S o kann es manchmal gehen: „Lerne leiden, ohne zu klagen“ – „das ist das Einzige, was ich dich lehren kann“ soll Friedrich III. (1831–1888), der 99-Tage-Kaiser und König von Preußen, zu seinem Sohn, dem späteren Kaiser Wilhelm II., gesagt haben. Für Kreuznacher Stadtratsbesucher gilt das fast immer. Doch auch Politiker müssen leiden – manchmal jedenfalls und manchmal mit Happy End.
Schnittchen für Schlosser

Ob die neue Fast-Koalition von CDU, SPD und FDP im Stadtrat, die Partnerschaft für Bad Kreuznach, für ein Happy End in der Stadtpolitik sorgt? Abwarten. Allzu viel war davon am Donnerstag noch nicht zu spüren, sichtbar war es aber schon: Die liberalen Partner sind in der Sitzordnung nach vorne gerückt. Und immerhin: Bei der Entscheidung über die neuen Dezernatszuschnitte stand die Mehrheit. Einer, der damit nicht einverstanden ist, ist Beigeordneter Markus Schlosser (parteilos), der im Vorfeld mutmaßte, dass der neue Dezernatsplan wohl auf den Bonnheimer Hof bei Schnittchen und Wein ausgehandelt wurde. Da war es fast zu erwarten, dass Hof-Patriarch Werner Lorenz in die Ratssitzung Schnittchen und eine Flasche Wein für Schlosser mitbrachte. Dieser wollte das „Präsent“ aber partout nicht annehmen, sträubte sich mit Händen und Füßen dagegen und reichte alles weiter. Immerhin: Sein Stadtvorstandskollege Bürgermeister Thomas Blechschmidt (CDU) amüsierte sich köstlich. Ich halte ich es da mit Charlie Chaplin: „Wer das Leben zu ernst nimmt, braucht eine Menge Humor, um es zu überstehen.“
Das Duo Merz/Klöckner

Apropos ernst: Im Bundestag kam es am Dienstag zu einer historischen Stunde, die der Kanzlerkandidat erst einmal überstehen musste – als Friedrich Merz im ersten Wahlgang durchfiel. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik. Doch fast genauso im Blickfeld der Öffentlichkeit stand dabei die Kreuznacherin Julia Klöckner (CDU), die seit Kurzem Bundestagspräsidentin ist. Als sie Merz dann Stunden später doch noch am selben Tag den Amtseid abnahm, hat sich Armin Seibert, lange Jahre Redakteur des „Oeffentlichen“, an eine ganz andere Episode mit den beiden im September 2021 erinnert: „Es ist zwar schon eine Weile her, und Julia Klöckner hatte bei der Bundestagswahl vor vier Jahren trotz Merz-Unterstützung gegen Joe Weingarten (SPD) das Direktmandat im hiesigen Wahlkreis verloren ... So ändern sich die Zeiten. Der ,liebe Friedrich’ Merz, so der O-Ton Julia Klöckner damals bei einer gemeinsamen Veranstaltung in Kirn, ist jetzt Kanzler und hat seinen Amtseid vor ihr abgelegt. So kann’s gehen. Schön.“
Die Klimaoase

