Diese Ansicht vertritt auch Julia Winschewski aus Bad Kreuznach. Die 25-jährige Studentin hat 2014 ihr Abi am Gymnasium an der Stadtmauer gemacht und sagt: „Nach dem Abi darf man Fehler machen. Vielleicht sollte man es sogar, nur so findet man heraus, was man machen will und wer man sein möchte.“
Die Kreuznacherin hatte Pläne nach dem Abi. Manche davon gingen auf, wie ihr Auslandaufenthalt in Thailand und Australien, andere strich sie schnell wieder von der Liste, nämlich International Business an einer Privatuni zu studieren. „Das war nichts für mich. Ich wusste es direkt“, schildert Julia Winschewski. Ein neuer Plan musste her: Sie schrieb sich an der JGU in Mainz ein, für Kulturanthropologie und Archäologie. Ein Kontrastprogramm zum ursprünglichen Plan, doch das Studium war bereichernd und ebnete den Weg für ihren Quereinstieg an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, an der sie seit September vergangenen Jahres Fernsehjournalismus studiert. „In der Oberstufe hätte ich niemals gedacht, dass ich es mal dorthin schaffe, das hätte ich mir niemals zugetraut“, erinnert sie sich zurück. Dass sie da heute ist, hat auch mit ihrem ersten Bachelor zu tun. „Mir war klar, dass es nach dem Abschluss nur zwei Optionen gibt: Entweder bleibe ich an der Uni oder ich gehe in die Medienwelt“, so die Studentin. Und das tat sie, denn ihre Vorliebe für Medien war nicht zu leugnen. Schon während der Schulzeit war das für viele offensichtlich, nur nie für sie selbst. „Sogar meine Chemielehrerin hat in unsere Abizeitung geschrieben, dass sie mich irgendwann im Fernsehen als Moderatorin sieht“, so Julia Winschewski. Auch wenn die Richtung jetzt erst einmal zum Journalismus und Filmedrehen geht. „Mich faszinieren die unterschiedlichen Bereiche, die einem geboten werden. Gerade beim Fernsehjournalismus liebe ich, dass man mit seinem Team unterwegs ist. Man muss sein Konzept haben, es vor Ort umsetzen und die Bilder einfangen“, ergänzt sie. Während der Zeit an der JGU hat die Studentin ihre ersten Praxiserfahrungen selbst in die Hand genommen und Praktika bei dem Magazin „essen und trinken“ und bigFM gemacht. Außerdem hat sie ehrenamtlich Beiträge für naheTV gedreht.
Dass sie sich für die Akademie entschieden hat, liegt vor allem daran, dass dieses Institut den Studenten eine Möglichkeit zum Quereinstieg gibt, das bringt einige Vorteile mit sich. Unter anderem, braucht man keinen Bachelor aus dem Film- und Fernsehbereich, um ein weiterführendes Studium zu machen. Zudem ist es eine Kunsthochschule, an der Praxis großgeschrieben wird. „Das ist ein großer Unterschied zu meiner Uni davor, denn meist gibt es an den Universitäten nur theoretische Vermittlungen, hier heißt es jetzt ,mach einfach mal'. Man wird ins kalte Wasser geworfen, aber dadurch haben wir auch unglaublich viele Freiheiten. Kommilitonen inspirieren sich gegenseitig, weil es ein sehr kreativer Campus ist, da wir eben aus allen möglichen Bereichen kommen“, schildert die Studentin. Das bedeutet aber auch: Hohe Anforderungen, die man besonders an sich selbst hat, denn an der Akademie regnet es Filmpreise. „Jeder möchte das Beste aus sich rausholen. Klar sind die Anforderung der Professoren hoch, aber wir selbst wollen, dass unsere Projekte besser und besser werden“, erzählt sie. Fragt man die 25-Jährige nach ihren beruflichen Zielen, dann sind da keine Fünf- bis Zehnjahrespläne, aber Vorstellungen: „Dass man das Glück hat und vielleicht über ein Thema stolpert, was relevant ist und man einen tollen Film darüber drehen kann. Es muss ein Thema sein, bei dem die Leute ein Recht darauf haben, mehr darüber zu erfahren und das im besten Fall inspiriert.“ Wenn sie den jetzigen Abiturienten einen Ratschlag mitgeben müsste, dann wäre es dieser: „Mein zukünftiger Job macht mich nicht reich, aber ich habe ihn aus Leidenschaft gewählt und ich glaube, das ist der Schlüssel zum Geheimnis. Man sollte nie das tun, was man aufgezwungen bekommt oder weil man es nur macht, weil man denkt, da verdiene ich gutes Geld. Probiert euch aus, entscheidet euch für das, woran ihr Freude habt und steht dahinter.“
Worum dreht sich die Serie „Auf Anfang, bitte?“
Die neue Serie „Auf Anfang, bitte!“ porträtiert Menschen, die einen beruflichen Neuanfang wagen. Wieso haben sie nach langjähriger Erfahrung den Schritt gewagt, oder wieso kam die Entscheidung erst jetzt? Vielleicht steht auch jemand vor einigen Fragezeichen, hat viele Jahre Schule hinter sich und muss sich jetzt durch den „Dschungel“ einer universitären Ausbildung wühlen oder Entscheidungen treffen, die während einer Schullaufbahn nie Thema waren. „Auf Anfang, bitte!“ soll Menschen Blicke hinter die Kulissen gewähren, mit Klischees aufräumen und jungen Leuten eine neue Perspektive aufzeigen, auf das, was möglich ist.