Schon lange plädiert der Ortsbeirat von Bad Münster für eine Nutzung der Solequellen zum Heizen - Experten stimmen zu
Wärme aus der Tiefe fürs Bad Münsterer Kurmittelhaus
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Die Idee, mittels Sole der Heilquelle das Kurmittelhaus zu heizen, verfolgt der Ortsbeirat BME bereits seit Februar 2023. Foto: Josef Nürnberg
Josef Nürnberg

Das Bad Münsterer Kurmittelhaus ist eiunes der kulturhistorisch bedeutsamen Gebäude der ganzen Stadt. Doch die weiten Räume zu beheizen, das ist aufwändig und vor allem teuer. Doch es könnte  nachhaltige Lösungen geben.

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Vielleicht sollten Verwaltungen – aber auch städtische Gesellschaften – hin und wieder genauer hinhören, was in den Ortsbeiräten vorgeschlagen wird. Dort sitzen nämlich die Fachleute, die ihren Ort am besten kennen, wie das Beispiel in Bad Münster der Fall ist. Im Februar 2023 hatte der Ortsbeirat eine Initiative zur Wärmegewinnung aus Solewasser gestartet, um das Kurmittelhaus zu heizen.

Das Jugendstilgebäude ist zweifellos beeindruckend, doch seine Heizkosten sind es ebenso. SPD-Fraktionssprecher Willi Kuhn hatte gehört, dass das Kurmittelhaus das städtische Gebäude mit den zweithöchsten Heizkosten ist. Beim ersten Aufschlag des Ortsbeirats zur Quellnutzung im Februar 2023 hatte der Bad Münsterer Energieberater Michael Cremer unterstrichen, dass die Nutzung der Quellen zur Geothermik möglich sei.

Im Ortsbeirat bestätigt

Dass Cremer mit seiner Auffassung richtig liegt, bestätigten im Ortsbeirat Paul Ngahan von der Energieagentur Rheinland-Pfalz und Professor Thomas Giel von der Hochschule Mainz. Den Kontakt zu Ngahan, der in Bad Kreuznach lebt und für die Bündnis 90/Grünen aktiv ist, hatte Kuhn im Auftrag von Ortsvorsteherin Bettina Mackeprang (CDU) hergestellt. Die beiden hatten sich die Studien von Cremer angeschaut und sind überzeugt, dass darin Potenzial zum Heizen des Gebäudes steckt. Der Clou der Nutzung der Quelle liegt darin, dass man Wärme nicht durch Erdbohrungen in 200 Meter Tiefe gewinnt, sondern durch die Nutzung der oberirdisch austretenden Quelle.

Auch Bürgermeister Thomas Blechschmidt kann sich mit der Idee anfreunden. „Was Besseres als die Nutzung unserer Quellen zum Heizen kann uns nicht passieren“, sagte der Bürgermeister auf Nachfrage unserer Zeitung. Er unterstrich, dass er nicht gegen eine Nutzung sei. Aber es gäbe derzeit noch sehr viele Unbekannte. Zunächst müssten genehmigungsrechtliche Fragen, aber auch die technische Machbarkeit untersucht werden. Ein Gutachten soll das klären (wir berichteten). Derzeit wisse niemand, ob Heilquellen überhaupt zur Geothermik genutzt werden dürfen.

Wie lange fließt sie noch?

Ist das möglich, steht man vor der Frage der Machbarkeit. Der Bürgermeister glaubt, dass das Problem der aggressiven Sole noch das Geringste sei. „Wir müssen wissen, wie lange die Quelle noch fließt“, informiert Blechschmidt. Denn sollte sie in den nächsten 30 Jahren versiegen, dann lohne sich die Investition nicht.

Dass die Stadtwerke nach der Ortsbeiratsoffensive vom vergangenen Jahr nicht auf den Zug aufsprangen, kritisiert nicht nur Kuhn. Giel von der Hochschule Mainz sprach davon, dass mithilfe einer Wärmepumpe eine Leistung von 400 bis 500 Kilowatt pro Stunde erreicht werden könnte.

Kuhn zufolge tritt die Quelle wohl auch im Winter warm an die Wasseroberfläche. So berichtete Viola Schneider, dass ihr Vater sie als Kind immer gewarnt hätte, bei vereister Nahe von der Austrittsstelle weit entfernt zu bleiben, weil sie nicht zufror. Kuhn denkt schon weiter. Im Sommer, wenn die Sole nicht zum Heizen des Kurmittelhauses gebraucht würde, könnte sie das Becken im Freibad heizen. Dazu Photovoltaik, und das Freibad wäre fast energieneutral zu betreiben.

Warum die Stadtwerke in Sachen Nutzung der Heilquelle eher bremsen, erklären Kuhn und Michael Dal Magro (CDU) wie folgt: „Die Stadtwerke wollen eben lieber ihren Strom und Gas verkaufen.“ Doch haben sie mit Bürgermeister Blechschmidt einen Verbündeten: „Optimal wäre es, wenn es tatsächlich laufen würde – und auch die Kreuznacher Quellen so genutzt werden könnten.“

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