Denkmalz hat vor fünf Jahren die Türen geöffnet
Vom Bauunternehmer zum Gastronomen: Aufregende Jahre für Bruno Schneider und das Denkmalz
Bruno Schneider in der herausgeputzten Disibodenberger Kapelle: Aus dem Bauunternehmer und Denkmalschützer aus Leidenschaft ist seit fünf Jahren auch ein Gastronom geworden. Fotos: Silke Jungbluth-Sepp
Silke Jungbluth-Sepp

Vor fünf Jahren hat das Denkmalz in der historischen Disibodenberger Kapelle mitten in Bad Sobernheim die Türen geöffnet, nachdem Bruno Schneider den 600 Jahre alten ehemaligen Sakralbau mehrere Jahre lang aufwendig saniert hatte. Seither hat er Craftbier-Brauerei, Restaurant, Eventlocation und Biergarten durch bewegte Jahre gebracht.

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Bruno Schneider in der herausgeputzten Disibodenberger Kapelle: Aus dem Bauunternehmer und Denkmalschützer aus Leidenschaft ist seit fünf Jahren auch ein Gastronom geworden. Fotos: Silke Jungbluth-Sepp
Silke Jungbluth-Sepp

Hätte man Bruno Schneider vor einigen Jahren gefragt, ob er sich vorstellen kann, vom Bauunternehmer zum Gastronomen zu werden – er hätte sicherlich abgewunken. Doch das Leben nimmt bekanntlich verschlungene Pfade, und so sitzt der heute 66-Jährige nun im lichtdurchfluteten Chorraum der rund 600 Jahre alten Disibodenberger Kapelle in Bad Sobernheim und ist als Chef des Denkmalz genau das.

Unter dem Dach der spätgotischen Kapelle gibt es seit fünf Jahren die einzige Kapellenbrauerei Deutschlands, dazu die Kapellenküche als Eventlocation und draußen den Biergarten, der fast ganzjährig geöffnet ist. Und schließlich gehört der Nahegarten am Barfußpfad zum Denkmalz.

Vergessenes Kleinod

„Wie die Jungfrau zum Kind“ sei er zum Denkmalz gekommen, blickt der Unternehmer zurück. Die verfallene Disibodenberger Kapelle im Ortskern war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Erst 2005 wurde sie als Teil der Projektentwicklungsfläche wieder entdeckt, auf der das Merxheimer Bauunternehmen Schneider-Bau ab 2007 das Fachmarktzentrum baute. Da Bruno Schneider nicht nur Baufachmann, sondern auch Denkmalschützer aus Leidenschaft ist, erwachte in ihm der Ehrgeiz, das Kleinod wieder mit Leben zu erfüllen. Ursprünglich durch die Zisterziensermönche des Disibodenbergs genutzt, war der Sakralbau in späteren Jahrhunderten umgebaut, mit Zwischendecken versehen als Lagerraum und Getreidespeicher genutzt worden.

Viele Ideen, die Gastronomie blieb übrig

Doch wie sollte der Spitzbogenbau nach der kostspieligen Sanierung genutzt werden, war die alles entscheidende Frage des Projekts. „Die erste Idee war, sie als Kolumbarium, also als Grabstätte zu nutzen.“ Aber das hätte sich nicht gerechnet. Auch als Museum oder für kulturelle Nutzungen hätte sich der Bau nicht getragen.

„Das Denkmalz ist mir eine Herzensangelegenheit.“

Bruno Schneider

Doch dann kam dem Bierliebhaber die zündende Idee: In der spätgotischen Kapelle sollte eine Craftbier-Brauerei mit Restaurant entstehen. Nachdem Schneider 2010 das Nachbargrundstück erwerben konnte, und dadurch auch Platz für einen Biergarten und Parkplätze war, konnte es an die konkrete Umsetzung gehen.

2012 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den die Baufrösche Kassel für sich entscheiden konnten. Bis 2018 investierten Schneider und seine Gesellschafter einen „einstelligen Millionenbetrag“ in das Projekt. Knifflig war vor allem die Sanierung des Dachstuhls aus dem Jahr 1453. Schließlich war alles fertig, der Bau liebevoll restauriert und herausgeputzt und das Denkmalz konnte eingeweiht werden.

Im „Bierhimmel“ sitzen die Gäste unter dem restaurierten Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert.
Silke Jungbluth-Sepp

Für die Brauerei suchte Schneider einen Braumeister als Geschäftsführer, das Restaurant sollte später ein Pächter übernehmen. Doch es ließ sich nicht so an, wie erhofft, „und nach zwei Jahren standen wir ohne Gastronomie und ohne Brauereibetreiber da“. Also musste Schneider selbst ran, er fuchste sich als Quereinsteiger in die Gastronomie ein, heuerte Küchenchef Fabian Schwan an und einen Braumeister.

