Verband und BKI fordern Schutz für Feuerwehrleute
Ungeimpft in Feuerwehr-Einsätze: Aktive im Kreis Kreuznach auf der Palme
Ungeimpft zu Großeinsätzen wie am Samstag auf dem Bad Sobernheimer Domberg, als ein Kleinflugzeug abgestürzt war? Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute im Kreis Bad Kreuznach fühlen sich verschaukelt. Foto: Sebastian Schmitt
Sebastian Schmitt

Kreis Bad Kreuznach. Die Empörung auch bei den Feuerwehren des Kreises Bad Kreuznach wächst: „Es drohen ernste Schäden!“ Impfungen der ehrenamtlichen Aktiven lassen viel zu lange auf sich warten. Das Land muss darauf reagieren. Dem schließt sich Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur (BKI; früher: Kreisfeuerwehrinspekteur) Werner Hofmann an.

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„Warum kann sich das Landesgesundheitsministerium trotz zahlreicher Bitten, Hinweise und Appelle nicht zu einer gezielten, schnellen Impfung der Einsatzkräfte durchringen?“ Dadurch werde die Moral der Wehrleute beschädigt und sei ein langfristiger Exodus zu befürchten, warnen Frank Hachemer, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, und Norbert Jung (Nußbaum), Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Bad Kreuznach, in einem offenen Brief.

Viele Aktive erklärten, „dass sie langsam nicht mehr bereit sind, sich weiter freiwillig für eine Gesellschaft engagieren zu wollen, die gerade jetzt ihre ernsthaften Bedürfnisse ignoriert und auf die Seite schiebt“. Diese Ignoranz mache immer mehr Aktive und viele Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde „regelrecht wütend“.

Nach zahlreichen früheren Bekundungen, wie sehr man diesen ehrenamtlichen Einsatz schätze und brauche, „fühlen sich viele nun veräppelt und im Stich gelassen“, so Hachemer und Jung weiter. Sie fragen sich, wie die politisch Verantwortlichen künftig noch ernsthaft vor eine Gruppe Feuerwehrleute treten wollten, um ihnen zu sagen, wie wichtig man sie finde.

Beiden schwant noch Schlimmeres: „Wenn langfristig die Motivation zerstört wird und genug Leute hinschmeißen, steht letztlich unsere gesamte Sicherheitsarchitektur zur Disposition. Es geht um die Sicherheit der Bevölkerung!“

Ihr Vorschlag an Landkreistag sowie Gemeinde- und Städtebund vor: „Man muss wohl Verantwortliche dazu ermutigen, vor Ort zu entscheiden und Feuerwehrleute gezielt zu impfen.“ Es zähle auch nicht mehr das Argument, vulnerable Gruppen vorziehen zu müssen, denn: Wer noch so argumentiere, übersehe zwei Dinge. Erstens gehe ohne die Feuerwehr gar nichts. Ein Impfzentrum und auch ein Unternehmen könnten und dürften ohne Brandschutz und somit auch ohne eine funktionsfähige Feuerwehr gar nicht betrieben werden. Zweitens könne es nicht sein, dass manche Betriebe bereits ihre Belegschaften gezielt impften, während die Feuerwehr als deren Betriebsgrundlage weiter auf gut Glück in der allgemeinen Anmeldephase verharren müssten. Feuerwehrleute seien auch nicht weniger betroffen als etwa Rettungsdienstpersonal: „Ständig kommen unsere Wehrleute im Einsatz bei Unfällen oder bei der Rettungsdienst-Unterstützung in direkten Kontakt mit möglicherweise Infizierten: Es ist eine Farce, dass zwar Andere, aber unsere Ehrenamtlichen nicht geimpft werden!“ Außerdem müsse dringend der Schulungs- und Übungsdienst wieder laufen, „denn der liegt wegen Corona meist fast brach“. BKI Werner Hofmann nennt die ohnehin schon reduzierte Kreisausbildung und den momentan völligen Verzicht auf die Aus- und Weiterbildung von Atemschutzträgern.

Präsident Hachemer und Verbandsvorsitzender Jung fordern, „sich endlich der Schlüsselposition der ehrenamtlichen Feuerwehren zu besinnen und sofort mit gezielten Impfungen zu starten, um die Sicherheit der Impfungen der weiteren Bevölkerung zu gewährleisten“. Für BKI Hofmann bleibt ein Unding, dass die meisten der rund 2500 ehrenamtlichen Aktiven im Kreis noch nicht geimpft sind. Erschwerend komme hinzu, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Montag angekündigt habe, die Priorisierung der zu Impfenden ab 7. Juni aufzuheben. Feuerwehrleute gehörten bislang zu Gruppe 3. Und jetzt müsse sich der Feuerwehrmann ganz hinten anstellen, erklärt der BKI: „Das ist kein gutes Signal.“

Einerseits die noch fehlende Impfung, andererseits die merkliche Zunahme an großen Bränden und Unfällen. Er selbst, so Hofmann, der immer zu größeren Einsätzen gerufen wird, habe 2021 bereits 13 solcher Einsätze mehr gefahren als von Januar bis Mai 2020.

Und er versichert: Treffe das Plus an Impfstoffkontingent für die Aktiven ein, „sind wir an einem Wochenende mit allen unseren Aktiven im Kreisgebiet durch“. Man habe Feuerwehr-Ärzte und Sanitätskräfte, die bei Vorbereitung und Ablauf des Impfvorgangs helfen könnten.

Von unserem Redakteur Stefan Munzlinger

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