Baustellen Weinsheimer Bürgermeister zeigt Verständnis - Neubaugebiet nur bei Umsiedlung der Zauneidechse - Geeignete Fläche gesucht
Vom Verkehr genervte Weinsheimer greifen zur Selbsthilfe
Die Abbrucharbeiten an der zweibogigen Brücke über den Ellerbach an der Schulstraße in Weinsheim haben begonnen. Foto: Christine Jäckel
Christine Jäcke

Weinsheim. Baustellen und die von ihnen hervorgerufenen Behinderungen sowie die Alternativstrecken, die sich Autofahrer wählen, sind ein großes Thema in Weinsheim. Wie ein roter Faden zog es sich auch durch die jüngste Ratssitzung.

Seit die Brücke an der K 53, die über den Ellerbach in die Schulstraße führt, gesperrt ist, hat sich das Verkehrsaufkommen in der Kirchgasse, der Backesgasse, im Weinbergsblick und im Scholländer Weg massiv erhöht. Die Anwohner dort versuchen, das Tempo der Autofahrer mit abgestellten Fahrzeugen zu drosseln.

Ortsbürgermeister Thomas Fischer zeigte Verständnis für die Reaktion, gleichwohl sieht er einige Aktivitäten als überzogen an. Er appellierte an die Bürger, die zum Sportgelände oder zur Grundschule oder Kita wollen, wenn irgend möglich ihr Ziel zu Fuß oder mit dem Fahrrad anzusteuern. „Das ist eine Belästigung, das würde jeder so empfinden“, warb Fischer um Verständnis für die Anlieger. Andererseits kann er auch nachvollziehen, dass kaum jemand die ausgeschilderte Umleitung über Rüdesheim und Hüffelsheim wählt.

Auch der Antrag der SPD-Fraktion, die Hundsgasse und die Backesgasse zur Einbahnstraße und Tempo-20-Zone zu erklären, hängt mit der Baustelle zusammen, erläuterte Ratsmitglied Harry Donau (SPD). Wegen der relativ engen Durchfahrten im Ortskern gab es dort früher schon eine Einbahnstraßenregelung.

Die Sozialdemokraten beantragten außerdem, auf der Kreuznacher Straße im Abschnitt von der Einmündung Bahnhofstraße bis zur Bushaltestelle ein Tempolimit von 30 km/h einzuführen. „In diesem Abschnitt bündeln sich die Fußwege der Kinder, die zur Grundschule gehen, und das ist auch der Hauptweg zur Kita. In diesem Abschnitt befinden sich außerdem die Zugänge zur Bank, zum Bäcker und zum Metzger“, führte SPD-Ratsmitglied Berthold Trierweiler aus. Auch aus Sicht von Ortsbürgermeister Thomas Fischer wäre Tempo 30 dort begründet, unter anderem wegen mehrerer unübersichtlicher Einmündungen. Verbandsgemeindebeigeordneter Michael Schaller zeigte sich dagegen skeptisch, ob auf der ehemaligen Bundesstraße, die heute eine Kreisstraße ist, die Voraussetzungen dafür vorliegen. Die Ratsmitglieder sprachen sich einstimmig für beide Anträge aus.

Zahlreiche Bürger – potenzielle Häuslebauer und besorgte Anwohner der Straßen Fronenberg und Gruschelheck, die bei einer Erschließungsmaßnahme zur Durchfahrtstrecke für Baufahrzeuge werden – hatte vor allem der Punkt Informationen über den Sachstand Neubaugebiet in die Ratssitzung gelockt. Bevor das Baugebiet „In der Lay, Hörnchen, Glockenacker“ in trockenen Tüchern ist, muss die Gemeinde noch geeignete Flächen für die Zauneidechse finden. Die geschützte Art muss umgesiedelt werden. Dafür werden Brachen benötigt, die noch relativ offen sind. Außerdem muss sichergestellt sein, dass auf diesen Flächen keine Mauereidechsen leben, da sich die beiden Arten nicht miteinander vertragen.

„Wenn wir die Flächen nicht kriegen, gibt es auch kein Baugebiet“, sagte Fischer. Bis Jahresende soll der Umweltbericht vorliegen. Läuft alles nach Plan, verfügt die Gemeinde in neun bis zehn Monaten über einen rechtskräftigen Bebauungsplan. Dann könnten 2019 die Bagger rollen.

Von unserer Reporterin Christine Jäckel

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