Ein gutes Dutzend Landesverbandsvertreterinnen wurde von Lanvermann aufgerufen und von teils frenetisch beklatscht. Es war aber nicht der Spaßfaktor, der den von Landesverbandsvertreterinnen Vanessa Thieltges, ihrer Vorgängerin Heidi Schwaighofer (Hottenbach) und Bundes-Schriftführerin Iris Leisenheimer seit einem Jahr vorbereiteten Bundestag zum wichtigen Termin macht. Das Motto lautete: Nur wer sichtbar ist, der findet auch statt.
„Miss Handwerk 2024“ gewählt
Darauf verwies Dachdeckermeisterin Thieltges (28) ebenso wie die Bundesvorsitzende, die das Handwerk als Frauensache vertiefte. Sie rief dazu auf, on- und offline für besondere Unternehmenskultur einzutreten. Sichtbarkeit und Selbstbewusstsein dürfe aber nicht nur Selbstdarstellung werden. „Miss Handwerk 2024“ Lea Heuer (24), Bauzeichnerin und Zimmerin gab dem Auditorium mit meist erfahrenen Betriebsleiterinnen einen Eindruck, wie junge Leute ticken, wenn sie ihren Betrieb auswählen. Zur Verbesserung der Sichtbarkeit riet Heuer zu Internet und Instagram.
Handwerkszukunft ist weiblich
Die Zukunft scheint auch im Handwerk weiblich. Das machten die Gastredner Ulrich Mönch (Bingen) und Rheinhessens Kammerpräsident Hans-Jörg Friese an Zahlen deutlich. Mönch wusste, dass ein Viertel der bundesweiten eine Million Handwerksbetriebe von Frauen geführt werden, dass jede 5. Meisterprüfung von einer Frau abgelegt wird. Friese präzisierte: Von 8000 Betriebe der Kammer Rheinhessen sind Frauen die Inhaber und im neuen Kammervorstand seien Frauen mit 40 Prozent vertreten. Mönch und Friese warben für den Wein, für Hildegard von Bingen auch als clevere und zielstrebige Frau, sie sich niemals einschüchtern ließ. Von daher passte Tatjana Lanvermanns Ausrufe zum Ende ihrer Rede sehr gut: Gott schütze das ehrenwerte Handwerk aber besonders unsere Unternehmerfrauen.
In einer Videobotschaft ging Jörg Dittrich, der Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks (Dresden) auf die aus seiner Sicht neben der Lebensrealität agierenden Bundespolitik ein und nannte als schlechtes Beispiel das Heizungsgesetz. Zu häufig studierten auch junge Leute ins Blaue, statt aus Angst vor Selbstständigkeit im Handwerk die Karriereleiter zu erklimmen. Es gibt nichts schönzureden, aber auch nichts schwarzzumalen, vieles werde zusehends schlechter aber durch „Wegsehen“ nicht besser machte Dittrich den Unternehmerfrauen Mut. Das hatte sich auch MdB Carina Konrad (42), Landwirtin, Mutter und stellvertretende FDP-Bundestagsfraktionsvorsitzende „live“ am Rednerpult vorgenommen. Doch das Bundes-Sicherheitspaket hielt sie in Berlin fest, und so kam auch ihre Botschaft vom Beamer.
Blick über den Tellerrand
Konrad ließ und lässt sich stets von der Frage leiten: Was kann ich tun? Sie frage nicht, was andere tun könnten. Sie riet zum Blick über den Tellerrand, zum Bemühen um attraktivere Arbeitsbedingungen und Mut zur Eigenverantwortung. Ihr Wunsch an die Politik: Wer sich einbringt und Leistung bringt, sollte größere Anerkennung als bislang genießen.
Anerkennung für Leistung. Die wurde dem Organisationsteam nach drei und erlebnisreichen Tagen gezollt. Donnerstags standen schon Schifffahrt und Erlebnisweinprobe auf dem Rhein auf dem Programm. Am Freitag gab es nach der Ehrung der Unternehmerfrau des Jahres 2024 Sektempfang, Festbuffet und Abendprogramm mit Beat & Move.
Bundesvorstand neu gewählt
Der Samstag stand dann morgens im Zeichen der Mitgliederversammlung. Da war man eine Dreiviertelstunde schneller als geplant, obwohl der Bundesvorstand komplett neu gewählt wurde. „Das gab es auch noch nicht,“ sagt die bisherige Schatzmeisterin Iris Leisenheimer, die sich über die einstimmige Entlastung ihrer Kassenführung freute. Mittags klang der Bundesverbandstag mit einem Kulturprogramm aus – Hildegard von Bingen, Germania und Vater Rhein waren die Themen von Führungen.
Organisationsteam plante ein ganzes Jahr
Ein ganzes Jahr lang hat ein Organisationsteam um die bisherige Schatzmeisterin im UFH-Bundesverband und zweite Landesvorsitzende, die bisherige Landesvorsitzende Heidi Schwaighofer und ihre Nachfolgerin Vanesa Thieltges mit einem guten Dutzende Helferinnen und den Bundesvorsitzenden die dreitägige Tagung vorbereitet. Fazit: Große Begeisterung allenthalben. Dank großzügiger Sponsoren unter anderem Krankenkassen aber auch Handwerkskammer Koblenz und Kreishandwerkerschaft Nahe-Hunsrück konnten die immensen Kosten einigermaßen gestemmt werden.
Auch Bundes- und vor allem Landesverband finanzierten mit. Für Tagungspauschale von 199 Euro, Hotelkosten und einzelne Positionen des Programms wie Schifffahrt und Führung waren im Schnitt 500 Euro pro Person fällig. Nach Magdeburg 2022, Passau 2023 und Bingen 2024 wird 2025 Berlin wohl noch teurer, schätzt Iris Leisenheimer. Besonders die Hotelkosten seien krass gestiegen. Dennoch lohne stets die Teilnahme, denn der Austausch und die fünf Workshops rund um die Handwerkszukunft seien für alle ein Gewinn gewesen. Leisenheimer dankt besonders für die Hilfe des UFH-Arbeitskreises Bad Kreuznach bei allen anfallenden Arbeiten von Tischdekoration bis Weinausschank auf dem Schiff.