50 Jahre Kunstausstellungen in Kirn! Das wurde in einer Jubiläumsfeier in der „Galerie Rathaus“ gewürdigt und in der Bedeutung der drei „K“ (Kultur, Kunst, Kirn) treffend eingeordnet. Es gibt kaum ein „Arbeiterstädtchen“ wie Kirn – so nannte es Stadtbürgermeister Frank Ensminger in seiner Begrüßung – das überregional, ja fast international so mit der Kunst verbunden ist. Über 150 Ausstellungen und Symposien gab es seit 1975, als der damalige Bürgermeister und spätere Regierungspräsident Gerd Danco zusammen mit dem Maler und Bildhauer Karl-Heinz Brust den Startschuss gab.
Rathaus statt Kunsthalle
Zwei willensstarke, ja eigenwillige Persönlichkeiten legten den Grundstein, erinnerte der frühere Kirner Bürgermeister Martin Kilian an die Anfänge. Sein Amtsvorgänger Fritz Wagner baute darauf auf. Kilian erinnert sich gut an seine Kirner Anfänge vor 40 Jahren, an sein Vorstellungsgespräch bei Wagner und den schon damals erkennbaren Fokus auch auf die Kunst. Die Idee, das Rathaus als Galerie für über 150 Bilder (von einem Gesamtbestand von 3500 Exponaten) zu nutzen, das war und ist genial. So hatte man stets Besucher und sparte sich eine unfinanzierbare eigene Kunsthalle.

In seinem Streifzug über Symposien (mit über 100 Künstlern aus der ganzen Welt), Kunstpreisen mit 750 Werken und aus der Kunst entstandenen Partnerschaften erwähnte Kilian die wichtigen Helfer in der „zweiten Reihe“, ohne die das Projekt unrealisierbar gewesen wäre. Beispielsweise Bettina Maas und Fred Leich, die auch diese Feier wieder maßgeblich vorbereiteten von der Einladung bis zum Aufbau und der Broschüre mit Ausstellungsverzeichnis.
Vergangenheit als Sprungbrett, nicht Sofa
Ein wichtiger Beitrag für die Präsentation Hunderter Kunstwerke war überdies das Kirner Gesellschaftshaus. Dort werden von Ausstellungen abgesehen eher wenige Kunstwerke dauerhaft präsentiert. Aber die Ausgewogenheit sei auffällig, merkt Kilian an. Das überregionale Image als anerkannte Kunststadt gelte es zu erhalten, sagte er und zitierte den früheren britischen Premier Harold Macmillan: Die Vergangenheit solle ein Sprungbrett sein, kein Sofa. Übersetzt: Weitermachen, nicht zurücklehnen.

Auch Denis Alt, Staatssekretär im Arbeits- und Transformationsministerium, zuvor Wissenschafts- und Kulturstaatssekretär, hob die sehr gut umgesetzte Idee der Teilhabe hervor. Das stehe sogar in der Landesverfassung. Das gesamte Volk solle an Kunst teilhaben können. Zusammenhalt und Vielfalt sei hier möglich.
Karl-Heinz Brust viel zu verdanken
Dies auch dank Karl-Heinz Brust, der Künstlerfreunde im In- und Ausland für Kirn begeisterte und für die Nutzung seines riesigen Netzwerks die Landesehrennadel erhielt. Die Idee von Kunst im Rathaus sei von entscheidender Bedeutung. Sie habe mit dem Kunstpreis in Verbindung mit der Dröscherstiftung und den Symposien, bei denen man Künstlern zuschauen konnte, das Experiment ermöglicht. Wie es weitergeht? Die Zukunft sei nicht vorhersehbar, über Kunst müsse man stets neu verhandeln. Es gebe hoffentlich weiter Menschen wie Fritz Wagner und Martin Kilian, die sich für die Kunst engagieren.

Nach seiner 32jährigen Bürgermeisterzeit engagierte sich Fritz Wagner (80) weiter für die Kunst, kümmert sich im Kuratorium der Eichenauer- und Brust-Stiftung um Präsentationen. Er hatte die Stiftungen maßgeblich initiiert, katalogisierte und digitalisierte Hunderte Kunstwerke in zweijähriger Arbeit nach seiner Amtsübergabe an Martin Kilian.
Fritz Wagner engagiert sich nach seiner Amtszeit
So war es logisch, dass Wagner eine Führung durch die Ausstellung anbot, wo Werke von Michael Barthel (einst Bürgermeister im roten Rathaus Berlin Schöneberg), Charles White oder Nicolle Lamaille (Dijon), sowie bedeutende regionale Künstler wie Franz Eichenauer oder Karl-Heinz Brust vertreten sind. Zu vielen Werken kann Fritz Wagner Interessantes erzählen: Die Rathausgalerie als wertvolles Kunst-Geschichtsbuch, in dem es sich zu blättern lohnt.