Coronazeit war dramatisch

Doch kurz darauf war wieder eine Vollbremsung nötig, denn die Pandemie hatte das Denkmalz erreicht. „Dramatisch war das“, sagt Schneider, und man sieht ihm an, dass diese Zeit noch lange nicht vergessen ist. Zum Glück standen trotz der Krise seine Mitgesellschafter, Schneiders beide Söhne und Joachim Schmitt aus Staudernheim, fest hinter dem Projekt, betont der Unternehmer.

Aber Schneider ist nun mal ein Macher, er selbst nennt sich Start-up-Unternehmer, und so sorgte er zunächst mit seinem Team dafür, die 7000 Liter Bier im Keller, die nicht mehr ausgeschenkt werden konnten, unter die Leute zu bringen. Sie füllten das Bier in Flaschen ab und bauten vor der Kapelle eine Hütte als Werksverkauf auf. Später kamen Stände in Martinstein und Waldböckelheim dazu.

Flaschenvertrieb als neues Standbein

Letztlich wuchs dem Denkmalz aus dem Flaschenvertrieb ein zweites Standbein zu. Heute finden sich Denkmalz-Biere in Verkaufsregalen zwischen Mainz, Rockenhausen, Birkenfeld und Emmelshausen, berichtet er und wirkt über den Vertriebserfolg noch immer verblüfft. „Das war ja anfangs gar nicht unser Ziel, wir wollten das Bier im Biergarten und im Restaurant ausschenken.“

„Der Personalmangel wird immer schlimmer, das ist nicht nur in unserer Region so.“

Bruno Schneider

Kaum waren die Corona-Turbulenzen überstanden, folgte der Ukrainekrieg, die Energie- und die Einkaufspreise zogen massiv an – und Personal war für die Gastronomie kaum noch zu finden. Also musste das Denkmalz wieder umsteuern. In der Kapelle gibt es kein À-la-carte-Geschäft mehr, stattdessen konzentriert sich der Betrieb auf Events. Hochzeiten mit bis zu 120 Gästen, Geburtstage und andere Feiern sorgen wochenends für ein ausgebuchtes Haus. Hinzu kommen Firmenveranstaltungen, Weihnachtsfeiern und eigene Events wie das Gansessen. „Die Personaldecke ist so dünn, da macht alles andere keinen Sinn.“

Auch im Chor der ehemaligen Kapelle kann unter den alten Gewölben gefeiert werden. Gleich daneben stehen die Braukessel für das Denkmalz-Craftbier. Für Bruno Schneider ist das Denkmalz ein Herzensprojekt.
Silke Jungbluth-Sepp

Der lichten Personaldecke war es auch geschuldet, dass es in diesem Jahr keine Konzerte am Barfußpfad gab. Knapp zehn Mitarbeiter gehören zum Team, viele arbeiten Teilzeit, um auch freie Wochenenden zu haben. „Der Personalmangel wird immer schlimmer, das ist nicht nur in der Region so“, sagt er. Ab dem nächsten Jahr soll es im Denkmalz daher auch Azubis geben, kündigt er an. Vorbild ist dabei wiederum Schneider-Bau, das bis heute die meisten Mitarbeiter aus dem Kreis der eigenen Azubis rekrutiert.

Leuchtturmprojekt für Region

Dass die Politik in dieser Situation die Mehrwertsteuer der Gastronomie wieder von 7 auf 14 Prozent anheben will, kann er nicht verstehen. „Wenn das politisch gewollt ist, wird es umgesetzt“, sagt er. Aber der Staat müsse sich bewusst werden, „was daran hängt“.

Trotz allem ist Schneider mit seiner Entscheidung für das Denkmalz zufrieden. „Das ist mir eine Herzenssache“, betont er. Klar sei der wirtschaftliche Aspekt für den Betrieb wichtig, „aber ich will damit diesem Leuchtturmprojekt auch was für die Region tun, nachdem ich hier viele Jahre gutes Geld verdient habe“.

Hopfenblütenfest zum Jubiläum

Schon das ganze Jahr über feiert die Kapellenbrauerei Denkmalz ihr fünfjähriges Bestehen. Höhepunkt des Festjahrs ist das erste Hopfenblütenfest des Denkmalz am Samstag, 23. September, ab 14 Uhr in und um die Kapellenbrauerei. Besucher können stündlich an Führungen durch die 600 Jahre alte Kapelle und die moderne Brauerei teilnehmen und die Craftbiere des Denkmalz verkosten, darunter das eigens zum Fest gebraute Hopfenblütenbier. Zum Auftakt stimmt der Musik- und Unterhaltungsverein Lauschied schon am Freitag, 22. September, ab 19.30 Uhr mit einem Auftritt die Gäste ein. Am Samstag sorgt ab 20 Uhr die Coverband Pocket Rock für lockere Stimmung. sjs

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