Es ist ein schwieriges Unterfangen, in diesen Zeiten Begeisterung für eine Automobilausstellung zu erzeugen – vor allem bei Händlern. Zu groß ist die politisch erzeugte Verunsicherung in Sachen Mobilität. Innungsmeister Friedhelm Lenhart aus Winterbach bringt es auf den Punkt: „Würden wir den Automobilsalon in diesem Jahr erstmals veranstalten, würde wohl keiner teilnehmen. Es ist aber für die Händler in der Region eine Tradition. Früher hat der eine oder andere zum Salon zwanzig Autos verkauft, davon träumt heute keiner mehr. Es ist eher die Kontaktpflege zum Kunden, die nun im Vordergrund steht.“
Es seien am Markt zwei disparate Entwicklungen festzustellen, so Lenharts Analyse. Im Handel mit Neuwagen sei die Lage „ernüchternd“: 6,4 Prozent minus im Vergleich zum Vorjahr. „Und das wird weitergehen, wir haben für dieses Jahr wenig Hoffnung.“ Die Politik habe die Menschen verunsichert, es gebe plötzlich keine Anreize mehr für die E-Mobilität – „die Leute sagen: Ich weiß ja gar nicht, was ich nun kaufen soll“.
Diese Zurückhaltung beim Neuwagenkauf führe auf der anderen Seite zu einem Plus im Service, also in den Werkstätten. Denn die Bürger neigten nun dazu, ihre Autos länger in Betrieb zu halten, was natürlich bedeute, dass die Fahrzeuge gepflegt und repariert werden müssten. „Damit können die Defizite im Verkauf zumindest teilweise ausgeglichen werden“, so Lenhart.

Doch der Trend im KfZ-Markt zeige nach unten. Die Elektromobilität sei auch politisch in die Sackgasse geführt worden. Lenhart räumt zwar ein, dass im Gewerbebereich, also im Leasing-Geschäft, eine leichte Zunahme der E-Fahrzeuge feststellbar war – doch keineswegs bei Privatkäufen. Grund sei zum einen die „desolate Infrastruktur“ für Elektromobilität, zum anderen der in Deutschland hohe Strompreis. Zumal der Privatkäufer unsicher bleibe, was den Wiederverkaufswert betrifft. „Und was mit den ganzen geleasten Gewerbe-KfZ passiert, wenn die wieder zurückgegeben werden und überall auf Halde stehen, das weiß auch keiner.“
Andererseits, so betont es der Innungsmeister als Eigentümer einer Werkstatt persönlich, sei es ja gerade nachhaltig, dass die Autos nun alle länger gefahren würden.
„Die Politik hat den Fehler gemacht, dem Markt und den Leuten vorschreiben zu wollen, was zu kaufen ist. Das hat zu Verunsicherung geführt, mit der die Händler nun zu kämpfen haben.“ Und weil in der bundesdeutschen Entscheidungsebene vor allem auch ein urbanes Milieu das Sagen habe, werde die Mehrheit auf dem Land übergangen, was die Mobilitätspolitik betrifft. Das sehe man im neuen Koalitionsvertrag, da sei von einer Kehrtwende beim Verbrenner-Aus keine Rede mehr. Gerade in diesem Technologiefeld aber habe die deutsche Industrie mit über hundert Jahren Forschungsarbeit im Hintergrund eine „höchste Ausbaustufe“ vorweisen können, mit anderen Worten: einen Wettbewerbsvorteil. Den habe man aufgegeben, und bei der Elektromobilität werde man nun von chinesischen Herstellern „überschwemmt“. Hier habe, so Lenharts Kritik, auch die Autoindustrie „mitgemacht“ und somit sich selbst geschadet. Der aktuelle Stellenabbau sei die Folge dieser Fehlentscheidung.
„Es wird wohl jeder die Gelegenheit nutzen, den Kontakt zum Kunden aufrechtzuerhalten.“
Friedhelm Lenhart, KfZ-Innungsmeister
Er lehne Elektromobilität keineswegs ab, so Lenhart. Er habe an seiner Werkstatt diverse Lademöglichkeiten geschaffen. Doch es müsse die ganze Bandbreite der Mobilität ermöglicht werden. Sein Blick in die Zukunft ist skeptisch. Wirtschaftspolitisch deute sich an, dass es weitergehen werde wie bisher. CDU-Chef Friedrich Merz habe im Interview angekündigt, die Menschen über Preise „erziehen“ zu wollen. Eine Senkung der Körperschaftssteuer bringe dem Mittelstand auf dem Lande nichts, hier seien vor allem Personengesellschaften am Ball. Vergünstigte Industriestrompreise helfe kleinen Betrieben auch nicht.
„Mir tun meine Händler-Kollegen Leid“, so Innungsmeister Lenhart. Geldverdienen sei zum Automobilsalon wohl nicht zu erwarten. „Es wird wohl jeder die Zeit nutzen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und den Kontakt nicht zu verlieren.“
Der 44. Automobilsalon
- Der 44. Automobilsalon auf der Bad Kreuznacher Pfingstwiese findet am Samstag, 26. April, und Sonntag, 27. April statt – jeweils von 11 bis 18 Uhr. Der Zutritt ist kostenfrei, es stehen auch kostenfreie Parkplätze sowie ein bewachter Fahrradabstellplatz zur Verfügung.
- Offizielle Eröffnung ist am Samstag um 11 Uhr inklusive Rundgang.
- Auf der Messe vertreten sind nahezu alle regionalen Autohändler mit über 20verschiedenen Marken. Ergänzt wird das Angebot durch rund 30 weitere Ausstelleraus den Bereichen Automobil, Mobilität und verwandten Branchen.
- In drei Biergärten gibt es Speis und Trank, außerdem gibt es diverse Mitmachstationen sowie ein Kinderkarussell.