Sozialraum Meisenheim
Vom Ersatzbau zum spannenden Modellprojekt
Nach ersten Plänen aus dem Jahr 2019 sollte der Altbau des Dr.-Carl-Kircher-Hauses saniert werden. Doch dann entschied man sich für einen Neubau. Nun präsentiert der Träger, die Rheinische Gesellschaft für Diakonie gGmbH, mit Unterstützung des Sozialministeriums ein neues Konzept und Modellprojekt.
Roswitha Kexel

Nach ersten Plänen aus dem Jahr 2019 sollte der Altbau des Dr.-Carl-Kircher-Hauses saniert werden. Doch dann entschied man sich für einen Neubau. Nun präsentiert der Träger ein neues Konzept und Modellprojekt.

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Die Rheinische Gesellschaft für Diakonie gGmbH (RG), die Träger des Evangelischen Altenzentrums Meisenheim ist, kann sich beim geplanten Neubau in der Präses-Held-Straße auf finanzielle und ideelle Unterstützung des Sozialministeriums verlassen. Dies bekräftigte Staatssekretär Denis Alt bei einem Informationsabend des Dr.-Carl-Kircher-Hauses und der RG in der Aula des Paul-Schneider-Gymnasiums zum Thema: „Sozialraum Meisenheim stärken – Unterstützungsorte schaffen – füreinander sorgen“.

Dazu war die Fachöffentlichkeit, wie Vertreter von ökumenischen Sozialstationen, ambulanten Pflegediensten und weiteren Einrichtungen sowie regionale Akteure rund um das Thema Pflege und Sozialdienste und die Gemeindeschwester plus Daniela Köhler eingeladen. Auch der Kreisbeigeordnete Oliver Kohl und VG-Bürgermeister Uwe Engelmann sowie Stadtbürgermeister Reinhold Rabung waren vertreten. Denn das Konzept ist ein Pilotprojekt, das an den Strategieprozess des Landes „Sozialräume stärken“ anknüpft und in Kooperation und unter Mitgestaltung von Stadt, Vereinen, Schulen, Therapeuten und Ärzten verstetigt werden soll.

Ideen und Gründe für die Wandlung

Der Leiter des Dr.-Carl-Kircher-Hauses, Simon Heinrich, und Martin Sartorius, Geschäftsführer der RG mit Sitz in Leichlingen, stellten Ideen und Gründe für die Wandlung von einem Ersatzbau zu einem spannenden Modellprojekt unter einem Dach vor. Staatssekretär Denis Alt hielt einige Zahlen zur allgemeinen Situation in der Pflege bereit, wie Fachkräftemangel und Demografie, während Joachim Speicher, Leiter der Abteilung Soziales im Ministerium, der an der Strategieentwicklung des Landes mitgewirkt hat, die neue Versorgungsform für hilfsbedürftige Menschen beschrieb. Es brauche eine Einheit, in der man sich darauf verlassen kann, im Bedarfsfall schnelle Unterstützung zu erhalten. Denn die Daseinsvorsorge müsse neu bedacht und ein breites Pflege-, Betreuungs- und Wohnangebot im ländlichen Raum geschaffen werden, war man sich einig. Dazu ist der Aufbau einer Kümmererstruktur durch enge Zusammenarbeit mit Pflege- und Sozialdiensten sowie das Ausschöpfen von flexiblen Spielräumen nötig. Auch digitale Assistenzsysteme können dabei helfen, wie Sartorius in Beispielen erläuterte.

Mit dem Neubau soll nicht nur ein Gebäude errichtet werden, sondern ein Bereich für Teilhabe und Nachbarschaft. Das soziale Miteinander soll durch regionale Akteure aus der Stadt und Umgebung mitgestaltet werden, wobei der Mensch im Mittelpunkt stehe, erklärte Heinrich.

Begegnungsort für Jung und Alt

Im Neubau sollen unter anderem eine ambulant betreute Wohngemeinschaft mit zwölf Plätzen, ein Wohnbereich mit 14 Plätzen vollstationäre Pflege „Schwerpunkt Menschen mit Demenz“, 26 Plätze für vollstationäre Pflege, 13 für Kurzzeitpflege sowie 24 Appartements für Betreutes Wohnen entstehen. Das Modul Begegnung und Teilhabe bietet Tagespflege für 14 Gäste und Raum für Beratungsleistungen. Ein Modul Dienstleistung beinhaltet Räume für Physio- und Ergotherapie, ambulante Pflege, hauswirtschaftliche Dienste und Haustechnik. In der Digitalisierung kommen smarte Technologien im Bereich Medizin, Pflege und Betreuung zum Einsatz. Insgesamt will man die Solidargemeinschaft fördern durch die Kooperation mit Ärzten, Ehrenamtlern, Gemeinde und Schulen, der Einsamkeit entgegenwirken durch offene Angebote und einen Begegnungsort für Jung und Alt. Die Selbstständigkeit der Menschen soll durch vielfältige und passgenaue Wohn- und Dienstleistungsangebote gestärkt werden.

Im Anschluss konnten die Zuhörer Fragen stellen. Dabei wollte Engelmann wissen, wie man sich den Übergang vorstelle, da im Neubau insgesamt nur 40 vollstationäre Plätze vorgesehen sind gegenüber 80 aktuell. Er finde, wenn die Einrichtung so attraktiv gestaltet wird, sei die Nachfrage sicherlich noch größer als bisher. Schon jetzt seien einige Bewohner mit entsprechender Unterstützung fähig, ihren Alltag zu bewältigen, argumentierte Simon Heinrich. „Und wir haben ja noch den Altbau, in dem man eine ambulant betreute Wohngruppe einrichten könnte“, ergänzte Sartorius.

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