Im Gegenteil. Leonhard hält ein solches Bad Kreuznacher Unterfangen, anders als in Großstädten wie Dortmund oder Düsseldorf mit großen Einzugsgebieten und noch größeren Fahrgeschäften, für „nicht umsetzbar.“
Als Beispiel führen die Sozialdemokraten um Claudia Eider den temporären Freizeitpark „Düsselland“ der Stadt Düsseldorf vom 26. Juni bis 26. Juli ins Feld. So etwas könne auch in Bad Kreuznach durchaus gelingen. „Hätten meine Genossen doch vorher mal mit mir geredet“, sagt Leonhard: „Es ist ja nicht so, als hätten wir nicht auch schon in diese Richtung überlegt.“ Doch sind die Schausteller überzeugt, dass ein solcher Freizeitpark in Bad Kreuznach nicht wirtschaftlich funktionieren wird.
Leonhard erinnert daran, dass ein „Freizeitpark mit Superlativen wie der höchsten oder steilsten Achterbahn aufwartet“. Das helfe aber Bad Kreuznacher Schaustellern nicht. Denn das größte Bad Kreuznacher Fahrgeschäft sei der Autoscooter. Leonhard rechnet vor: Wenn Besucher schon 8 Euro Eintritt zu zahlen hätten, weil Absperrzäune und Sicherheitspersonal bezahlt werden müssten, „sind 50 Euro schnell weg: Dann fahren die Leute doch lieber gleich in einen großen Freizeitpark“. Ihm schwanen enttäuschte Besucher, weil sie den Freizeitpark mit dem Jahrmarkt in Verbindung brächten. „Aber alles, wofür der Kreuznacher Jahrmarkt steht, nämlich Nähe, Ausgelassenheit und in lustiger Runde sein Bier oder seinen Wein zu trinken, das alles wird es in einem Freizeitpark auf Zeit nicht geben.“ Ralf Leonhard bringt die Idee, Ende Oktober, besser noch im November eine Innenstadtkirmes zu organisieren, ins Spiel.
Auch Ordnungsdezernent Markus Schlosser steht Kohls Idee positiv gegenüber. „Alles, was unseren Schaustellern nützt, unterstütze ich“, unterstreicht Schlosser. Bei einer Innenstadtkirmes könnten auf den Plätzen Fahrgeschäfte ihre Runden drehen, während in den Straßen Kirmesbuden mit ihren Angeboten lockten. Doch stehe die Gesundheit auch bei einer Innenstadtkirmes an oberster Stelle. Schlosser und Leonhard sind seit Wochen im Gespräch, um Wege zu finden, wie die Schausteller unterstützt werden können. „Einigen Kollegen steht das Wasser nicht mehr nur bis zum Hals, sondern längst schon bis zu den Haarspitzen“, weiß Leonhard.
Darum will Schlosser ihnen unter die Arme greifen, indem er Stände und kleine Fahrgeschäfte wie Kinderkarussells in die Innenstadt lässt. Die Schausteller sollten sich abwechseln, dann bekomme jeder etwas von dem Kuchen ab, betont der Dezernent, der dabei auf Standgebühren verzichten will. Besser jedenfalls als ein temporärer Freizeitpark, so Schlosser außerdem.
Mit einem Verlegenheitspark auf der Pfingstwiese kann auch der 80 Mitglieder starke und seit 2010 von Dieter Gronbach geführte Freundeskreis Jahrmarkt wenig anfangen. Ein temporärer Freizeitpark auf einem eingezäunten Gelände bei beschränkter Besucherzahl und Eintrittsgeld stehe mit der Brauchtumspflege und Tradition „unseres Volksfestes“ nicht in Einklang: „Das Düsseldorfer Modell ,Düsselland' ist aus vielerlei Gründen auf Bad Kreuznach nicht übertragbar.“
Bereits vor Wochen habe der Freundeskreis den Ausfall des Jahrmarkts diskutiert und seine Haltung gefunden. „Den Kreuznacher Jahrmarkt“, betont Gronbach, „kann man nicht verlegen, verkleinern oder in seiner Art verändern. Entweder er findet statt, wie ihn jeder kennt, oder er fällt aus!“
Mögliche Ersatzveranstaltungen werte man „als Wirtschaftsförderung für die Schausteller, die wir ausdrücklich begrüßen, die aber, unabhängig von ihrer Form, nichts mit dem Jahrmarkt zu tun haben“.
Auch Dieter Gronbach findet die Idee einer Innenstadtkirmes gut. Damit könne man für die Beschicker des Jahrmarktes einen zwar zeitlich befristeten, aber finanziellen Ausgleich schaffen.