen Träger bekommen...