Neustadt/Weinstraße
"Völlig verrückt, ausgeschlossen": Katharina Staab konnte es nicht glauben [mit Video-Interviews]

Das Trio: Laura Lahm (Rheinhessen, links), Katharina Staab (Nahe, Mitte), Charlotte Freiberger (Hessische Bergstraße). Foto: Deutsches Weininstitut /DWI

Neustadt/Weinstraße. "Das ist völlig verrückt, ausgeschlossen, das ist geträumt", Katharina Staab konnte es gar nicht glauben: Nur Minuten zuvor war sie zur 69. Deutschen Weinkönigin gewählt worden, hatte ihr Vorgängerin Lena Endesfelder die höchste Krone der deutschen Weinwelt ins Haar gedrückt – die 27 Jahre alte Marketingfachfrau von der Nahe war überwältigt.

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Das Trio: Laura Lahm (Rheinhessen, links), Katharina Staab (Nahe, Mitte), Charlotte Freiberger (Hessische Bergstraße). Foto: Deutsches Weininstitut /DWI

„Für mich war es ausgeschlossen, dass ich heute gewinne“, staunte sie. Es war wohl genau diese Unbeschwertheit, die ihr am Ende die Krone einbrachte – neben enormem Fachwissen, Spontaneität, Charme und perfektem Auftreten.

Deutsche Weinprinzessinnen wurden Laura Lahm aus Rheinhessen und Charlotte Freiberger von der Hessischen Bergstraße, gemeinsam vertritt das Trio nun ein Jahr lang den deutschen Wein im In- und Ausland. Sechs Kandidatinnen waren am Freitagabend in Neustadt an der Weinstraße zum Finale bei der Wahl zur 69. Deutschen Weinkönigin angetreten, es waren die besten sechs aus ursprünglich 13 Kandidatinnen.

Als leichte Favoritin war Charlotte Freiberger, 26 Jahre alte Winzerin von der Hessischen Bergstraße, gestartet, sie hatte am Samstag zuvor einen ganz starken Auftritt hingelegt mit exzellentem Fachwissen, dazu viel Charme, Lockerheit und Eloquenz. In der Wahlgala am Freitag ging es dann eher um Spontaneität, Auftreten und Ausstrahlung, wie Moderator Holger Wienpahl unterstrich: „Es wird spannend.“

  • Kurz nach der Wahl hatte unsere Redakteurin Nicole Mieding die Gelegenheit, mit der neuen Deutschen Weinkönigin zu sprechen.

Tatsächlich lief die Show erst verhalten an, die Bonner Improvisations-Experten Springmäuse mussten mit einem grandios-komischen Weinkönigin-Umzugs-Epos den Saal auflockern. Auch das Brass Quintett Blechreiz aus Österreich und die Flying Steps mit Breakdance zu Beethoven passten gut in die Show.

Viel Zeit, sich Zuschauern und Jury zu präsentieren, blieb den Kandidatinnen nicht: Erst galt es, den persönlichen Vorstellungsfilm zu kommentieren, dann folgte eine Blind-Weinprobe, schließlich musste jede ein Fantasie-Produkt eigener Wahl anpreisen. Nicht jeder gelang das, so pries die Fränkin Silena Werner eine Zahnbürste an – eine seltsame Wahl für eine Weinkönigin. Auch die Sächsin Friederike Wachtel patzte, lag bei ihrer Blindverkostung vor allem bei den Aromen meilenweit daneben – ein K.O.-Faktor.

Anastasia Kronauer aus der Pfalz präsentierte sich wiederum ein wenig zu rustikal, die drei anderen Kandidatinnen waren da einfach eine Liga für sich. Laura Lahm aus Rheinhessen glänzte erneut mit einem hoch-souveränen Auftritt und beeindruckte mit ihrer Blindverkostung: Den badischen Grauburgunder exakt beschrieben und dann auch richtig erkannt. Volltreffer.

Auf die strahlende Königin prasselten mächtig viele Eindrücke ein.

Lena Endesfelder von der Mosel (links) übergab ihre Krone am Freitagabend nach einer einjährigen Amtszeit an Katharina Staab.

Bei den finalen Aufgaben konnte Katharina Staab bestens überzeugen - besonders bei der Blindverkostung.

Der Moment der Verkündung

Die frischgebackene Majestät war überglücklich - und mit ihr alle angereisten Fans sowie alle, die ihr vor dem Fernseher die Daumen drückten.

Ein Jahr lang werden die drei neuen Hoheiten die deutschen Anbaugebiete international vertreten.

Die ersten Gratulanten ließen nicht lang auf sich warten.

Heiß begehrte Neu-Majestäten: Direkt nach der Show ging auch vor einem Jahr für die drei Hoheiten der Rummel erst so richtig los.

Im ersten Interview konnte Katharina Staab ihren Sieg noch gar nicht richtig fassen.

Deutsche Weinköniginnen unter sich: Julia Klöckner (Guldental) trug die Krone in der Amtszeit 1995/96, Katharina Staab (Oberhausen, links) wurde vor einem Jahr gewählt. Vor dem Vorentscheid zur Wahl, an dem heute Pauline Baumberger (Mandel) teilnimmt, blickt Katharina Staab zurück. Foto: Josef Nürnberg
Josef Nürnberg
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Doch die Winzerin aus Ensheim wirkte angespannt auf der Bühne, der Druck vor 800 Zuschauern im Saal war offenbar hoch. Auch Freiberger wirkte weniger locker, weniger präsent – eine hingegen spielte stark auf: Katharina Staab von der Nahe bestach durch einen absolut souveränen und gleichzeitig lockeren Auftritt, der auch noch Glanz und Charme versprühte. Schon in der Vorentscheidung hatte die Marketingfachfrau aus Oberhausen an der Nahe, die für einen Online-Weinversand arbeitet, mit exzellentem Fachwissen geglänzt.

Am Freitagabend dann beeindruckte sie durch Treffsicherheit bei einem – eher seltsamen – Ratespiel, bei dem es Wein-Vorlieben völlig fremder Menschen zu erkennen galt. Staab ergriff die Initiative, agierte entschieden – ein ganz starker Auftritt. Am Ende gab den Ausschlag eine kleine Geschichte zu einem persönlichen Foto, Staab beeindruckte mit einer Erzählung zu einer Familie in Sri Lanka: „Ich habe ihre Kleider getragen und mit ihnen auf dem Boden geschlafen“, berichtete sie: „Ich bin aus meiner Komfortzone herausgetreten und habe ein einmaliges Erlebnis zurück bekommen.“

  • Ein Interview mit der neuen Weinprinzessin Laura Lahm aus Rheinhessen. Video: Nicole Mieding

Da war klar: Hier steht eine ungewöhnliche, weltoffene und zutiefst neugierige Persönlichkeit, die den deutschen Wein und seine Winzer auf grandiose Weise vertreten wird. „Ich bin super überwältigt, es hat richtig Spaß gemacht“, freute sich die neue Deutsche Weinkönigin nach ihrer Krönung, ihr Ziel für das Jahr: „So viele Länder sehen, wie es geht, und ihnen allen deutsche Weine näher bringen.“

Von Gisela Kirschstein

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