An schönen Ideen für das Salinental mangelt es wahrlich nicht. Was da über die Jahre schon so alles angedacht wurde – angefangen vom Masterplan Salinental 2010 bis zu den zwei Bewerbungen für eine Landesgartenschau. Nach den Vorschlägen, die das Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten im Rahmen der von der Stadt beauftragten Machbarkeitsstudie für die Landesgartenschaubewerbung erarbeitet hatte, beschäftigte sich der Ausschuss für Stadtplanung, Bauwesen, Umwelt und Verkehr Ende April nun erneut mit dem Salinental – diesmal mit der Planung für einen Klima- und Gesundheitspark. In der Folge des Stadtratsbeschlusses vom 29. August 2024, am Förderprogramm „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“ teilzunehmen, wurde das Büro Stadt-Land-plus GmbH damit beauftragt. Die Ergebnisse stellte Jens Dott jetzt vor. Konkret geht es dabei um die Freiflächen zwischen den Gradierwerken drei (am Freibad) und vier sowie vom Triebwerksgraben mit Wasserrad vor dem Schwimmbadeingang und der B48 inklusive des Spielplatzgeländes. Dort soll eine barrierefreie, kostenneutral zugängliche und ökologische Klimaoase mit Betätigungsmöglichkeiten geschaffen, die Aufenthaltsqualität aufgewertet werden – unter anderem durch ein einheitliches Gesamtbild, zum Beispiel in der Möblierung durch attraktive Sitzelemente, Wasser erleben, naturnahes Spielen, eine Alleereihe und attraktive Pflanzbeete, die gleichzeitig als Retentionsmulden dienen. Die Wiese soll dabei frei nutzbar bleiben, so Dott. Im zentralen Bereich könnte man die Fläche über Stufen terrassenartig aufbrechen. In der Mitte des Parks würde so ein attraktiver Aufenthaltspunkt geschaffen. „Das wäre eine absolute Aufwertung des Salinentals, was viele Besucher anlocken würde, und auch die Kreuznacher Bürger würden davon profitieren“, lobte Hermann Holste (Grüne). Stefan Butz (PBK) sprach von „vielen spannenden Ideen“. Jürgen Locher (Linke) fand es „interessant zu sehen, was dort alles möglich ist“. Laut Carsten Schittko von der Stadtplanung müsse das Projekt bis einschließlich 2028 umgesetzt sein. Man darf also gespannt sein, ob, was, wann und wo auch mal etwas davon umgesetzt wird und es nicht bei Ideen bleibt ...
Der Brunnenverschönerer

Auch für Ideen gilt: Am besten ist es, wenn man es selbst macht: Markus Kotte, der gemeinsam mit Gerti Veldenzer das Bad Kreuznacher Kult- und Traditionsgeschäft „Hut Vetter“ in der Neustadt führt, streicht derzeit das Geländer des Zwingelbrunnens (Burgbrunnen) – auf eigene Kosten. Das Duo kümmert sich mit Eifer um die Neustadt und erfreut die Passanten regelmäßig mit Aktionen und besonderen Dekorationen: An Weihnachten wurde der Brunnen mit Tannenbäumen und Hüten geschmückt. Zu Ostern bekam der Brunnen auch schon einmal eine wunderschöne Osterkrone verpasst. Solch ein Engagement verdient Respekt und Unterstützung – vielleicht ja auch mal vonseiten der Stadt?
Räder für Europa

Respekt auch für diejenigen, die mitfuhren, als es hieß: Die Räder rollen für ein friedliches Europa. Der Gedenkstein für das historische Treffen zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle am 26. November 1958 im Bad Kreuznacher Kurhaus ist immer wieder ein Anziehungspunkt für Bekenntnisse zur deutsch-französischen Freundschaft. So trafen sich zuletzt vor dem Kurhaus die „Wheels for Europe“ (Räder für Europa) mit ihren Freunden vom nordfranzösischen Oldtimerclub TACAuto aus Arras. Die 550 Kilometer legte die französische Delegation unter Leitung von Didier Carlier in vier Oldtimer-Enten zurück. Die letzten Meter wurden sie im Konvoi mit der Europafahne und den Nationalflaggen Deutschlands und Frankreichs geschmückten Fahrzeugen ihrer deutschen Freunde begleitet. Begrüßt wurden sie von Oberbürgermeister Emanuel Letz, der die Bedeutung des Treffens von 1958 für ein friedliches und vereintes Europa bis in die heutige Zeit betonte. Das vielfältige Engagement für die deutsch-französische Freundschaft und für Europa in Bad Kreuznach und auch darüber hinaus werde von der Stadt sehr geschätzt und gefördert. Der Vorsitzende der „Wheels for Europe“, Walter Strutz, wurde von dem Bad Kreuznacher Thomas Matt unterstützt, der den Besuch vor Ort koordinierte. Der Verein hat mittlerweile 135 Mitglieder aus fünf Nationen. Ein Friedenszeichen, das gerade heute nötiger denn je ist ...