Novum im Kreis Kreuznach
Von der Krankenschwester zur Gemeindeschwester plus
Daniela Köhler ist seit Beginn des Jahres die erste Gemeindeschwester plus im Kreis Bad Kreuznach. Sie möchte Ansprechpartnerin und Vermittlerin für Senioren sein. Pflegerische Tätigkeiten übernimmt die gelernte Krankenschwester allerdings nicht.
Markus Kilian

Seit Anfang des Jahres ist Daniela Köhler für die älteren Menschen im Naheland im Einsatz. Ein neuer Posten in der Verwaltung macht’s möglich. Welche Aufgaben sie hat und welche Probleme das Angebot mit sich bringt.

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Ding-dong: Seit Anfang des Jahres klingelt Daniela Köhler immer öfter an den Haustüren älterer Menschen im Naheland, denn sie ist die neue Gemeindeschwester plus. Manchen mag die Bezeichnung noch ein Begriff sein: Früher hat eine solche Helferin die Menschen in ihrem Dorf medizinisch und pflegerisch betreut. Zur heutigen Gemeindeschwester plus gibt es allerdings zwei wesentliche Unterschiede.

„Meine Aufgabe ist es zu sehen, wo Unterstützungsbedarf herrscht und welche Möglichkeiten und Dienstleistungen es gibt.“
Daniela Köhler, die erste Gemeindeschwester plus im Kreis Bad Kreuznach

Denn anders als der Name suggerieren könnte, ist die 47-Jährige nicht nur in einer Gemeinde, sondern im ganzen Kreis Bad Kreuznach mit seinen 118 Kommunen Vermittlerin und Ratgeberin. Eines ist sie aber nicht – und das ist heutzutage auch neu: Pflegerin. „Meine Klientel sind Menschen, die keinen Pflegegrad haben.“ Wenn der Bedarf dann doch besteht, stellt Köhler den Kontakt zu entsprechenden Einrichtungen her, zum Beispiel zur Sozialstation Nahe. Dafür wühlt sie sich mitunter durch Anträge und Formulare.

Denn: „Meine Aufgabe ist es zu sehen, wo Unterstützungsbedarf herrscht und welche Möglichkeiten und Dienstleistungen es gibt“, beschreibt sie das Präventionsprogramm. Sie möchte erreichen, dass ältere Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben können. Zum Beispiel frisch Operierte, die zeitweise nicht mobil sind. Wer geht dann mit dem Hund raus? Wer kümmert sich um die Hauswirtschaft? Unter anderem derlei Fragen möchte die Gemeindeschwester plus klären. Auch Ernährungs- oder Bewegungsfragen sowie individuelle Bedürfnisse sind Thema.

Mutter zweier Kinder aus dem Kirner Land

Doch wer ist Daniela Köhler? Die 47-Jährige hat in Idar-Oberstein die Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen, anschließend die Patienten im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz versorgt. Sie ist es also gewohnt, ein offenes Ohr für hilfsbedürftige Mitmenschen zu haben – wenngleich jetzt in etwas anderer Weise. Die Mutter von zwei Kindern kommt aus dem Kirner Land, wo sie heute wieder lebt – zurück in der Heimat. 2021 führte der berufliche Werdegang in die Kreisverwaltung, dort war sie zuletzt im Gesundheitsamt tätig.

„Meine Klientel sind Menschen, die keinen Pflegegrad haben.“
Daniela Köhler übernimmt keine Pflegeaufgaben.

Was die Gemeindeschwester plus zu tun hat? Das ist für sie dagegen schon lange klar. „Ich wohne am Rande des Landkreises. In der Nachbar-VG in Birkenfeld, Herrstein-Rhaunen, war 2015 ein Pilotprojekt. Das fand ich schon immer sehr interessant.“ Inzwischen sind die Helferinnen für Senioren beim Kreis angesiedelt, seit 2023 kommen dafür Fördermittel des Landes. Im Naheland ist Daniela Köhler die Premiere, wenn es um eine Gemeindeschwester plus geht. „Ich habe darauf gewartet, dass der Kreis Bad Kreuznach es startet.“

Bei ihren Besuchen hat Gemeindeschwester plus Daniela Köhler stets eine SOS-Dose dabei. Darin können Senioren bei Bedarf wichtige Informationen etwa zu Hausarzt und Medikamenten notieren und die Notfalldose in der Kühlschranktür deponieren. Im Fall der Fälle ist sie für die Rettungskräfte dort schnell zu finden.
Markus Kilian

Dennoch: Vieles ist zurzeit erst im Aufbau. „Ich rühre die Werbetrommel, das wird im ersten Jahr der Schwerpunkt sein“, sagt sie beim Pressegespräch mit unserer Zeitung. Das findet derweil beim Dorfcafé in Braunweiler statt. Auch hier Köhlers Devise: Sie will sich und ihr Angebot bekanntmachen. „Das ist ein guter Türöffner“, verrät sie, bevor sie vor das überwiegend betagtere Publikum ans Mikrofon geht und ihr kostenloses Angebot erläutert.

„Es gibt keine falsche Frage.“
Daniela Köhler möchte die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme senken.

Wenn es darum geht, einer zunächst fremden Person die Tür zu öffnen, sind Senioren in Zeiten von Enkeltrick und anderen Betrugsmaschen zurückhaltender geworden. Deswegen will Daniela Köhler Gesicht zeigen und die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme senken. „Es gibt keine falsche Frage.“ Vielmehr gebe es falschen Stolz, Hilfe anzunehmen. Nicht nur die Betroffenen, auch Angehörige und Ärzte können sich an Köhler wenden. Und: „Mir ist egal, ob jemand 50 oder 90 Jahre alt ist. Keiner wird abgewiesen.“

Verstärkung kommt im Juni

Eine Gemeindeschwester plus für den 160.000 Einwohner starken Kreis mit seinen Senioren? „Das ist ja schon ein bisschen heftig“, findet etwa eine Besucherin des Dorfcafés. Daher will der Kreis – zumindest etwas – Abhilfe schaffen, so erhält Daniela Köhler ab 1. Juni Verstärkung: Antoinette Ender, ebenfalls Krankenschwester aus der VG Rüdesheim, steht ihr dann mit einer zusätzlichen halben Stelle zur Seite.

Schon bei rund einem Dutzend solcher Treffen wie dem Dorfcafé in Braunweiler war Daniela Köhler dabei, um sich und ihre Tätigkeit bekannt zu machen, mit den Leuten an Ort und Stelle ins Gespräch zu kommen. „Es stehen noch viele weitere an“, sagt Köhler und lächelt. „Ich bin im vergangenen Monat 1200 Kilometer gefahren – Tendenz steigend.“

„Ich habe darauf gewartet, dass der Kreis Bad Kreuznach es startet.“
Daniela Köhler kennt das Projekt schon länger.

Die Gemeindeschwester plus ist aber nicht nur unterwegs. Wer eine Beratung sucht oder Kontakt knüpfen möchte, findet sie auch in ihrem Büro in der Kreisverwaltung in der Salinenstraße (Raum 131, erstes Obergeschoss). Daniela Köhler freut sich über jedes Klopf-klopf.

Daniela Köhler, Gemeindeschwester plus des Kreises, ist per E-Mail an gemeindeschwesterplus@kreis-badkreuznach.de sowie telefonisch unter 0151/71708312 zu erreichen.

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