Projekttage an der Geschwister-Scholl-Schule beschäftigen sich mit Wüstenabenteuern, der Kleinbahn, der Antike und Natur
Wallhäuser Realschüler lesen: Mit Büchern durch Zeit und Raum reisen
Autor Andreas Kirchgäßner (links) erklärte, wie man einen Turban bindet, der vor Sand und Staub in der Wüste schützt. Foto: Christine Jäckel
Christine Jäckel

Wallhausen. Nach und nach verschwinden Lucys Haare, Ohren und Teile ihres Gesichts in dem perfekten Sand- und Staubschutz, wie ihn Wüstenreisende tragen. Andreas Kirchgäßner wickelt ihr das Tuch sorgfältig um den Kopf und demonstriert so seinen jungen Zuhörern bei der Lesung im Nawi-Raum der Geschwister-Scholl-Schule, wie man sich auf einen Trip durch die Sahara vorbereitet.

Lesezeit 2 Minuten

Die Begegnung mit einem Buchautor gehörte zum vielfältigen Programm der Lesetage an der Realschule plus. An insgesamt 13 Stationen gab es kreative, spannende Projekte, mit „Kicken und lesen“ auch ein sportliches in der Turnhalle. Das Kollegium der Geschwister-Scholl-Schule am Standort Wallhausen hatte die Projekttage aus gutem Grund vorbereitet. „Wir verzeichnen leider eine zusehends ablehnende Haltung gegenüber Büchern und dem Lesen“, sagt Lehrerin Sabrina Barth.

Lesekompetenz schwindet

Das hat gravierende Folgen: Die Lesekompetenz schwindet, der Wortschatz stagniert. Schüler, die wenig lesen, haben Schwierigkeiten wichtige Texte zu verstehen, ihren Sinn zu erfassen, so die Erfahrung der Lehrer. „Damit Inhalte aus dem Unterricht nicht nur an der Oberfläche bleiben, wollen wir das Lesen stärker verankern und Berührungspunkte für die Schüler schaffen“, erläutert Barth im Gespräch mit dem Oeffentlichen Anzeiger. Die Fachschaft Deutsch setzt sich mit diesem Thema intensiv auseinander, sodass beispielsweise Besuche in der Stadtbücherei Bad Kreuznach fest in der Orientierungsstufe geplant werden sollen.

Denn dort gibt es die Besonderheit, dass Bücher online ausgeliehen und auf einem Tablet zu Hause gelesen werden können. Ein zusätzlicher Leseanreiz, denn die Pädagogen wissen, dass gedruckte Bücher bei vielen Kindern kein gutes Image haben, sondern als langweiliges Medium gelten. „Wir haben zudem eine schuleigene, recht gut ausgestattete Bücherei, die die Schülerinnen und Schüler regelmäßig nutzen können“, ergänzt Sabrina Barth. In einzelnen Klassen gibt es zusätzliche Aktionen, um die Leselust zu fördern. Die Autorenlesung mit Andreas Kirchgäßner wurde von langer Hand vorbereitet. Die Teilnehmer des Projekts lasen vorab Kapitel aus Kirchgäßners Jugendroman „Anazarah“ und bereiteten Fragen vor. Gefördert wurde die Einladung des Schriftstellers vom Ministerium für Bildung.

Leseverstehen ist ein Schlüssel

„Anazarah“ erzählt die Geschichte eines Abenteuers in der Wüste. Die 14-jährige Sarah ist mit ihrer Mutter und deren Freund in der Sahara unterwegs und geht bei einem Sandsturm verloren. Andreas Kirchgäßner ist selbst mehrmals in die Wüste gereist und hat dort kritische Momente erlebt. Bei einem Wolkenbruch schwemmten die Wassermassen beinahe seine vierjährige Tochter, die auf einer Luftmatratze saß, zum Zelt hinaus. Damit ist auch eine Frage der Schüler beantwort, wie der Autor auf die Idee zu seinem Wüstenroman kam. Kirchgäßner, der in Merdingen in Baden-Württemberg lebt, hat das Hauptthema Begegnung mit fremden Kulturen.

Lesen ist nicht nur wichtig, um Textaufgaben zu verstehen, Lesen erschließt Welten. Das zeigte etwa das Projekt „Auf den Spuren der Kreuznacher Kleinbahn“ oder zwei Comic-Projekte á la Asterix: Mit lustigen Bildergeschichten lässt sich die Geschichte des römischen Reiches oder des alten Ägypten spielerisch erforschen. In weiteren Projekten wurden Lapbooks zu einem selbst gewählten Mathematikthema gestaltet, Rätsel anhand von Spuren gelöst, Balladen gerappt, vertont und gefilmt und ein Bilderbuch vertont. In anderen Projekten waren die Schüler naturwissenschaftlich unterwegs, unter anderem am Gräfenbach. Und im Werkraum wurde nach Lesen der Anleitung fleißig gebaut oder es entstanden schöne Linoldrucke.

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