Förderverein Bastgässjer einigt sich mit der Stadt - Vize kritisiert Vorsitzenden Hans Oehler
Vertrag für Bauwagenplatz in Bad Kreuznach ist abgeschlossen: Förderverein Bastgässjer einigt sich mit Stadt
Der verschneite Bauwagenplatz an der Badenheimer Straße: Aktuell leben dort 13 obdachlose Menschen. Vor einem Jahr hatte die Stadt den Vertrag mit dem Förderverein Bastgässjer gekündigt. Jetzt hat man sich über die Konditionen geeinigt. Der neue Vertrag ist unter Dach und Fach. Foto: Förderverein Bastgässjer
Förderverein Bastgässjer

Aktuell leben auf dem Bauwagenplatz an der Badenheimer Straße 13 obdachlose Menschen. Vor einem Jahr hatte die Stadt Bad Kreuznach den Vertrag mit dem Förderverein Bastgässjer gekündigt. Nun ist es zum Abschluss einer neuen Vereinbarung gekommen.

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Der verschneite Bauwagenplatz an der Badenheimer Straße: Aktuell leben dort 13 obdachlose Menschen. Vor einem Jahr hatte die Stadt den Vertrag mit dem Förderverein Bastgässjer gekündigt. Jetzt hat man sich über die Konditionen geeinigt. Der neue Vertrag ist unter Dach und Fach. Foto: Förderverein Bastgässjer
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„Ein Weihnachtsgeschenk der Stadt für die Bastgässjer“, so nennt Vorsitzender Hans Oehler den neuen Vertrag zwischen der Stadt Bad Kreuznach und dem Förderverein Bastgässjer fast ein Jahr nach der Kündigung des alten. Er hat am 1. November 2022 begonnen und endet am 31. Oktober 2027. Die fünfjährige Laufzeit ist eine Verbesserung der Rechtssituation, freut sich Oehler über das Erreichte. Bisher galt der Vertrag immer nur ein Jahr.

Kündigung erfolgte im Dezember 2021

Den hatte die Stadt im Dezember 2021 gekündigt und zugleich eine Fortsetzung des Pachtvertrages zum 1. November 2022 unter geänderten Vertragsbedingungen angeboten. Der zuständige Beigeordnete Markus Schlosser wollte damals darin festgelegt haben, dass nur maximal zehn wohnungslose Menschen auf dem Bauwagenplatz in der Badenheimer Straße aufgenommen werden dürfen – und zwar ausschließlich aus Bad Kreuznach oder den angrenzenden Verbandsgemeinden. Für Oehler war dies nicht akzeptabel.

Unstrittig waren die Einhaltung der baurechtlichen Vorschriften einschließlich der Brandschutz- und Hygienebestimmungen. Selbstverständlich war das jederzeitige Betretungsrecht. Nicht aufgenommen wurde das Verbot der „Gewinnerzielungsabsicht“. Der Verein darf außerdem künftig offiziell 15 Bewohner aufnehmen. Wichtig ist für Oehler auch der Passus in Paragraf zwei.

Darin heißt es: „Der Pächter bemüht sich darum, von kurzzeitigen Ausnahmen abgesehen, längerfristig lediglich wohnungslose, bedürftige Personen aus Bad Kreuznach oder den angrenzenden Verbandsgemeinden aufzunehmen. „Damit können wir gut leben“, erklärt Oehler in einer Pressemitteilung und dankt den Verantwortlichen der Stadt für „die bessere Grundlage für eine gute Zusammenarbeit“.

Neben dem Tagesaufenthalt in der Bastgasse in der Kreuznacher Innenstadt ist der Bauwagenplatz längst zur zweiten wichtigen Größe in der Arbeit des Fördervereins geworden, der vor zehn Jahren gegründet wurde. Auf dem Platz leben derzeit 13 Personen. Der Schnee und die Minusgrade setzen den Bewohnern schon zu. Die Stimmung sei aber fröhlich und gut. Der Verein unternehme alles, um die Voraussetzungen zu schaffen, auch bei Frost dort zu leben.

So konnte man im November die Firma Otto Scherer gewinnen, alle Heizanlagen der einzelnen Wohnwagen wieder funktionsfähig zu machen. Im Dezember begannen die Arbeiten. Der Verein spendierte in diesen Tagen jedem Bewohner eine Gasflaschenfüllung. Nach der Hangsicherung und der Neuaufstellung des Sanitärcontainers muss eine Überdachung des äußeren Waschbereichs (wo gespült wird und die Waschmaschine steht) erfolgen. Den Auftrag konnte die Schlosserfirma bisher wegen Überlastung nicht vornehmen.

In Eigenregie hat der Verein neben dem Sanitärcontainer 16 Quadratmeter betoniert, um dort die Müllgefäße aufstellen zu können. In den vergangenen beiden Monaten wurden zwei Männer neu aufgenommen, unter anderem ein 45-Jähriger, der seit 18 Monaten auf der Straße lebte (zuletzt im Kreuznacher Bahnhofsbereich). Negativ: In den zurückliegenden Monaten zerstörten Bewohner im Drogenrausch die Inneneinrichtung des Wohnwagens. Im Frühjahr wird es einen Tag der offenen Tür auf dem Bauwagenplatz geben. Die Weihnachtsfeier findet am 23. Dezember statt. Oehler dankt der Familie Jakob, die seit zehn Jahren das Weihnachtsessen finanziert.

Im Verein hängt der Haussegen schief

Trotzdem hängt der Haussegen im Verein derzeit schief: Rolf Lichtenberg, der zweite Vorsitzende, schießt gegen den langjährigen Vorsitzenden Oehler. Mit dem neuen Vertrag ist Lichtenberg zufrieden. Besonders freut ihn, dass nun auch der Straßensozialarbeiter Zutritt zum Platz hat. „Wir müssen doch alle zusammenarbeiten“, kritisiert der Vize aber Oehler, weil dieser eine Zusammenarbeit mit der Reling ablehnen würde.

Oehler widerspricht dem energisch. Das Gegenteil sei der Fall, erklärte er dem „Oeffentlichen“. Die Reling wolle nicht mit den Bastgässjern zusammenarbeiten. Lichtenberg ärgert es zudem, dass Oehler einsame Entscheidungen treffe, ohne diese mit dem Vorstand abzustimmen. Die für Januar geplante Mitgliederversammlung verspricht da spannend zu werden.

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